17. Schlechtes Gefühl

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A.N.: Achtung, leichte Überlänge!

Vincents P.o.V.:

Ich wusste nicht, wie oft ich Dag versucht hatte innerhalb der letzten Stunden anzurufen. Irgendwann hatte ich einfach aufgehört zu zählen, aber jetzt, jetzt hörte ich das verfluchte Freizeichen. 

Mir kamen die Tränen und im ersten Moment wusste ich gar nicht, was ich sagen sollte, sondern flüsterte nur seinen Namen. Ich bekam keine Antwort, aber das war mir egal. 

"Dag, es tut mir so leid, bitte, bitte, ich meinte es nicht so, okay? Ich brauche dich", stotterte ich hilflos drauf los, ohne zu wissen, ob er mich überhaupt hören konnte. Und natürlich bekam ich keine Antwort. 

Eigentlich hätte mich das nicht wundern sollen, er hatte jedes verdammte Recht sauer auf mich zu sein. Aber aus irgendwelchen Gründen hatte ich ein ganz schlechtes Gefühl. 

Vielleicht lag es daran, dass wir uns schon so verdammt lang kannten und ich diesen Mann deswegen in und auswendig kannte, bei jeder kleinen Regung meistens schon genau wusste, was los war. 

Vielleicht lag es aber auch an dem angestrengtem Atmen, das ich am anderen Ende der Leitung wahrnehmen konnte. 

Genau wusste ich es nicht, aber keine Sekunde später hatte ich den Anruf beendet und versuchte mich aufzurichten. Ich stütze mich auf meine rechte Hand und musste mir dann stark auf die Lippe beißen, um nicht anzufangen zu schreien - außerdem kamen mir leicht die Tränen. 

Erst jetzt würdigte ich der Hand, die ich gegen die Wand geschlagen hatte, eines Blickes. Von außen sah man nicht unbedingt etwas, außer, dass sie extrem zitterte und bewegen konnte ich sie auch nicht.

Fluchend ging ich ins Badezimmer und nahm mir eine Bandage, mit der ich meine Hand schnell einwickelte. Zeit für Schmerzsalben oder ähnliches nahm ich mir nicht, stattdessen schnappte ich mir meinen Autoschlüssel. Den Weg zu seiner Wohnung fuhr ich viel zu schnell und ständig wurde ich von anderen an gehupt, aber das war mir so verdammt egal.

Ich schnappte mir den Zweitschlüssel, sprintete die Treppe nach oben und schloss die Tür auf, hielt unterbewusst die Luft an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich betete, dass mich Dag nicht gleich anschreien würde. 

Vorsichtig schaute ich ins Wohnzimmer und erstarrte sofort. "Dag?"

Er reagierte nicht, hielt die Augen geschlossen und atmete flach, hielt irgendetwas fest umklammert, aber was es war, das konnte ich nicht erkennen. Seine Haut war extrem blass und gleichzeitig zitterte er die ganze Zeit. 

Ganz langsam und leise kam ich näher auf ihn zu, versuchte so wenig Geräusche wie möglich von mir zu geben, während ich mich vor ihn kniete und eine Hand auf seine Stirn legte. 

Reflexartig zog ich die Hand zurück. Dag brannte vor Fieber, so sehr, dass es mir Angst machte. 

Und dass er auch überhaupt nicht auf mich reagierte, nicht die Augen wenigstens einen Spalt öffnete oder sich bewegte, machte mir nur noch mehr Angst.

Ganz vorsichtig schlich ich ins Badezimmer, nahm mir das Fieberthermometer und durchsuchte den Arzneischrank, in dem sich natürlich mal wieder nichts befand, aber das war ja nichts neues für mich. Etwas panisch ging ich zurück ins Wohnzimmer, brachte Dag dazu den Mund zu öffnen und schob ihm das Fieberthermometer unter die Zunge. 

Während ich auf das Piepen wartete, strich ich ihm immer wieder durch seine Haare und über seine Stirn, was mir manchmal ein kleines Brummen entgegen brachte. Und ich war froh, dass er wenigstens überhaupt irgendwie reagierte. 

Meine Augen weiteten sich, als ich sah, dass seine Körpertemperatur bei über 40 Grad war und keine Sekunde später schob ich meinen Arm unter seine Kniekehlen und hob ihn hoch, drückte ihn fest an mich. 

Die kleine Geschichte von Vincent und dem Lieferboten - SDP FanFictionUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum