Kapitel 68

28 5 1
                                    

„Also, dann los", hauchte Daphne und drückte Brandon einen letzten Kuss auf die Wange. Blaise und mich zog sie nacheinander in ihre Arme. „Viel Glück", meinte sie, straffte die Schultern und folgte Professor Slughorn. McGonagall hatte die Organisation übernommen und jeden von uns in einen anderen Teil des Schlosses geschickt. So ganz vertraute sie uns wohl nicht.

„Verliert nicht euren Zauberstab", scherzte Brandon und schlug bei Blaise und mir ein. Dann verschwand auch er. „Colin wäre stolz auf dich", meinte ich leise und zog Blaise in eine kräftige Umarmung. „Ich weiß", murmelte er und legte die Arme ebenfalls um mich.

In diesem Moment realisierte ich erst, dass es unsere letzte Umarmung sein könnte. Heute Abend würde es zu einem Kampf kommen. Da gab es keinen Zweifel.

Plötzlich versteifte sich Blaise in meinen Armen und als ich mich zurücklehnte, um ihn anzusehen, starrte er auf einen Punkt hinter mir. Sein Mund stand leicht offen und er hielt die Luft an. Dann, ganz plötzlich, zogen sich seine Lippen zu einem Lächeln und er stieß mich zur Seite. Ich stolperte, als er losrannte und folgte ihm irritiert mit dem Blick.

In der Tür zur Großen Halle war Colin aufgetaucht und sah nicht weniger überrascht aus, Blaise zu sehen. Ich freute mich, als die beiden sich ohne Scheu um den Hals fielen und lächelte stumm vor mich hin.

Doch diese Freude war nur von kurzer Dauer. Das Ziehen in meinem Magen setzte wieder ein und die Sorge, dass es ihr letztes Treffen sein würde, schnürte mir die Kehle zu. Ich hatte das Bedürfnis, auch mit meinen anderen Freunden nochmal zu sprechen, auch wenn ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

Die ersten hatten die Große Halle bereits verlassen und waren auf dem Weg zu ihren Posten. Ich entdeckte die Zwillinge, wie sie feixend auf den Gang verschwinden wollten und lief ihnen mit großen Schritten hinterher.

„Jungs", rief ich und die Zwillinge drehten sich um. „Lou, was gibt's? Bist du auch für die Geheimgänge zuständig?" fragte George lachend, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich bin am Astronomieturm. Ich wollte nur... also...", stotterte ich, aber konnte mich nicht entscheiden, was ich sagen sollte.

„Keine Sorge, wir sehen uns wieder", grinste Fred und legte mir eine Hand auf die Schulter. Die Zwillinge hatten sich zu mir hinunter gebeugt, damit sie mich besser verstehen konnten und bevor sie sich abwandten, zog ich sie an mich. Kurz waren sie überfordert, doch dann erwiderten sie die Gruppenumarmung.

„Jetzt müssen wir aber wirklich los", meinte Fred irgendwann und schob mich von sich. „Hau sie um, Kleine", lachte George kopfschüttelnd und dann verschwanden die beiden mit großen Schritten ins Treppenhaus. Ihnen wird nichts geschehen. Wir hatten in der DA viele Zauber gelernt. Jeder von uns konnte sich verteidigen.

Als ich meinen Blick über die Schulter ein letztes Mal zur Großen Halle wandern ließ, entdeckte ich Neville. Er war mit Seamus beauftragt worden, die Brücke zum Steinkreis zu zerstören. Ich musste schlucken. Es war schon viel zu lange her, dass ich mit dem Gryffindor gesprochen hatte.

Zwar dachte ich, dass er ebenfalls bei mir gewesen ist, als ich wegen des Giftes ohne Bewusstsein war, doch sicher war ich mir nicht. Ich glaubte, mich an seine Stimme zu erinnern, aber Snape hätte ihm bestimmt nicht erlaubt, zu mir zu gehen. Wie hätte Neville überhaupt von der Vergiftung erfahren sollen. Der Einzige, der es hätte erzählen können, war Blaise und ihm war es wegen der neuen Schulregeln untersagt.

„Neville?" rief ich und jagte ihm und Seamus nach. Ich beobachtete, wie Seamus mich entdeckte und Neville am Arm anstieß. Er wies in meine Richtung und verschwand dann mit einem Grinsen auf den Lippen.

„Lou", strahlte Neville, als ich schwer atmend vor ihm stehen blieb. „Ihr lauft aber schnell", meinte ich und stützte mich auf meinen Knien ab. „Du bist wohl doch noch nicht wieder ganz fit nach der Sache mit dem Gift", erwiderte der Gryffindor und zuckte mit den Schultern. „Woher weißt du davon?" Verwirrt legte ich den Kopf schief und er lachte leise. „Blaise hat mir davon erzählt und mich manchmal mitgenommen", gestand er und kratzte sich im Nacken.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now