„Sie konzentrieren sich erstmal auf ihre Apparierprüfung nächste Woche."

„Aber ich habe doch keine einzige Übungsstunde mitgemacht. Mein Plan war, die Prüfung im August mit den anderen zu wiederholen. Außerdem darf ich doch noch gar nicht. Ich bin noch nicht volljährig."

„Sie sollten an Ihrem siebzehnten Geburtstag die Erlaubnis haben, zu apparieren, deswegen sollten Sie jetzt schon Ihre Prüfung absolvieren", erwiderte mein Hauslehrer, „Das Apparieren ist eine gute Möglichkeit, um schnell aus einer Gefahrensituation zu verschwinden. In Ihrer Position eine sehr wichtige Fähigkeit."

„Ändert nichts an der Tatsache, dass ich keine Ahnung habe, wie das geht."

„Sie sind bereits appariert", erinnerte mich Professor Snape.

„Einmal und unbewusst!"

„Sprechen Sie mit Ihren Klassenkameraden und vertrauen Sie auf Ihr Gefühl. Sie schaffen das." Die Worte klangen so zuversichtlich und gleichzeitig so falsch.

Besonders, weil Professor Snape es war, der mir Mut zusprach. So ein Verhalten hätte ich nie von ihm erwartet und dementsprechend überfordert war ich mit dieser Situation.

„Und das Verschwindekabinett?" lenkte ich deshalb ein.

„Ich spreche mit dem Schulleiter."

Damit schien das Thema für meinen Hauslehrer beendet, denn er öffnete die Tür zu seinem Büro mit dem Wink seines Zauberstabs.

Das Gespräch hatte mir irgendwie nicht wirklich geholfen. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass Professor Snape einmal mit dem Finger schnipste und das Verschwindekapinett verschwand?

Am Nachmittag der Apparierprüfung herrschte rege Aufregung. Ich hatte mich mit den volljährigen Sechstklässlern, die heute ihre Prüfung ablegen würden, vor der Großen Halle eingefunden und wartete.

Tatsächlich stand mein Name auf der Liste, obwohl ich mich nie eingetragen hatte. Es schien Professor Snape wirklich ernst damit zu sein.

„Lucinda? Was machst du denn hier?" fragte Daphne und tauchte neben mir auf. Ich war für einen kurzen Moment überrascht, dass sie mich ansprach.

Hinter ihr entdeckte ich Brandon, welcher ihr die Arme um die Schultern gelegt hatte und mich anstrahlte. Anscheinend hatten sie sich wiedergefunden.

„Die Prüfung, sieht man doch", antwortete ich und versuchte, ihr ein kleines Lächeln zu schenken. Mir war etwas mulmig zu Mute. So unvorbereitet war ich noch nie in eine Prüfung gegangen und ich konnte vor meinem inneren Auge schon das Desaster sehen.

„Warst du denn in den Übungsstunden dabei? Ich habe dich gar nicht gesehen", überlegte die Blonde und runzelte die Stirn.

„Nein, und dementsprechend mies geht es mir gerade auch. Kannst du mir vielleicht erklären, wie das geht?"

„Warte, du hast keine Ahnung und willst trotzdem die Prüfung versuchen? Weißt du wie gefährlich das ist?" Erschrocken riss Daphne die Augen auf und auch Brandon musterte mich besorgt.

„Bist du denn schon volljährig?" fragte er. Mein Geburtstag war hier irgendwie eine Art Geheimnis. Ich hatte nie besonders viel Wert darauf gelegt und ihn wie jeden anderen Tag auch verbracht.

„Erklärt mir bitte einfach, wie das geht", meinte ich und biss mir auf die Unterlippe. Ich wollte nicht hören, wie gefährlich das sein konnte oder, dass ich eigentlich noch nicht alt genug für die Prüfung war.

Daphne und Brandon wechselten einen Blick, dann atmete die Blondine tief durch. „Also, wir wurden bei der Übung ständig auf die goldene Dreierregel hingewiesen: Ziel, Wille, Bedacht. Und dann war es eigentlich nur üben, üben, üben."

Lucinda - The Mask of a SlytherinWhere stories live. Discover now