Kapitel 43

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Ich stand vor dem Spiegel in unserem Schlafsaal und betrachtete mich ein weiteres Mal. War die schwarze Bluse wirklich die richtige Wahl für diese Weihnachtsparty?

Die Haare hatte ich zurückgebunden, aber damit fühlte ich mich nicht wohl. Es kam mir vor, als würden meine ganzen Narben gelb schimmern und so jeden Blick auf sich ziehen. Genervt stöhnte ich auf und zog das Band aus meinen Haaren. Ich ließ sie vor meine Ohren fallen und drapierte sie, wie einen schützenden Schleier, vor die Narbe an meiner Augenbraue.

Dann zog ich einen Schal aus meinem Koffer und wickelte ihn um meinen Hals. Einen Moment betrachtete ich mich wieder im Spiegel, doch dann zog ich das Stück Stoff von meinem Hals. Das war zu viel. Stattdessen stellte ich den kleinen Kragen meiner Bluse auf, um den Blick auf meinen Hals etwas zu trügen.

Mein Blick fiel erneut auf meine Beine. War der Rock wirklich die richtige Wahl? Ganz sicher nicht. Mit schnellen Griffen hatte ich eine Jeans aus meinem Koffer gefischt und gegen den Rock ausgetauscht. Meine Füße steckte ich in Stiefel, welche bis zur Mitte meiner Schienbeine gingen.

Wieder ein Blick in den Spiegel. Dieses Mal war ich jedoch nicht allein. Mein Hauslehrer stand hinter mir und betrachtete meine Outfitwahl. Erschrocken riss ich die Augen auf und starrte ihn an. „Sie sind schon so lange mit Mister Zabini zusammen. Es war bestimmt nicht nötig, so lange fürs Anziehen zu brauchen", sagte er und sah hochnäsig zu mir hinunter.

Ein Wimpernschlag später saß ich wieder auf dem Stuhl in Snapes Büro. Mein Hauslehrer hatte die Arme verschränkt und sah mürrisch auf mich hinab. „Haben Sie mir gerade beim Umziehen zugesehen?", keuchte ich und versuchte, das eben Geschehene zu verarbeiten. „Nein", war alles was er dazu sagte.

„Was war das?" fragte ich weiter und entlockte meinem Haulehrer einen ungläubigen Laut. „Denken Sie doch mal nach", forderte er und sah mich durchdringend an. „Haben Sie meine Gedanken gelesen?"

„Erinnerungen, ich habe Ihre Erinnerungen gelesen, wenn Sie es so sagen möchten", verbesserte mein Professor und ich verschränkte trotzig die Arme. „Dazu haben Sie kein Recht!"

„Trotzdem ist es mir möglich und dem dunkeln Lord auch. Deshalb müssen Sie ihren Geist verschließen. Das ist Okklumentik und in Ihrer Situation ein Muss." Professor Snape hatte seine Stimme etwas erhoben und ich zuckte unter seinem fordernden Ton zurück.

„Also verschließen Sie ihren Geist", forderte er und ich wurde wieder aus dem kleinen, düsteren Büroraum gerissen.

Ich war auf dem Astronomieturm und konnte über die Ländereien von Hogwarts sehen. Der Wind zog leicht an meiner Kleidung und ich steckte mir einen sauren Wurm in den Mund. An dem Abend hatte ich wirklich viel Süßkram gegessen.

Eine andere Hand kam zum Vorschein und schnappte sich eine Leckerei aus der Tüte. Verwirrt hob ich den Blick und entdeckte Draco. Er saß neben mir und lächelte vorsichtig. „Besser?" hörte ich mich fragen und er nickte. „Danke", sagte er mit vollem Mund.

Reden wir immer noch nicht?" fragte ich weiter, während mein Blick zurück auf die Ländereien wanderte. „Worüber willst du denn reden?" erwiderte er und in seiner Stimme lag eine seltsame Anspannung. Er wusste, worüber ich liebend gern sprechen würde und ich wusste, dass er darüber nicht sprechen wollte.

Ähm...", machte ich unelegant, um Zeit zu schinden, „Irgendwie schade mit den Wolken, oder?" Ich zeigte auf den trüben Himmel und der Blick des Blonden folgte meinem Finger. „Keine Ahnung", meinte er und sah leicht verwirrt aus.

Naja, ich finde es schöner, wenn man die Sterne sehen kann. Wir können froh sein, dass wir heute kein Astronomie haben, meinst du nicht auch?" fragte ich weiter und entlockte Draco damit ein leises Lachen. „Da hast du recht."

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now