02. "Sie kommen mir irgendwie bekannt vor"

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Vincents P.o.V.:

Vielleicht lag es ein klitzekleines bisschen daran, als ich am nächsten Tag wieder bestellte, dass ich neugierig war, ob der Liferbote von gestern wieder herkommen würde.

Seit gestern ging mir dieser Mann nicht mehr aus dem Kopf, ständig erwischte ich mich dabei, wie ich über ihn nachdachte, an dieses selbstsichere Grinsen.

Aber vielleicht lag es auch am stummen Protest, den ich mit mir selbst ausführte, Dag heute nicht noch mindestens fünf Mal anzurufen. Schließlich war Shneezin wieder da und mir wurde ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass für much keine Zeit mehr war.

In mir kochte irgendetwas und selbst bei dem Gedanken musste ich mir stark auf die Lippe beißen, damit ich nicht frustriert seufzte.

Ich redete mir ein, dass es nur der starke Wunsch danach war, dass ich Dag endlich mal wieder sah und dass da definitiv nicht mehr dahinter stecken konnte. Was sollte auch mehr dahinterstecken?

Es war ja auch nicht so, als wären Dag und Daniel jetzt ein Paar. Und selbst wenn, würde mich das doch niemals irgendwie stören.

Ich fuhr mir frustriert durchs Gesicht, strich mir durch die Haare. Irgendwann würde ich noch verrückt werden, da war ich mir sicher.

Mit einem leisen Seufzen stand ich auf, als es an der Tür klingelte und öffnete diese.

Ein ganz kleiner Teil von mir war zufrieden, als der selbe Lieferbote wie gestern die Treppen nach oben lief und mich verschmitzt angrinste.

"Aha, da hat jemand aus seinem Fehler gelernt", er kicherte leicht, was ziemlich süß klang und schien mich dann förmlich mit seinem Blick zu scannen.

"Heute regnet es aber nicht", gab ich wenig gescheit zurück, hätte mir selbst auf den Fuß treten können dafür, seufzte leise. Der komische Spruch schien ihn aber nicht wirklich zu interessieren, er fing nur breit an zu grinsen und schüttelte den Kopf.

"Warum wussten Sie, dass ich heute wieder bestelle?", murmelte ich, eher als würde ich laut meine Gedanken aussprechen, nahm schnell das Essen entgegen und fing an nach dem Geld zu kramen, entschied mich aus irgendwelchen Gründen, ihm dieses Mal etwas mehr Trinkgeld zu geben.

Als ich wieder hoch schaute, sah ich, dass er breit grinste, sich die Haare aus dem Gesicht schob. Er strahlte fast schon und das passte gut zu ihm. "Gut geraten, schätze ich."

Etwas skeptisch sah ich ihn an, zuckte aber nur mit den Schultern und gab mich mit der Antwort zufrieden.

"Sie kommen mir irgendwie bekannt vor", seine fast schwarzen Augen bohrte sich förmlich in meine, "Haben Sie nicht diesen Ballermannsong gemacht? Irgendwas von Freitag auf Montag feiern gehen, oder so?"

Innerlich wollte ich in diesem Moment einfach nur sterben, presste die Lippen aufeinander. "Ja, kann sein, dass ich das war."

Er fing an zu grinsen, fast schon zu lachen.

"War ein Witz, ich hab Sie gegoogelt", er kicherte wieder, "Ich höre solche Musik nicht. Auch wenn mir der Song nicht mehr aus dem Kopf geht seit gestern."

Erleichtert atmete ich aus, lächelte vorsichtig und gab ihm das Geld. Dass er mich gegoogelt hatte, stellte ich in diesem Moment einfach nicht in Frage, vielleicht wollte ich es aber auch einfach nicht in Frage stellen.

"Danke", schnell steckte er das Geld ein, wurde etwas rot, als er es zählte, "Echt, danke."

Er schien über irgendetwas nachzudenken, wurde viel schüchterner, als ich ihn vorher kennengelernt hatte. Kurz schüttelte er sich, grinste dann wieder, als sei nichts gewesen.

"Sind Sie nicht normalerweise zu zweit?", er schaute hinter mir in die Wohnung, wobei ich mir nicht ganz sicher war, ob das rein rechtlich gesehen erlaubt war, "Wo ist denn Ihre bessere Hälfte?"

Ich wurde sehr rot um die Wangen, stotterte etwas, das ich selbst nicht ganz verstand, und fuhr mir wieder durchs Gesicht.

"Aha, Ärger im Paradies?", hätte ich ihn besser gekannt, ich glaube, ich hätte seine Blick als eine Mischung aus Neugier und Sorge interpretiert. Aber das konnte ich nicht wissen.

"Das tut mir leid."

"Passt schon", murmelte ich leise, "Ist gerade alles irgendwie komisch."

"Oh", murmelte er, "Ja, das kenn ich."

Ich seufzte, lächelte ihm zu und es sah so aus, als würde er noch etwas sagen wollen, aber da begann auch schon seine Armbanduhr zu piepen. "Die nächste Bestellung. Vielleicht sieht man sich ja morgen."

Er zwinkerte und lief die Treppen nach unten.

"Warte", rief ich, errötete, "Ich kann mit niemanden über sowas sprechen und dann seinen Namen nicht wissen."

"Luca", er sah zu mir hoch und grinste, "Einfach nur Luca."

Damit verschwand er aus der Tür, lief zu seinem Auto.

Nachdenklich betrachtete ich das Essen, schon wieder dachte ich viel zu viel über diese Person, dessen Namen ich jetzt gerade einmal wusste, nach. Er war so ganz anders.

Aus dem Fenster konnt ich noch sehen, w8e er mit dem Fahrrad davon fuhr.

Luca also.

A.N.: Ein neues Kapitel, weil ich von einer Freundin dazu gebracht wurde. War also nicht wirklich geplant :)
Die grundsätzlichen Uploadzeiten kann ich euch leider noch nicht sagen. Vermutlich kommt jetzt erst mal nichts mehr und dann regelmäßiger, wenn die Kurzgeschichten fertig sind!

Die kleine Geschichte von Vincent und dem Lieferboten - SDP FanFictionWhere stories live. Discover now