Drama um Vuky

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POV: Y/N

,,Möchtest du schlafen gehen?" Vuk hatte sich umgezogen und trug nun ein schwarzes Hemd und eine schwarze Jeans. ,,Ich muss zur Arbeit." Er schwang einen anderen schwarzen Mantel um seine Schultern und schaute mich an. ,,Kommst du alleine klar?"
Ich nickte, während ich neugierig die Augenbrauen hob. ,,Wo arbeitest du denn?"
,,In einer Bar, nicht weit von hier." Seine Stimme wurde immer leiser, da er in das Badezimmer verschwand, um den Regenschirm zu holen.
Nachdem er diesen geholt hatte, setzte er sich zu mir auf das Sofa.

Überrascht drehte ich mich zu ihm hin. ,,Darf ich mitkommen?" Da ich nicht schlafen konnte, wollte ich mehr über Vuk und diesen Ort erfahren.
Vuk hob die Augenbrauen und grinste. ,,Erst läufst du verloren im Regen herum und nun willst du trinken gehen. Normale Menschen würden in deinem Fall jetzt erschöpft im Bett liegen. Du bist wirklich interessant, Y/N."
Ich bin ja auch kein normaler Mensch. Ich lachte verlegen, als uns auf einmal ein kalter Windzug entgegenkam und mich wieder in der warme Decke verkriechen ließ. ,,Huhhh, warum ist es so kalt?"
Vuk kratzte sich am Hinterkopf und lächelte, während er auf die offenstehende Tür zeigte, die zu eines der Schlafzimmer führte. ,,Ahh, entschuldige. Ich lasse im Schlafzimmer immer das Fenster sperrangelweit offen."

Mein Blick war voller Fragezeichen. ,,Warum?" Lässt er es auch im Winter offen?
Wieder lächelte er geheimnisvoll. ,,Wir müssen nun los, sonst komme ich zu spät."
Damit stand er auf, eilte ins Schlafzimmer und kam mit einem weiteren schwarzen Mantel zurück.
Ich war inzwischen auch aufgestanden und wartete geduldig vor der Haustür. Dankend nahm ich den Mantel an und drehte mich zur Tür. Wie viele schwarze Mäntel hat dieser Mann eigentlich? Bevor ich aber hinausgehen konnte, ergriff Vuk sanft meinen Arm und zog mich zurück, sodass ich wieder in sein lächelndes Gesicht sah.

,,Warte noch." Er kramte in seinen Manteltaschen herum, bis schließlich Mütze und Handschuhe zum Vorschein kamen. Während ich mir die Handschuhe anzog, stülpte er die Mütze über meinen Kopf. ,,Es ist kalt draußen und deine Haare sind noch ein wenig nass. Ich denke zwar, dass du nach der Aktion vorhin so oder so krank wirst, aber du sollst nicht mehr frieren." Nachdem er mir auch noch einen schwarzen Schal um den Hals gewickelt hatte, klopfte er mir zufrieden auf die Schulter. ,,So, los geht's!"
Er ist wirklich fürsorglich!
Und so folgte ich ihm endlich nach draußen.

Es regnete noch immer und es war stockduster. Keine Menschenseele war zu sehen, während wir eng nebeneinander die nasse Straße entlang liefen. Ich hätte gerne etwas mehr Abstand zwischen uns gebracht, aber nur so passten wir beide unter den Regenschirm. Ich wusste, dass Vuk mich niemals im Regen gehen lassen würde, daher war es unvermeidlich. Nachdenklich schaute ich ihn an. Seine dunkelgrauen Augen waren nach vorne gerichtet, während seine Lippen weiterhin das bekannte Lächeln formten.

Kann ich ihn schon als Freund betrachten? Oder nur als Mitbewohner? Ein Fremder war er jedenfalls nicht mehr. Klar, ich wusste so gut wie nichts über ihn, aber war er deswegen noch ein Fremder? Hätte ich anhand des Hintergrundwissens über eine Person erschlossen, ob es sich um einen Fremden handelte, wäre ich für mich selbst dann nicht auch eine Fremde gewesen?
Ich vertraute Vuk irgendwie. Er erschien mir seltsam und so voller Geheimnisse, aber auch vertrauenswürdig. Irgendwie.

,,Habe ich etwas im Gesicht?" Vuk lachte, als wir zum Stehen kamen. Ich war wohl so sehr in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, dass ich ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte.
Nun standen wir vor seiner Bar. Warum hat er mich nicht früher unterbrochen?
,,Na komm, gehen wir rein." Grinsend schüttelte er den Schirm aus, klappte ihn zusammen und betrat das Lokal. Verlegen folgte ich ihm hinein.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass hier so viele Leute sein würden. Es war zwar nicht überfüllt, aber ich hätte eher gedacht, dass hier höchstens fünf Leute sein würden, Mitarbeiter ausgeschlossen. Stattdessen hockte eine kleine Gruppe junger Erwachsener an einem kleinen Tisch und spielte Saufspiele. In der hintersten Ecke des Raumes turtelte ein junges Paar miteinander und warf sich gegenseitig verliebte Blicke zu.
Mein Blick schweifte weiter zur Theke. Dort saßen zwei sturzbetrunkene Männer, die sich gegenseitig für ihr miserables Liebesleben bemitleideten und sich mit schwankenden Köpfen auf die Schultern klopften, wobei sie sich ab und zu verfehlten und stattdessen die Luft schlugen. Oje ...

