Zurück im Dorf

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Kaum hatten wir den Strand erreicht, setzten sich unsere Körper wieder zusammen. Doch sobald ich mit den Füßen wieder auf festem Boden stand, sackte ich aufgrund der Schwerkraft zusammen. Unter Wasser war es doch ganz anders gewesen.
Zhongli zuckte und fing plötzlich an, heftig zu husten.
Besorgt sprang ich wieder auf die Beine, wobei ich fast erneut zu Boden klatschte und klopfte auf Zhongli's sich krümmenden Rücken. ,,Alles in Ordnung?" Er hustete und hustete, während er sich eine Hand vor den Mund hielt.
Er trug wieder seine normale Kleidung, den braunen Anzug, während ich immer noch meine Badesachen trug. Wie kann er seine Kleidung ändern?

Nach wenigen Sekunden hatte er sich erholt und atmete nun nur noch etwas beschwerlich. ,,Das Meer war noch nie mein Lieblingsort gewesen. Sagen wir, aufgrund der Vergangenheit stößt mein Körper es automatisch ab." Ich nickte verständnisvoll und streichelte seinen Rücken. ,,Danke." Ich lächelte etwas schief. ,,Danke, dass du gekommen bist, obwohl es so schwer für dich war."

Ich wusste, dass es meine Schuld war. Nur wegen mir musste er all das erleiden. Zhongli sah mich einen Augenblick an, dann zog er mich in seine Arme. ,,Ich kann dich wirklich nicht mehr aus den Augen lassen."
Seine warme Umarmung beruhigte mich etwas.
Zhongli schob mich sanft von sich. ,,Du solltest nun diese Risse dort entfernen." Er deutete auf die Kiemen an meinem Hals. ,,Sie stören mich."

Ich nickte hastig und betrachtete die graue Kugel, die ich immer noch in der Hand hielt. Sie sah absolut unappetitlich aus. Zhongli dachte wohl das Gleiche, denn er blickte ziemlich angewidert drein.
Misstrauen stieg in mir auf. ,,Und wenn es Gift ist?" Aber dann würde Osial's Handeln keinen Sinn ergeben. ,,Vergiss es, es ist kein Gift."
Gerade, als ich die Kugel in meinen Mund schieben wollte, wurde sie mir vor der Nase weggenommen. Mein Gegenüber biss vorsichtig davon ab und kaute konzentriert darauf herum.

Empört blinzelte ich ihn an. ,,Und wenn es nicht mehr reicht, um die Kiemen vollständig zu entfernen??"
Zhongli sah mich kurz an, dann steckte er mir das, was übrig geblieben war, grob in den Mund.
Vor Überraschung kniff ich die Augen zu, der Geschmack war wirklich widerlich. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich plötzlich Zhongli auf mich zukommen. Ohne Vorwarnung presste er seine Lippen auf meine, eine seiner Hände lag auf meiner Wange.

Ich keuchte in den plötzlichen Kuss hinein, meine Hände legten sich automatisch auf seine Brust. Seine Zunge glitt in meinen Mund, gab mir den Rest der grauen Kugel und zog sich wieder zurück.
Ich war so abgelenkt, dass ich nicht mal mehr den bitteren Geschmack beachtete. Meine Konzentration lag einzig und allein auf den warmen Lippen, die meine liebkosten. Zähne strichen gegen meine Lippen, zusammen mit Zhongli's heißem Atem. ,,Schlucken~"
Ich tat wie mir befohlen und kurz darauf spürte ich ein leichtes Ziehen an meinem Hals. Die Kiemen verschwanden.

Zhongli löste sich von mir, sah kurz in meine Augen, dann auf meinen Hals und beugte sich hinunter. Nun streichelten seine Lippen meinen Hals, genau an der Stelle, die vorher noch uneben war. Mein Herzschlag verdoppelte sich.
,,Zhongli?" Nervös hielt ich den Atem an, während der Braunhaarige seelenruhig zu mir aufsah. ,,Hm?" Damit senkte er wieder den Kopf und küsste meine Halsschlagader.
Ich biss mir auf die Unterlippe, legte meine Hände an seine Schultern und drückte ihn sanft von mir weg. ,,Wir haben keine Zeit dafür."
Auch wenn ich ihn gerne hätte weitermachen lassen wollen, gab es im Momente dringendere Dinge.

Seufzend nickte er. ,,Du hast recht, gehen wir zurück ins Dorf." Ich nickte, er ergriff meine Hand, wir lösten uns auf und flogen geradewegs zum Dorf. Dabei sah ich die Ruinen, bei denen wir auf die Hilichurle gestoßen waren. Ob ich Lebewesen auch versteinern könnte?

Kurz vorm Dorfeingang, wo keine Menschenseele weit und breit zu sehen war, landeten wir und liefen entspannt weiter. Zhongli war tief in Gedanken versunken. Er schien über das nachzudenken, was bei Osial passiert ist.
Vorsichtig zog ich ihn aus seinen Überlegungen. ,,Was denkst du? Wäre es besser, wenn wir Childe einweihen?"
Zhongli seufzte schwer. ,,Wir können ihm nicht länger alles verheimlichen, schließlich ahnt er bereits, dass hier etwas Größeres von statten geht. Ja, ich denke, wir sollten ihm alles erzählen."
Überrascht blickte ich zu ihm hoch, er lief neben mir, wobei ich merkte, dass sein Blick, als dieser meinen kreuzte, entschlossen war.

,,Auch wer du bist?" Zögerlich starrte ich auf die hölzerne Hängebrücke, die wir gerade überquerten. Wieder ertönte ein Seufzen, diesmal aber hinter mir, weil die Brücke nicht breit genug war.
,,Ich fürchte, daran kommen wir nicht vorbei. Früher oder später wird er es so oder so erfahren." Plötzlich ergriff er meine Hand und drückte sie sanft. ,,Mach dir keinen Kopf, Y/n. Sollte etwas schiefgehen - das sollte es nicht - aber wenn doch, dann werde ich wieder Ordnung schaffen."
Ich sah kurz zu ihm nach hinten, erwiderte das Lächeln, das seine Lippen formten, nickte und er ließ meine Hand wieder los.

Meine Augen waren wieder nach vorne gerichtet. ,,Ich vertraue Childe. Er wird uns nicht in den Rücken fallen, nein, so einer ist er nicht. Heißen wir ihn als vollwertiges Teammitglied willkommen. So kommen wir schneller ans Ziel, oder nicht?" Zhongli stimmte mir zu und ich lächelte fröhlich vor mich hin, froh darüber, dass es weniger Geheimnisse geben würde.

Einige Meter vor unserer Hütte sah ich bereits Childe, der, scheinbar nervös, hin und herlief, während Zhi entspannt daneben an einem Tisch saß und in einem Buch herumblätterte. Beide trugen ebenfalls normale Alltagskleidung. Toll, ich bin die einzige leicht Bekleidete hier. Dazu triefte ich auch noch ein wenig. Wenn ich mich nicht bald umzog, würde ich mich erkälten. Konnte ich mich erkälten?
Noch hatten sie uns nicht bemerkt.

Leise flüsterte ich zu Zhongli: ,,Wie viel wissen sie eigentlich über mein Verschwinden?"
Während er antwortete, ließ er die beiden nicht eine Sekunde aus den Augen. ,,Wir haben deinen Schrei gehört, sind zum Wasserfall geeilt und haben dich nirgends gesehen. Dann habe ich Childe aufgefordert, Zhi ins Dorf zu bringen, während ich nach dir suche. Mehr wissen sie nicht."

Ich nickte nachdenklich, unsere Schritte hatten sich verlangsamt. ,,Und was sagen wir ihnen jetzt?"
,,Childe werden wir später die Wahrheit erzählen. Sagen wir vorerst, du wärst ins Wasser gefallen."
Ich nickte und wir liefen direkt auf die beiden zu.

Sobald Childe uns erblickte, kam er auf mich zugerannt, packte meine Schultern und betrachtete mich von oben bis unten. ,,Bist du verletzt?!" Er wirkte sehr besorgt, seine Augen waren geweitet, die Pupillen ganz klein.
Ich verneinte es, als er mich plötzlich in seine Arme zog. Seine Hand streichelte meinen Hinterkopf. ,,Ich dachte schon, ich hätte dich verloren ..." Er klang traurig und erleichtert zugleich.
Vorsichtig klopfte ich ihm auf den Rücken, meine nassen Haare befeuchteten seine Kleidung.
Die Zeit muss für ihn in den letzten Stunden ziemlich langsam vergangen sein.

,,Du übertreibst, Childe. Y/n stirbt schon nicht so schnell. Außerdem ist Zhongli ihr doch zu Hilfe geeilt." Über Childe's Schulter hinweg sah ich, dass Zhi ihr Buch zusammengeklappt hatte und nun zu uns lief. Zhongli stimmte ihr zu. ,,Ja, du unterschätzt nicht nur Y/n, sondern auch mich." Er packte ihn an der Schulter und zog ihn von mir weg.
Childe rieb sich den Hinterkopf, dann sah er mich erneut prüfend an. ,,Der Schrei klang so schmerzerfüllt - ich kenne mich mit Schreien aus - wie kann ich mir da keine Sorgen machen?"

Den Teil mit 'Ich kenne mich mit Schreien aus' wollte ich hinterfragen, jedoch funkte Childe in mein Vorhaben. ,,Was ist eigentlich passiert?" Diese Frage ging gezielt an mich. Ich wollte ihm gerade die Lüge erzählen, die Zhongli und ich vorbereitet haben, als Zhi mir zuvorkam. ,,Da war ein Angler im Bambuswald." Childe drehte sich neugierig zu ihr hin, während sie fortfuhr: ,,Y/n ist zu ihm gegangen, um ihn vor den Schatzräubern zu warnen, da muss sie von einem Wildschwein ins Wasser gestoßen worden sein." Nun war sie es, die mich von oben bis unten musterte. ,,Das würde zumindest erklären, warum sie von oben bis unten durchnässt ist."

Danke, Zhi!
Ich nickte knapp. ,,Gut kombiniert." Das genügte Childe offenbar als Antwort, denn nun sah er hoch zum Himmel, wo uns die Mittagssonne entgegenstrahlte. ,,Gut, dass euch nichts passiert ist. Ich denke, wir sollten jetzt zu der guten Oma Ruoxin gehen."
Zhongli und ich stimmten ihm zu und auch Zhi nickte.

Es war an der Zeit, die Dorfaufseherin zu besuchen, um möglicherweise mehr über meine Vergangenheit herauszufinden. Schließlich waren wir doch ursprünglich genau deswegen hergekommen.

Fortsetzung folgt ...

Memories | Zhongli x ReaderOù les histoires vivent. Découvrez maintenant