„Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, warum ich hier bin, Sir", erklärte ich wahrheitsgemäß und wandte mich an meinen Hauslehrer. „Professor Snape hat mich ohne eine Erklärung hergeschleppt."

Auch der Schulleiter drehte sich nun zu dem Professor und sah ihn abwartend an. Ich strich meinen Rock glatt und knotete unruhig meine Hände.

„Der dunkle Lord hält sie für wichtig. Fast so wichtig wie Potter, aber auf eine andere Art und Weise."

Fassungslos starrte ich Snape an. Voldemort hält mich also tatsächlich für wichtig? Ich bin doch nur eine ganz normale Schülerin. Und was meinte er, mit einer anderen Art und Weise? An Harry wollte er Rache üben, dafür, dass er ihn als Kind nicht töten konnte. Wollte er mich auch töten?

„Voldemort zeigt großes Interesse an Ihnen?" fragte Dumbledore wieder an mich gewandt. Mir kam das Gespräch von Weihnachten vor einem Jahr in den Sinn. Snape hatte es in meinen Erinnerungen ebenfalls gesehen. Kam er deswegen zu dem Entschluss, dass ich wichtig war oder hatte Voldemort mit ihm darüber gesprochen? Schließlich war er regelmäßiger Gast im Manor.

„Keine Ahnung", hauchte ich nach kurzem Überlegen auf Dumbledores Frage. Dieser sah überrascht aus. Als müsste ich wissen, dass Voldemort mich für wichtig hielt. Klar, kam ich mit vielen Dingen davon, für die andere wohl von ihm getötet wurden. Aber ich habe es immer darauf geschoben, dass er meine wahren Überzeugungen nicht kannte.

„Er hält sie für einen Schlüssel in seinem Kampf", bestärkte Snape seine Vermutung und wieder riss es meinen Blick zu ihm.

„Bitte was?" Meine Stimme war so leise, dass keiner der Männer mich wahrnahm. Perplex ließ ich mich in einen der Stühle neben mir sinken.

Ich, ein Schlüssel im Kampf? Das war unmöglich. Ich war eine einfache Teenagerin, die versuchte, ihren Weg in dieser schrecklichen Welt zu finden und sich dabei viel zu viel aufhalste.

„Und langsam glaube ich, dass er recht hat. Wir sollten uns nicht ausschließlich auf Potter beschränken. Sie kann helfen", bemerkte Snape und zog mich somit zurück aus meinen verworrenen Gedanken.

„Wie kommen Sie zu der Erkenntnis, Severus?" Die Ruhe und Gelassenheit in Dumbledores Stimme erweckte den Anschein, als wäre es ihm eigentlich ziemlich egal, was mit mir geschah.

Vielleicht keimte dieses Gefühl auch nur in mir auf, weil ich Snapes Erinnerung gesehen hatte und wusste, dass Dumbledore mich nur wegen meines Hauslehrers wieder in Hogwarts aufgenommen hatte.

„Ich glaube, es steckt mehr dahinter, als das unbemerkte belauschen eines Gesprächs oder das Umstoßen von Tischen ohne Zauberstabanwendung", erklärte Snape und ich stieß frustriert die Luft aus. Jetzt hatte also nicht nur er meine Erinnerungen gesehen, sondern sie auch noch an Dumbledore weitergegeben. Das alles ging die beiden doch überhaupt nichts an.

„Dann erzählen Sie mal, Miss Gaunt. Sind in Ihrem bisherigen Leben ähnliche Dinge vorgefallen, wie jene, die Professor Snape soeben aufgezählt hat?"

Beide Männer sahen mich abwartend an und ich rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her. Als nichts weiter geschah, zuckte ich mit den Schultern. Woher sollte ich das wissen? Wie sollte ich entscheiden, was zufällig geschehen war und was ich unbewusst gezaubert hatte.

Die einzige Situation, die mir einfiel, war das apparieren aus der Gasse neben dem Tropfenden Kessel. Aber Blaise hatte mir bereits erklärt, dass das normal sein könnte, wenn man sich in die Enge getrieben fühlte.

Das Glitzern von Dracos Wunden auf dem Boden der Toilette wollte ich nicht erwähnen. Schließlich war ich mir dabei nicht sicher. Das hatte ich mir bestimmt nur eingebildet. Genauso die Funken, als ich im Sommer auf das Geländer vor dem Versteck geschlagen hatte.

Lucinda - The Mask of a SlytherinKde žijí příběhy. Začni objevovat