Ziel vergessen, dennoch fast erreicht

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In meinem Kopf spielten sich diverse Bilder ab. Ich sah alles. Alles, was sich in der letzten Woche hier in Liyue abspielte.
Als ich sah wie der Drache vom Himmel viel, war ich verwirrt. Da war eine Lücke in meinen Erinnerungen. Was ist danach passiert?
Nach dieser rätselhaften Lücke befand ich mich offenbar bei Zhongli zu Hause. Auch Childe war dort.

Ich bin ein Gott. So wurde es mir erzählt. Aber da passierte noch etwas. Mein Herz pochte als ich sah, wie Zhongli und ich allein in seinem Schlafzimmer waren. Wir hatten nicht direkt miteinander geschlafen, aber wir kamen uns ziemlich nah, zu nah. Das zu sehen, löste in mir Unbehagen aus. Was war da los mit mir? Ich verhielt mich wie ein Tier. Habe ich mich blamiert?

Ich fragte mich auch, warum ich mich in diesem Moment nur an die letzten Tage erinnerte. Ich wusste wieder alles, alles was passiert war. Nur nicht, warum ich im Wald lag. Warum lag ich im Wald?
Zhongli vermutete, ich würde mich erinnern, sobald ich die Lilie in Teyvat berührte, aber warum fehlte das meiste?
Ich verstand gar nichts mehr.

Childe musste inzwischen schon im Qingce Dorf angekommen sein. Wir mussten dorthin gehen, vielleicht würde ich dort mehr herausfinden.

Auf einmal schmerzte mein Körper wieder. Ich hatte mich schon gefragt, warum diese Bilder schmerzfrei durch meinen Kopf zogen, wo ich doch sonst immer so gelitten hatte, wenn ich mich erinnerte.
Nun war es so weit. Der Schmerz kam so plötzlich und mit solch einer Intensität, dass er mich komplett überwältigte und einen Kurzschluss verursachte.

Die Erinnerungen verschwanden, sie wurden ausgelöscht. Ich fühlte mich leer, leer und schwach.
Ich merkte, wie ich so langsam wieder in die Realität zurückkam.

Mit halb geschlossenen Augen merkte ich, dass mich jemand in seinen Armen hielt. Als ich das realisierte, riss ich meine Augen auf. Panisch befreite ich mich rasant aus der Umarmung des fremden Mannes, stand auf und taumelte zurück. Meine Beine zitterten.
Der Mann sah mich verwirrt und irritiert an, seine bernsteinfarbenen Augen strahlten mir entgegen.
Ich wollte nicht schwach aussehen, also versuchte ich es mit Wut. Entschlossen richtete ich meinen zitternden Zeigefinger auf ihn. ,,Wer seid Ihr?!"

Die breiten Schultern des Mannes senkten sich, sein Kopf ebenfalls. Mit geschlossenen Augen seufzte er: ,,Das war wohl nicht die richtige Entscheidung ..."
Was murmelt er da?! Mit feurigen Augen nahm ich eine kampfbereite Haltung ein. ,,Warum kann ich mich an nichts erinnern? Was habt Ihr mir angetan?!"
Wachsam betrachtete ich meine Umgebung. Wir befanden uns offenbar in einer dunklen Höhle. Es lag Feuchtigkeit in der Luft und das wilde Rauschen eines Wasserfalls hallte durch den steinernen Gang.

Der Unbekannte, der auf einem kleinen Felsen gesessen hatte, stand nun auf und kam langsam auf mich zu. Er war groß.
Nervös trat ich mit jedem Schritt, mit dem er näher kam, wiederum einen Schritt zurück. ,,Kommt mir ja nicht näher!"
,,Sonst was?" Seine Miene verzog sich kein Stück.
,,Sonst ... Sonst werde ich dir wehtun!" Ich biss die Zähne zusammen und betrachtete ihn von oben bis unten. Ich könnte ihm vermutlich kein Haar krümmen, aber ein Versuch war es wert.
Ich stieß mit meinem Rücken gegen die harte, unebene Höhlenwand und atmete schreckhaft auf.

Der Mann mit den langen braunen Haaren blieb stehen. Er sah überhaupt nicht glücklich aus. ,,Wie fühlst du dich?"
Unsicher hob ich die Augenbrauen. ,,Ich habe Angst."
Er nickte verständnisvoll, drehte sich um und setzte sich wieder auf einen Felsen. ,,Dann bedränge ich dich nicht weiter."

Verblüfft schaute ich ihm hinterher. ,,Ihr werdet mir nichts tun?" Vorsichtig trat ich von der Wand weg.
Der Mann sah wieder zu mir rüber. ,,Lass die Förmlichkeit beiseite, ich heiße Zhongli."
,,Oh, in Ordnung. Ich heiße Y/N, glaube ich." Betreten schabte ich mit meinen Füßen über den Boden.
Von Zhongli kam nur ein merkwürdiges ,,Ich weiß.", dann verfiel er in eine nachdenkliche Abwesenheit.

