01. Wie alles begann

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Vincents P.o.V.:

Es war Freitag und wie jeden Freitag hielt sich meine Lust zu kochen in Grenzen. Eigentlich war das nicht wirklich tagesabhängig, ich konnte an keinem Tag kochen. 

Aber da Dag auch nicht unbedingt erreichbar war, damit er das Kochen für mich übernehmen konnte, musste ich wohl oder übel wieder den Bestelldienst in Anspruch nehmen. 

Das machte ich recht häufig, mal hier her, mal ins Studio, es war schlicht und ergreifend ein Wunder das noch kein Fan von uns unsere Adresse herausgefunden hatte. 

Seufzend öffnete ich die App, scrollte durch die verschiedenen Angebote und überlegte, einfach mal etwas neues auszuprobieren, entschied mich aber doch dagegen und blieb beim Üblichen, damit konnte man schließlich nichts falsch machen. 

Mit einem kurzen Klicken drückte ich auf "Bestellen", ließ mich wieder mehr in das Sofa gleiten und schrieb Dag eine kurze Nachricht, weil er mich wieder mit irgendetwas zu laberte, das ich nicht wirklich erfassen konnte und höchst wahrscheinlich war es eh unwichtig. 

Trotzdem nervte es mich, dass er nicht hier sein konnte und mit irgendetwas anderem beschäftigt war, mir war langweilig und ich vermisste meinen besten Freund. In letzter Zeit hatten wir wegen Arbeit und Parkour wenig Zeit für einander gehabt, eigentlich gar keine. 

Und wenn er mal Zeit hatte, dann war er meistens mit Daniel unterwegs, der seit einiger Zeit fast schon bei ihm eingezogen war, so kam es mir zumindest vor. Ich wollte es zwar nicht zugeben und wenn mich jemand danach gefragt hätte, hätte ich es vermutlich so vehement abgestritten, dass meinem Gegenüber es auch noch übermorgen nicht anzweifelte, aber vermutlich war ich irgendwo ziemlich eifersüchtig darauf. 

Das versuchte ich mir aber konsequent und immer wieder auszureden, schließlich mochte ich Shneezin, er war ein guter Freund, vor allem von Dag, daher sprach ja auch absolut nichts dagegen, dass sie so viel Zeit miteinander verbrachten. Nein, ganz bestimmt nicht. 

Grummelnd verschränkte ich die Arme vor meiner Brust, ehe ich meinen Laptop zu mir zog und von Zuhause aus etwas arbeitete, in erster Linie, um die Zeit herumzukriegen, bis mein Essen da war, zog die Kopfhörer auf, selbst wenn ich alleine in meiner Wohnung verweilte. 

Ich war so auf meine Arbeit konzentriert, dass ich das Klingeln an meiner Haustür nicht wirklich wahrnahm im ersten Moment. Primär dachte ich, dass ich irgendwo einen Fehler beim Mischen gemacht hatte und deswegen dieses Störgeräusch da war. 

Dass dem nicht so war, bemerkte ich erst viel zu spät und danach hätte ich mir am liebsten eine reingehauen. 

Schnell klappte ich den Laptop zu, sprang vom Sofa auf und drückte auf den Summer, schaute in den kleinen Hausflur und erblickte einen ziemlich abgehetzten Mann, der die Treppen nach oben rannte und mir erst einmal ohne ein Hallo oder sonstiges  das Essen in die Hand drückte. 

"Sie sind Herr Stein?", fragte er, seine langen Haaren sahen leicht zerzaust aus und er kniff die Augen zusammen. Ich nickte schnell. 

"Okay, Herr Stein, ich werde danach bezahlt, wie schnell ich das Essen an unsere Kunden liefere, deswegen wäre ich Ihnen wirklich äußerst dankbar, wenn Sie mich nicht fünf Minuten draußen im Regen stehen lassen würden", er funkelte mich leicht an, "Nur, dass sie das für das nächste mal wissen."

"Das nächste Mal?", fragte ich leicht dümmlich, als würde ich in der Woche nicht mindestens fünf Mal bestellen, vermutlich sogar öfter. 

Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, weil mir sein Gesicht so unbekannt vorkam, aber vielleicht war er schon einmal hier gewesen und wusste deswegen ziemlich genau, dass ich öfter bestellte. Aber er zuckte nur mit den Schultern. 

"Das macht dann 20,17 Euro, Herr Stein", er musterte mich noch einmal genau, "Obwohl Sie mir fürs Draußen stehen lassen mehr schulden würden."

Ich griff schnell nach dem Portemonnaie und drückte ihm mit einem "Das stimmt dann so"  25 Euro in die Hand, was ihn stark grinsen ließ. "Sehr nett, Dankeschön."

Ich sah ihm hinterher als er die Treppen nach unten ging, kurz bevor er die Tür erreichte drehte er sich nochmal um und winkte. "Bis zum nächsten Mal!"

Etwas perplex winkte ich zurück, ehe ich die Tür schloss und etwas verwirrt die Stirn runzelte. 

Während des kompletten Essens ging mir dieser Mann nicht mehr aus dem Kopf. 

Die kleine Geschichte von Vincent und dem Lieferboten - SDP FanFictionWhere stories live. Discover now