27. Wichtige Terminplanung

134 11 40
                                    

Dags P.o.V.:

Teilnahmslos lag ich auf der Couch, schaute irgendeine anspruchslose Serie. Nur weil ich wieder halbwegs gesund war, hieß das noch lange nicht, dass ich jetzt regelmäßig rausging.

Die meiste Zeit lag ich nur auf dem Sofa, versteckt vor der Außenwelt. Ich wollte, dass höchstens Daniel mich in diesem Zustand sehen konnte.

Müde zog ich mir das Kissen über den Kopf, stöhnte leise auf.

Mein Schädel brummte immer noch so, aber ich war mir nicht sicher, ob es noch an der Erkältung lag oder daran, dass ich jede halbe Stunde in Tränen ausbrach, weil ich so blöd war und wieder an Vincent denken musste. 

Ich vermisste ihn und gleichzeitig wollte ich ihn nicht sehen, wollte ihn nicht in meiner Wohnung haben. 

Das Bild von uns beiden schleppte ich überall mit hin, als wenn an der Wand nicht schon genug Fotos von uns hingen, viel mehr, als mit irgendeinem anderen Menschen. 

Ich starrte die Fotos an, spürte, wie sich mein Herz zusammenzog und mir eine Träne über die Wange rollte. 

Ein riesiger Kloß bildete sich in meinem Hals, den ich mühselig versuchte herunter zu schlucken. Stattdessen wurden die Tränen nur mehr, der Schmerz in meiner Brust größer, der Kloß in meinem Hals zog mir noch mehr die Kehle zu. 

Ehe ich mich versah, fand ich mich wieder in einem Heulkrampf wieder. 

Verzweifelt schlug ich gegen ein Kissen, versuchte nach Luft zu schnappen. 

Niemals würde ich damit leben können, meinen besten Freund verloren zu haben - nur weil ich Gefühle entwickeln musste. Nur weil ich so blöd gewesen war. 

Ich wünschte mir, dass Daniel mich einfach wieder in den Arm nahm, so wie er es sonst immer machte, aber ich war ganz alleine. 

So wie ich es doch eigentlich immer wollte. Nur wollte ich es eben doch überhaupt nicht. 

Wimmernd zog ich das Bild von Vincent und mir an meine Brust, hielt es ganz fest, während ich immer wieder hektisch nach Luft schnappte. 

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, die ich verkrampft auf meiner Couch saß, das Bild fest in den Armen hielt. Die Serie lief weiter, das Licht des Bildschirms erhellte die Dunkelheit etwas, in die das Wohnzimmer gehüllt war. 

Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit, eine Ewigkeit, in der ich nur auf mich alleine gestellt war. 

"Hey, Dag, ich bin wieder...", fing Daniel an, sah ihn mit tränenverschmierten Gesicht an, weswegen er sofort stockte. Nur einen Augenblick später fand ich mich in seinen Armen wieder, vergrub das Gesicht an seiner Schulter und schluchzte immer wieder leise. 

Immer wieder kraulte er mit seinen Fingernägeln über meinen Rücken, flüsterte irgendwelche beruhigenden Worte, die ich nicht verstehen konnte, aber seine Stimme alleine war so entspannend. 

Zwar atmete ich immer noch hektisch, merkte aber, wie sich meine verkrampfte Haltung etwas lockerte, ich einfach nur erschöpft und mit geschlossenen Augen da saß, fest in seinen Armen. 

"Vielleicht solltest du mal mit Vincent reden. Er leidet auch", murmelte er leise, drückte meine Hand etwas. 

"Er hat mir weh getan. Ich hab ihn überfordert. Wer verliebt sich schon in seinen besten Freund?", murmelte ich leise, "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist."

Daniel seufzte leise, streichelte weiter über meinen Rücken. 

Wir redeten nicht mehr, starrte nur leer auf den Boden und zog die Beine an meinen Oberkörper. Ein viel zu großer Teil von mir konnte gar nicht glauben, dass er überhaupt mit mir reden wollte, dass er jemals wieder mit mir reden wollte. 

Die kleine Geschichte von Vincent und dem Lieferboten - SDP FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt