37. Am Ende wird alles gut

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Vincents P.o.V.:

Die Sonne schien mir ins Gesicht, als ich wach wurde, weil meine Blase sich meldete. Müde tapste ich ins Badezimmer und erleichterte mich. Ich war so müde. Warum hatte ich überhaupt im Wohnzimmer geschlafen? 

Träge wusch ich mir die Hände und gähnte, ehe ich zurück ins Wohnzimmer ging und mich dort an Dag kuschelte. 

Und plötzlich war ich hellwach - ich war gar nicht bei mir zuhause, ich war bei Dag, ich war wirklich bei Dag. Reflexartig drückte ich ihn an mich. Ich war so glücklich. 

Dag brummte leise und schmatzte verschlafen. "Du bist ja noch hier."

"Natürlich. Ich geh nicht mehr. Soll ich uns Frühstück machen?", plötzlich wurde ich ganz aufgeregt und sprang auf, lief in die Küche. Mir fiel wieder auf, wie sehr ich mich hier zuhause fühlte. Das hier war immer mein zweites Zuhause gewesen - und langsam bekam ich es wieder. 

Ich schmiss Aufbackbrötchen in den Ofen und deckte den Tisch, wurde rot, als ich immer noch meine Lieblingsmarmelade in Dags Schrank fand. Das war so süß. 

Dag setzte sich schonmal an den Tisch, während ich den Rest machte, Kaffee kochte und so weiter. Ich war so glücklich, dass ich einfach nicht aufhören konnte zu strahlen und Dag schien es genauso zu gehen.

"Guten Appetit", nuschelte ich noch und biss von meinem Brötchen ab. Immer wieder warf ich ihm Blicke zu. 

Wir frühstückten in Ruhe, unterhielten uns dabei über alles mögliche. Alles, was wir in letzter Zeit verpasst hatten - aber irgendwie hatten wir doch nur gelitten. Aber das war jetzt vorbei, es war endlich vorbei. 

Ich hatte noch eine Chance. Und die wollte ich nie, niemals versauen. 

"Hey, hast du Lust gleich noch im Park spazieren zu gehen? Das Wetter ist heute so schön", fragte ich schüchtern, während ich das Geschirr in den Geschirrspüler räumte, die Lebensmittel räumte ich vorbildlich in den Kühlschrank. 

"Klar, gerne! Ich mach mich nur eben fertig", damit war er auch schon verschwunden, während ich weiter die Küche in Schuss brachte und anschließend meinen Rucksack nahm und schulterte. 

Sobald Dag wieder zu mir stieß, nahm ich schüchtern Dags Hand und verließ mit ihm die Wohnung. Gemeinsam gingen wir zusammen zum Park, in dem wir früher öfter gewesen waren. Dort gab es die beste Eisdiele. 

Ich setzte meine Sonnenbrille auf und genoss die Sonne und Dags Hand in meiner. Ich bekam das Lächeln nicht aus dem Gesicht. Es war einfach nur schön. 

Laut den Nachrichten, die ich auf meinem Handy las, waren Luca und Daniel auch sehr glücklich. Auch wenn Luca erfahren hatte, dass Daniel zurück nach Essen musste. Vielleicht würden sie sogar auch noch in den Park kommen. 

Hoffentlich wurden die beiden richtig glücklich. Eine Beziehung für die Ewigkeit. 

Dag und ich unterhielten uns weiterhin und ich erwähnte beiläufig das kleine Mädchen, von dem ich die Trösterkatze bekommen hatte. Sie hatte mir wirklich geholfen, aber ich hatte mich doch nie bedankt. Irgendwie bereute ich das schon. 

Zusammen stellten wir uns an der Eisdiele ein. Ich wollte einen großen Eisbecher. Die Schlange war lang, seufzend legte ich meinen Kopf auf Dags Schulter an und schloss für einen Moment die Augen, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen. 

Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich direkt zu dem kleinen Spielplatz neben der Eisdiele - und ich bekam ganz große Augen. "Dag. Dag! Da ist das kleine Mädchen, dass mir die Katze gegeben hat. Die, die wie Jägi aussieht!"

Ich hatte Trösti sogar in meinem Rucksack. 

"Du spinnst. Was ist das denn bitte für ein Zufall?", er sah mich mit großen Augen an. 

Aber da war sie wirklich. Sie war da und spielte mit ihrer kleinen Schwester im Sand. Ich hätte sie überall erkannt. 

Das musste Schicksal sein. Ich war mir ganz sicher. 

"Ich bin gleich wieder da", nuschelte ich noch und lief zu dem Spielplatz, wo ich mich langsam in den Sand sinken ließ, mich hinkniete. Ich war mir jetzt wirklich ganz sicher, das war Marie. 

Langsam holte ich die Trösterkatze aus meinem Rucksack und lächelte. "Na, ihr beiden, was spielt ihr da?", lächelte ich sanft. Die Mütter um mich herum guckten schon ganz komisch. 

Marie schaute hoch und sah sich suchend um. Ihre Augen fingen an zu leuchten, als sie mich entdeckte. Sofort sprang sie auf und lief auf mich zu, um mich fest zu umarmen. "Du lächelst ja."

Mir kamen fast die Tränen, während ich nickte. Ich erspähte ihre Mama und lächelte ihr zu und sie lächelte warm zurück. Sie vertraute mir. 

Vorsichtig schob Marie meine Sonnenbrille in meine Haare und legte ihre kleinen Hände auf meine Wangen. Sie strahlte. "Hat Trösti geholfen?", flüsterte sie leise. 

"Ja, hat sie", ich nahm sie wieder in den Arm, "Vielen Dank, dass du sie mir gegeben hast. Möchtest du sie gerne wieder haben?"

"Nein, du sollst doch nicht wieder weinen!", erklärte sie ernst und grinste. Ich grinste zurück und nahm sie und ihre Schwester schnell auf den Arm, während ich zu ihrer Mutter ging. Marie hielt Trösti in den Händen und lächelte glücklich.

"Ich würde Ihre Töchter gerne auf ein Eis einladen. Darf ich?"

"Natürlich", lächelte sie, "Und sagen Sie doch bitte Du. Ich bin Andrea."

"Vincent", ich gab ihr die Hand und ging dann mit ihr und den beiden Kindern zu Dag zurück, der mich auch direkt anlächelte. Sein Lächeln war warm und verliebt.

Wir stellten uns zu ihm in die Schlange, die nicht gerade kürzer geworden war. Sanft legte Dag seinen Kopf gegen meinen Arm. 

"Ist das dein Freund?", flüsterte Marie leise und sah mich mit großen Augen an. 

Ich sah zu Dag, etwas unsicher. Was waren wir denn jetzt? Freunde? Beste Freunde? Oder doch mehr? 

Dag blickte zurück, nahm meine Hand und lächelte. 

"Ja, das bin ich", seine Stimme wurde leiser, "Ich möchte nicht mehr länger warten."

Plötzlich spürte ich seine Lippen auf meinen. Es war nur ein schüchterner, kurzer Kuss, aber einer, der mir viel bedeutete. Einer, der mir alles bedeutete.

"Ich möchte auch nicht mehr warten", hauchte ich gegen seine Lippen und küsste ihn wieder. 

Ich schloss die Augen und lächelte breit. 

Am Ende wurde eben doch alles gut. 

Vielleicht war es noch nicht perfekt, vielleicht würde das noch etwas dauern - aber es war verdammt nah dran. 

Es war fast perfekt. 

Ende.




Die kleine Geschichte von Vincent und dem Lieferboten - SDP FanFictionWhere stories live. Discover now