Fressen oder gefressen werden

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Es fühlte sich merkwürdig an. Ich spürte meinen Körper nicht mehr, aber irgendwie schon. Zhongli sah ich nicht mehr, aber er war noch da, dicht bei mir.
Ich wusste nicht, ob ich ihn noch festhielt, aber ich wollte mich nicht rühren. Konnte ich das überhaupt? Fühlte sich so der Wind?

Ich sah, wie das Meer unter uns erschien. Wir flogen weit über den blauen Wellen. So eine schöne Aussicht! Ich sah Berge, Täler, Flüsse und den Hafen von Liyue in der Ferne. Es war das erste Mal, dass ich die Stadt verlassen hatte. Zuvor hatte ich nie die Natur dieses Landes zu Gesicht bekommen.

Nachdem wir das Meer überquert hatten, landeten wir auf einer steinernen Brücke. Das seltsame Gefühl verschwand und ich bekam meinen Körper zurück. Auch Zhongli erschien wieder, dessen Arm ich festhielt, und sah mich leicht lächelnd an. ,,Hattest du Angst?"
Schmunzelnd ließ ich ihn los. ,,Warum sollte ich? Du warst ja bei mir." Ich zwinkerte ihm zu, woraufhin er sich lächelnd umdrehte.

,,Dort hinten liegt das Qingce-Dorf." Dabei wies er mit seiner Hand auf einen großen Berg. Ich pfiff beeindruckt. ,,Das wird eine lange Wanderung."
Zhongli nickte, während er sich wieder zu mir drehte. ,,Los, gehen wir."

Während wir einem steinernen, schmalen Pfad folgten, fand ich durch meinen Begleiter heraus, dass sich hinter uns das Steintor befand und zu unserer rechten der Wuwang-Hang. Während er sprach, schaute ich immer wieder in sein Gesicht und genoss den Klang seiner tiefen Stimme.

Er erklärte mir, dass wir nicht zum Qingce-Dorf flogen, damit ich möglichst viel von Liyue sehen konnte und das nutzte ich auch voll und ganz aus. Grinsend hüpfte ich neben ihm her, schwang meinen Kopf aufgeregt hin und her und durchlöcherte Zhongli mit allen Fragen, die mir einfielen. Naja, fast alle.

Vor uns erschienen alte Ruinen, die mich in der Dunkelheit etwas erschaudern ließen, als plötzlich ein seltsames Geräusch unser Gespräch durchbrach. Aufgewühlt sah ich mich um. Was war das? Ein Tier?
Zhongli wurde schlagartig aufmerksam, griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich. ,,Bleib ruhig, das sind nur ein paar Hilichurle."

Doch statt mich zu beruhigen, stieg mein Puls noch weiter an. ,,Ein paar- was?"
,,Hilichurle. Sie sind Monster, die in ganz Teyvat Unruhe stiften. Manche schlafen ruhig in ihren Lagern, aber diese hier sehen uns eindeutig als Eindringlinge und wollen uns nun aus ihrem Territorium vertreiben."
Er sah mich kurz mit einem Blick nach hinten an, schaute dann aber wieder konzentriert nach vorne. ,,Sie wären kein Problem, wenn sie nur nicht immer wieder zurückkommen würden, auch wenn man sie besiegt hat." Er seufzte.

Voller Schrecken erblickte ich größer werdende, leuchtende Punkte, begleitet von dem ziehenden Geräusch eines gespannten Bogens. Die Monster ließen Elementarkraft in ihre Pfeile fließen und zielten direkt auf uns.
Ich schmiegte mich enger an Zhongli's Rücken, meine Beine zitterten.

Plötzlich bewegte Zhongli seine Arme, ein goldenes Symbol erschien an seinem Rücken, seine Haare fingen an zu leuchten und Elementarkraft sammelte sich in seinen Fäusten. Mit einer schnellen Bewegung breitete er die Arme aus und um uns herum bildete sich eine golden schimmernde Schutzwand. Wir waren sicher.

Die Hilichurle feuerten ihre funkelnden Pfeile ab, direkt auf uns, aber sie trafen uns nicht. Dort, wo die Pfeile auf den Schild trafen, erschien kurzzeitig eine leuchtende Welle, dann fielen die Pfeile mit einem tiefen, dumpfen Ton zu Boden.
Fasziniert trat ich einen Schritt von meinem Schützer weg und betrachtete den Jadeblock, wie mir Zhongli beiläufig erklärte.

Ich wusste nicht wie und woher, aber der alte Gott hielt plötzlich einen beeindruckenden Speer in der Hand, bereit, sich in den Kampf zu stürzen. Ich sah, wie er seine Energie in die Waffe leitete, denn der Stab war umgeben von einem goldenen Schein.

Memories | Zhongli x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt