Wo bin ich? Und wer ist ER?

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POV: Zhongli

Nachdem ich die Tür aufgerissen hatte, erschien Y/N vor mir. Auf dem Boden liegend. Regungslos. Und nackt.
,,Y/N!!" Panisch rannte ich zu ihr hin und hockte mich neben sie. Ihr Gesicht war vor Schmerz verzerrt. Als ich meine Hand auf ihre Stirn legte, musste ich schockiert feststellen, dass sie brannte. Schnell zog ich meine Hand wieder weg, bevor ich mich wieder verbrannte. Das war schon einmal passiert. Wird sie wieder ihre Erinnerungen verlieren? Wie oft wird das noch passieren?
,,Y/N! Y/N, hörst du mich?!" Ich riskierte es, sie noch einmal anzufassen und rüttelte an ihrer Schulter. Was ich dadurch zum Wackeln brachte, blendete ich vollständig aus.
Keine Reaktion. Da ihr Gesicht noch immer Qualen zeigte, konnte sie noch nicht bewusstlos sein. Ich brauche meine Handschuhe!

Nachdem ich in mein Zimmer gerannt war und meine Handschuhe eilig angezogen hatte, sprintete ich wieder zurück zu Y/N, wobei ich alle Türen offen ließ. Ich hob Y/N vorsichtig hoch, trug sie mit schnellen Schritten in mein Zimmer und legte sie dort vorsichtig auf mein Bett. Ihre Hände zuckten ab und zu. Sie ist also immer noch nicht bewusstlos. Warum nicht? Aufgrund der bisherigen Ereignisse hätte sie eigentlich schon längst bewusstlos sein müssen. Sie konnte mich nicht hören und auch nicht ihre Augen öffnen. Sie merkte scheinbar auch nicht, dass sie hochgehoben wurde. Warum nur kann sie noch Schmerz spüren? Ich konnte und wollte es mir nicht ausmalen, wie schrecklich sie sich in diesem Moment fühlen musste. Erinnert sie sich später noch daran? Oder vergisst sie wieder alles?

Voller Sorge deckte ich ihren schweißüberströmten Körper zu und stellte einen Stuhl neben das Bett. Wenn ich schon nicht viel tun konnte, wollte ich wenigstens bei ihr bleiben bis sie ihre Augen öffnet.
Während ich neben ihr saß, betrachtete ich ihr Gesicht. Ihr Unterkiefer war angespannt. Sie biss die Zähne zusammen und einige ihrer Gesichtsmuskel zuckten.
Mitleidig nahm ich ihre warme, zuckende Hand und hielt sie mit beiden Händen fest, sodass das wehmütige Zucken aufhörte.
Hoffentlich erholt sie sich, noch bevor die Sonne wieder untergeht.
Y/N's Erinnerungen zurückzuholen, hatte nun oberste Priorität. Sie soll nicht mehr leiden.

Einige Minuten vergingen, in der ich Y/N's schmerzerfüllte Gesichtszüge beobachtete und geduldig darauf wartete, dass sie doch noch ihre Augen öffnete. Doch sie tat es nicht.
Und irgendwann, als mein Kopf schließlich auch schwer wurde, schlief ich ein.

POV: Y/N

Auf einmal verschwand der unerträgliche Schmerz. Stattdessen spürte ich eine schreckliche Kälte. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Wo bin ich? Ich lag auf dem eiskalten Boden. Zudem schüttete es wie aus Eimern, sodass meine Kleidung komplett durchnässt war. Wie lange liege ich schon hier?
Irritiert sprang ich auf die Beine, wobei ich leicht wegknickte. Mein Körper fühlte sich noch so schwer an.

Erschöpft warf ich meinen Kopf hin und her, schaute nach links und nach rechts, doch nichts war mir vertraut. Kein Haus, kein Weg, kein Baum und auch kein Stein war hier so wie in Liyue. Ja, selbst die Luft hier war anders. Wo in Liyue doch gerade noch der Tag begann, stand hier der Mond hoch oben am Himmel. Doch obwohl der Mond im Moment das einzige war, was mir vertraut vorkam, konnte er mich auch nicht trösten, da dieser hinter einer Schicht dunkler Wolken lag.
Obwohl ich bei Zhongli im Bad splitternackt war, trug ich nun eine schwarze Hose und ein ebenso schwarzes T-Shirt, welches mir allerdings viel zu groß war. Was sind das für Sachen? Ich erinnerte mich nicht daran, solche Sachen überhaupt besessen zu haben.
Ich schaute mich um und beschloss, einfach loszulaufen.

Der Regen prasselte auf mich herab und ich lief mit meinen nackten Füßen durch eiskalte Pfützen. Man hätte mir wenigstens noch Schuhe geben können. Ich zischte verbittert, als mir dann auch noch der kalte Wind um die Ohren fegte. ,,Werde ich diese Nacht überhaupt überleben?"
Ich folgte den flackernden Lichtern der Laternen. Mein Blick war zu Boden gesenkt, die Schultern gehoben. Ich zitterte und meine Zähne klapperten.
Alle schienen friedlich in ihren warmen Betten zu ruhen. Nur ich allein kämpfte mich verzweifelt durch das Elend.

Memories | Zhongli x ReaderWhere stories live. Discover now