„Das wirst du," stellte Theo klar und schüttelte verzweifelt den Kopf.

„Das kannst du doch noch nicht sagen!"

„Oh doch, weil ich dich schon kämpfen gesehen habe, genauso sehr wie Flavio. Er - er ist der Beste von uns allen. Du wirst heute verlieren, wenn du in den Ring steigst, es ist nur eine Frage der Zeit."

Was Theo nicht verstand war, genau das war der Punkt. Ich musste nicht gewinnen, ich brauchte nur Zeit.

Ich antwortete nicht mehr auf seinen Kommentar, sondern sagte stattdessen: „Lass uns gehen, sonst kommen wir noch zu spät."

„Dein Vater wäre heute nicht stolz auf dich..." flüsterte Theo hinter mir, als ich schon beinahe im Flur stand und ohne mich umzudrehen erwiderte ich gelassen: „Oh doch, das wäre er."

***

Als wir den Lift betraten wurde ich langsam nervös, jede Zelle und Pore meines Körpers fühlte sich fremd an, so anders, als sonst.

Ich umklammerte das Handy in meiner Hosentasche, als Theo den Knopf nach unten drückte und die Türen des Aufzugs sich schlossen.

Tief durchatmend betrachtete ich mich selbst im Spiegel, der vorhanden war, und redete mir selbst ein, das alles gut werden und so ablaufen würde ,wie ich es mir vorgestellt hatte.

Der Plan war so gut durchdacht, das es keine Schwachstelle mehr gab, ich hatte alle eliminiert, so, wie es sein sollte.

„Angst?" fragte Theo.

„Ja, aber das ist gut, dann weiss ich, dass es etwas Wichtiges ist, das ich tun werde," erklärte ich mit zitternder Stimme und fuhr mir mit einer Hand langsam über das Gesicht.

Meine braunen Haare hatte ich zusammengebunden, ich trug ein Schweissband um den Arm, meine Turnschuhe waren fest zugeschnürt, es sah wirklich so aus, als wäre ich bereit für den Ring.

Aber heute würde ich einen anderen Kampf führen, als von allen erwartet.

Ich musste meinen Part einfach gut genug und lange spielen, damit alles klappen würde.

Kurz bevor die Lift Türen aufgingen und ich meinem Schicksal begegnen würde, ergriff Theo glücklicherweise meine nicht verletzte Schulter und zog mich etwas zurück.

„Lass ihn deine Angst nicht sehen," riet er mir und ich nickte: „Hab ich nicht vor."

Der Weg zum Ring war länger, als ich ihn in Erinnerung hatte. Aber das war sehr wahrscheinlich nur wegen meiner Nervosität so.

Ausserdem waren, kaum hatte ich den Raum gefolgt von Theo betreten, alle Augenpaare auf mich gerichtet. Und glaubt mir, das waren extrem viele. Der ganze Raum schien von Gangstern gefüllt zu sein, einige jünger, einige etwas älter.

Sie alle waren gekommen um einen Kampf zu sehen, den ich und Flavio ihnen liefern würden.

Oder auch nicht...je nachdem, wie man es sehen wollte. Oder sehen würde, wenn man von der Perspektive der Jungs ausging, sie wussten schliesslich noch nichts von meinem Plan.

Ich legte meine Wasserflasche, die ich mitgebracht hatte, neben den Ring und sah auf die grosse Uhr an der Wand neben mir.

17:07. Flavio musste also bereits hier sein, um sich warm zu machen.

Wie aufs Stichwort entdeckte ich ihn auch schon, hinter einiger seiner Gefolgsleute der Anacondas. Er trug schwarze, bis zu seinen Knien reichende Sporthosen und ein dunkel graues Oberteil, seine roten Boxhandschuhe hatte er ebenfalls bereits angezogen.

Gangs - Taken Innocence Where stories live. Discover now