Einen Moment herrschte Stille und dann humpelte der Mann mit dem magischen Auge auf mich zu. Seine Gestalt überragte mich und sein intaktes Auge starrte mich wütend an. Sein Zauberstab war drohend auf mein Kinn gerichtet, aber ich wich nicht zurück.

„Mad-Eye", riefen die Zwillinge wie aus einem Mund und tauchten an meinen Seiten auf. Sie versuchten, sich schützend vor mich zu schieben, aber der ältere Mann ließ das nicht zu.

„Wir haben sie mitgebracht. Sie stand heute vor der Tür und wollte helfen", erklärte George so schnell, dass ich Mühe hatte, seine Worte zu verstehen. Vielleicht lag es aber auch am Rauschen des Blutes in meinen Ohren.

„Und das kam euch nicht seltsam vor? Dass sie genau heute vor der Tür stand und helfen wollte?" donnerte Mad-Eyes Stimme und jeder Anwesende zuckte erschrocken zusammen.

„Sie ist keine Todesserin."

„Sie gehört zu uns."

„Sie ist auf unserer Seite."

Mehrere Stimmen warfen leise Verteidigungen für mich ein, aber keine überzeugte den Mann. Er drückte weiter seinen Zauberstab unter mein Kinn.

Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er genau wusste, wer ich war. Vielleicht kannte er mich nicht persönlich, aber er wusste auf jeden Fall meinen Namen.

„Ich nehme den Platz und helfe euch", wiederholte ich mein Angebot ruhig und hielt dem Blick von Mad-Eye stand.

Ich konnte verstehen, woher er diesen Spitznamen hatte. Sein magisches Auge fand keine Ruhe. Es drehte und wendete sich, immer auf der Suche nach einer Gefahr.

„Wollt ihr wirklich jemanden, der zu feige ist überhaupt aufzutauchen oder nehmt ihr die, die freiwillig erscheint und ihre Hilfe anbietet?" fragte ich und zog meinen Zauberstab aus der Innentasche meines Umhangs.

Diese Geste machte Mad-Eye nur noch nervöser. Als ich ihm dann auch noch den Griff hinhielt und stumm dazu aufforderte, ihn zu nehmen, wurde er noch misstrauischer.

„Wie hast du davon erfahren?" Kleine Tröpfchen trafen mein Gesicht, so nah war er mir mittlerweile, doch ich zwang mich, immer noch nicht zurückzuweichen.

„Ich sag mal, wir haben einen gemeinsamen Freund."

„Mad-Eye, wir haben keine Zeit mehr", mischte sich jemand ein, doch ich wagte nicht, meinen Blick auf ihn zu richten, nicht solange ich einen Zauberstab am Kinn hatte.

„Na gut, aber du bleibst immer in meiner Nähe. Ich behalte dich im Auge", zischte mein Gegenüber und endlich entfernte sich der Druck von meinem Kinn.

„Natürlich."

Ich nahm seine Worte ernst und so stolperte ich ihm hinterher, als er sich zurück zum Kamin kämpfte.

„Also dann los", rief er und humpelte aus dem Haus hinaus.

Erst jetzt fielen mit die Thestrale auf, die auf der Wiese grasten oder die Besen, die neben der Tür lagen. Wie hatte ich bei meiner Ankunft das riesige Motorrad mit dem Beiwagen nicht bemerken können?

„Du nimmst den hier", knurrte Mad-Eye und hielt mir einen alten Besen unter die Nase, „Hoffen wir, dass du das kannst."

„Ich bin noch nicht sehr oft geflogen", gestand ich kleinlaut und nahm das Holz entgegen.

„Aber sie ist gut, hat mich bei ihrem ersten Flug beinahe abgehangen", mischte sich George ein und klopfte mir zuversichtlich auf die Schulter.

„Und sie hat sogar beinahe ein Quidditchspiel gewonnen", meldete sich Ginny zu Wort, „Sie macht das schon."

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now