Auch eine Frauengruppe, bestehend aus fünf Personen, war vor Ort. Sobald sie uns, nein Vuk, sahen, kamen sie auf uns zu und versperrten uns den Weg. Die Hübscheste von ihnen, wohl die Anführerin der Truppe, kicherte hoch, während sie ihre weiße Bluse zurechtzupfte und ihr langes braunes Haar nach hinten warf. Dass sie ein Auge auf Vuk geworfen hatte, wusste ich sofort.
Die Frau warf sich energisch um seinen Hals und sah ihn mit Herzaugen an. Nur wenige Zentimeter Abstand lagen zwischen ihren Gesichtern. ,,Ich habe schon sehnsüchtig auf dich gewartet, Vuky! Warum hast du mich so lange warten lassen?!" Vuky? Um die Dramatik zu betonen, warf sie ihren Kopf zurück und legte ihren Handrücken auf ihre geschlossenen Augen.
Ich musste mich echt zusammenreißen, nicht ausversehen laut loszuprusten.

Vuk behielt auch in dieser Situation sein Lächeln, als er langsam ihre Hände von seinem Hals nahm und sie ein wenig von sich weg schob. ,,Meine Schicht beginnt erst in-" Er machte eine kurze Pause, in der er auf seine Armbanduhr schaute. ,,-zehn Minuten." Er wollte an ihr vorbeigehen, doch sie stieß ihn empört zurück. ,,Wir waren doch zum Trinken verabredet, Vuky!" Hinter ihr unterstützten die anderen Mädels sie mit zustimmendes Gemurmel und heftigem Kopfnicken.
Vuk hingegen wirkte ratlos. ,,Waren wir das?"

Nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich prustete los, als hätte ich gerade den besten Witz der Welt gehört. Dabei wusste ich gar nicht so recht, was genau ich daran so amüsant fand. War es die Dramaqueen? War es Vuk's Dauerlächeln, das gar nicht in die Situation passte? Sein Spitzname? Oder war es seine Ahnungslosigkeit?
Während ich mir unter Lachen den Bauch hielt, starrten mich alle anderen verwirrt an. Selbst die Turteltauben in der hintersten Ecke schauten neugierig in unsere Richtung.

Auch Vuk schien neugierig zu sein, was mich so zum Lachen brachte. ,,Nanu? Was ist denn so lustig?" Er grinste breit. Ha! Wenn er wüsste!
Die Dramaqueen schien mich jetzt erst bemerkt zu haben, da sie mich überrascht von oben bis unten beäugte. ,,Wer ist sie, Vuky? Trägt sie etwa deine Kleidung?!" Ihre Augen vergrößerten sich um etwa das Doppelte, während sie zwischen uns hin und her schaute. Ich lachte immer noch und klatschte mir nun auch schon glucksend auf die Oberschenkel, bis sie anfingen zu schmerzen.

Vuk's Blick haftete auf mir und er nickte. ,,Sie wohnt bei mir und ja, sie trägt meine Sachen." Er sagte es so ruhig, als wäre es eine Alltagsangelegenheit.
So langsam kriegte ich mich wieder ein und wischte mir die letzten Tränen aus den Augen, während ich mich aufrichtete. ,,Guten Abend, ich wohne bei Vuky und trage seine Sachen." Als ich ihr meine Hand entgegenstreckte, zuckten meine Mundwinkel noch leicht nach oben. Bloß nicht wieder loslachen!
Doch sie schlug meine Hand weg und stemmte wütend ihre Hände in die Hüfte. Oh oh.

,,Was soll das?! Du warst MIR versprochen, Vuky!" Sie kochte regelrecht vor Wut. Ist sie betrunken?
Vuk lächelte nun nicht mehr ganz so glücklich und drehte sich hilfesuchend zu mir. Er verstand wohl gar nichts. Dann schaute er wieder die Frau an und bat etwas geknickt um Entschuldigung. ,,Es liegt hier ein Missverständnis vor, schätze ich. Ich war niemandem versprochen." Er klang etwas unbeholfen und verlegen. Irgendwie tat er mir leid.
Die Frau wirkte schockiert. Auf einmal fing sie auch noch an zu weinen, sackte zu Boden und klammerte sich verzweifelt an Vuk's Hose. ,,Ich habe doch gemerkt, wie du mich letztens angesehen hast! Ich dachte, du würdest meine Gefühle erwidern!" Sie schmierte ihre Nase schniefend an seiner Hose ab. Okay, sie ist betrunken.

Etwas angewidert und verwirrt kratzte er sich am Hinterkopf. ,,Deine Gefühle? Ich habe dich letztens angeguckt, weil du mich so eindringlich angestarrt hast. Ich dachte, du möchtest noch einen Drink haben und wartete auf deine Bestellung." Er schaute nervös auf die Uhr. ,,Ich muss langsam mal an die Arbeit."
Nun kochte der Topf über. Miss Dramaqueen stellte sich gerade hin, hob den Arm, holte ordentlich aus ... und verpasste ihm eine kräftige Ohrfeige. Ein Raunen ertönte von den anderen Gästen, ihre Freundinnen klatschten begeistert.
Vuk's Kopf war durch den Schlag zur Seite geneigt worden. Sein Lächeln verschwand.

Fortsetzung folgt ...

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Oh oh, gleich holt Vuky das Maschinengewehr raus 👀

Auch wenn Zhongli nicht ein einziges Mal erwähnt wurde, hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefallen hat :")

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