Sobald ich mir sicher war, dass er mich auch wirklich in Ruhe ließ, begann ich, nach einem Weg aus der Höhle heraus zu suchen.
Ich kam zu dem Wasserfall, den ich schon gehört hatte, doch auch hier endete der Gang in einer Sackgasse. ,,Warum geht es hier nirgends raus?" Doch hier war mehr Licht, also schaute ich nach oben.
Über mir, über dem kleinen Bach, befand sich ein blau leuchtendes Symbol. Es versperrte den einzigen Ausgang.

Konzentriert betrachtete ich die Wände. Ich konnte dort unmöglich hochklettern.
Also schlurfte ich schweren Schrittes zurück zu dem Mann, der sich Zhongli nannte, wobei ich nach wie vor auf Abstand blieb.
Er saß die ganze Zeit im Schneidersitz auf dem harten Felsen mit geschlossenen Augen.
,,Hey, du! Wie komme ich hier raus?"
Bei dem Klang meiner zornigen Stimme öffnete er seine Augen, hob den Kopf und sah mich an. ,,Alleine kommst du hier nicht raus."
,,Dann hilf mir!" Ich fühlte mich unwohl dabei ihn so anzufauchen, aber ich wollte nicht noch länger in dieser Höhle bleiben.

,,Ich nehme an, du hast das blaue Siegel gesehen?"
Ich nickte.
,,Wir müssen auf die Person warten, die das Siegel geschaffen hat, dann kommen wir hier raus."
Ungeduldig schaute ich mich um. ,,Und wie lange denkst du wird das dauern?"
Zhongli sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. ,,Hast du etwa noch Pläne?"
Ich schnaubte genervt und ging nicht auf seine Frage ein.

Stattdessen wurde mein Blick von einem schuppigen Haufen auf dem Boden angezogen. ,,Was ist das?"
Ich trat näher an das Etwas heran. Schnell erkannte ich, dass es sich hierbei um einen großen braunen Drachen handelte. Vor Schreck aufschreiend sprang ich zurück. ,,IST DER ECHT??"
Zhongli gab mir keine Antwort auf meine Frage. ,,Du darfst ihn dir gerne genauer ansehen."

Ich kannte diesen Mann zwar nicht und hegte auch keinerlei Sympathien für ihn, aber er schien mir nicht so boshaft zu sein, dass er mich einem Drachen zum Fraß vorwarf. Also näherte ich mich der Kreatur mit Neugier. Er war schön, schön und elegant. Seine braunen Schuppen schimmerten im schwachen Licht der Höhle.

Bei genauerem Hinsehen fiel mir auf, dass der Drache überhaupt nicht lebte. Grübelnd beugte ich mich nach vorne und fuhr mit meiner Hand durch die prachtvolle goldene Mähne und auch über seinen dünnen schuppigen Hals. Er war kalt und auch nicht echt. Ich sah zu Zhongli rüber, der inzwischen den Stein warmgesessen haben musste.

,,Der Drache hier ist nichts weiter als eine Puppe. Was für Spielchen laufen hier?"
Zhongli sah mich überrascht an. ,,Wie hast du es herausgefunden? Nicht einmal den Millelithen ist das aufgefallen." Den was?
,,Ich weiß es nicht, es ist einfach so." Ich zuckte gleichgültig mit den Achseln, als ich plötzlich etwas Merkwürdiges sah. ,,Was ist das denn?" Das Maul des Drachen war offen, spitze Reißzähne ragten heraus. Aber was mich neugierig machte, das war das goldene Schimmern, das aus der Kehle des Drachen kam.

Hastig schob ich meinen Arm zwischen den Reißzähnen hindurch in den Rachen der Puppe. Mann, die Schleimhaut wurde echt gut nachgebildet.
Es dauerte nicht lange, da fand ich auch schon wonach ich suchte. Es fühlte sich kleiner an als ich dachte.
Vorsichtig zog ich meinen Arm wieder raus, wobei er etwas Drachenspeichel abbekommen hatte. Ist es doch keine Puppe? Schnell warf ich den Gedanken wieder weg. Doch, es ist eine Puppe.

Ich betrachtete den leuchtenden Gegenstand in meiner Hand. Wie enttäuschend.
Ich sah es mir genau von allen Seiten an, hielt es mir vor Augen, ans Ohr und roch daran. Doch bis auf das Leuchten fand ich nichts sonderbares.

Ich tat all das, habe mir den Arm besudeln lassen, und das nur für eine funkelnde Schachfigur voller Drachenspeichel

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Ich tat all das, habe mir den Arm besudeln lassen, und das nur für eine funkelnde Schachfigur voller Drachenspeichel ...


Fortsetzung folgt ...

Memories | Zhongli x ReaderWhere stories live. Discover now