Epilog

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Leise schlich ich durch den schmalen Flur auf den Raum zu, indem sich unsere Gäste versammelt hatten. In dem langen, weißen Kleid war ich nicht gerade unauffällig, aber ich wollte unbedingt einen kurzen Blick riskieren. Die goldenen Ornamente schimmerten jedes Mal, wenn ich an einem der großen Fenster entlang lief und die Sonne auf mein Kleid traf.

Zum wiederholten Mal rieb ich den Schweiß meiner Hände am Stoff des blau karierten Taschentuchs ab. Der Stylist hatte es mir gegeben, nachdem er es nicht mehr ertragen konnte, wie sehr das Kleid unter meiner Nervosität leiden musste.

Ich biss mir auf die Unterlippe und hätte mich im nächsten Moment dafür ohrfeigen können. Wie oft hatte mir die Make-Up Artistin gesagt, ich solle das lassen?

Ich warf einen schnellen Blick in die Spiegelung des Fensters, aber mein Lippenstift schien in Takt zu sein.

Je näher ich der Holztür kam, umso besser konnte ich die Gespräche unserer Gäste hören. Ich atmete tief durch und schielte durch einen schmalen Spalt ins Innere. Tatsächlich war der lange Raum bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter der Decke spannten sich mehrere Lichterketten, die das dunkle Holz in warmes Licht tauchten.

„Was suchst du hier? Du bist noch nicht fertig", meckerte Daphne und schob sich in mein Blickfeld. Sie stemmte die Hände in die Hüften, sodass sich das hellblaue Kleid über ihren dicken Bauch spannte.

„Auf, zurück in deine Kammer", befahl sie und scheuchte mich lachend in die Richtung, aus der ich gekommen war. „Aber ich wollte doch nur mal gucken", meinte ich, folgte aber ihrer Anweisung.

„Und was, wenn dein Bräutigam dich hier erwischt hätte? Das bringt Unglück in der Ehe", erklärte sie neunmalklug und schob mich durch die schmale Holztür zurück in meinen Ankleideraum. „Also ist er hier?" fragte ich unsicher und unterdrückte den Drang, mir erneut auf die Unterlippe zu beißen.

Seit fast zwei Tagen hatte ich ihn jetzt nicht mehr gesehen. Ich knotete das Taschentuch in meinen Händen und ließ den Blick in den großen Spiegel wandern. Seit wir die Schule beendet hatten, waren wir nicht mehr so lange voneinander getrennt gewesen.

„Wie stellst du dir das vor, wenn er im September nach Hogwarts geht? Da könnt ihr euch auch nicht mehr jeden Tag sehen", lachte Daphne und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht bekomme ich den Posten als Astronomielehrerin. Professor Sinistra ist schließlich auch nicht mehr die Jüngste", erwiderte ich und zuckte mit den Schultern „Hast du endlich deine Bewerbung abgeschickt?" rief Daphne glücklich und drückte mich an sich.

Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, aber es dann doch nie getan. Anfangs unter dem Vorwand, darauf zu warten, dass die Stelle offiziell ausgeschrieben wurde, aber eigentlich hatte ich nur Angst. Ich wusste nicht, ob es wirklich der richtige Weg für mich sein würde, aber im Ministerium war ich schon lange nicht mehr zufrieden.

„So, aber jetzt wird erstmal geheiratet", grinste die Blonde und schob mich von sich. Sie hielt meinen Schleier in der Hand und ich neigte den Kopf nach vorne, damit sie ihn in meine Haare stecken konnte. Dann trat sie zurück und betrachtete mich zufrieden.

Ein leises Klopfen war zuhören und dann steckte Brandon seinen Kopf zur Tür hinein. „Na, wie weit seid ihr?" Er hatte seine Haare in den letzten Jahren lang wachsen lassen und verbarg mit ihnen geschickt die Verbrennungen auf seinem Gesicht.

„Wir sind gerade fertig geworden", erklärte Daphne stolz und griff nach meiner Hand. Sie drückte sie zuversichtlich und holte dann den Brautstrauß aus der Vase in der Ecke.

„Na, dann hole ich mal deinen Vater", grinste Brandon und verschwand. Ich wischte mir noch ein letztes Mal den Schweiß von den Händen und tauschte dann das Taschentuch gegen den Blumenstrauß.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now