Genschenkgutschein

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Aurora hatte recht. Übernachtungspartys sind bis jetzt auf jeden Fall das beste an dem ganzen selbstfindungsding. Noch nie hatte ich so viel Spaß. Filme, Tratsch und tiefschürfende Gespräche bis tief in die Nacht. Endlich kann ich mal richtig aus mir herausgehen und ich selbst sein. Ich darf darauf hinweisen, wenn ich einen Jungen in Film attraktiv finde, und ich darf meine Lieblingsdialoge laut mitsprechen. Ich lache, ich weine, und ich Freunde mich immer mehr mit den anderen an. (Und ich mache einen Haufen Instagram-Fotos.)

Am Morgen, als wir alle noch hundemüde, aber wegen des Abschlussballs total aus dem Häuschen sind, bringen mir die Mädels sogar einen Tanz zu einem bekannten Popsong bei, damit wir ihn alle zusammen aufführen können, wenn er am Abend gespielt wird. Ich habe noch nie im Leben getanzt, und vielleicht bin ich nicht besonders anmutig – aber ich bin zumindest koordiniert genung, dass ich es schnell lerne. Es ist irgendwie cool.

Mrs Gavira öffnet oben die Tür zum Keller und ruft nach unten: » Aurora! Y/n! Könnt ihr mal kurz hochkommen?«

Aurora und ich sehen uns fragend an und gehen zu ihr. Als wir die Küche betreten, bleibe ich wie angewurzelt stehen, denn ich sehe meinen Vater, der mit Pablo spricht. Freude durchströmt mich, und es fühlt sich an, als ob er diesmal ewig weg gewesen wäre. »Dad!«, quietsche ich und stürze auf ihn, so dass er fast umfällt.

Er lacht und umarmt mich. »Ganz ruhig, liebes. Du wirst mich noch durchbrechen. Ich werde langsam alt.«

Ich schnaube. Er ist der fitteste Dreiundvierzigjährige auf diesem Planeten. »Tut mir leid.« Bevor ich ihn loslasse, drücke ich ihn noch mal schnell. »Überfallumarmungen. Die sind so ansteckend wie kichern.«

Er lacht. »Und das Quietschen? Das ist auch neu.«
Ich zucke verlegen mit den Schultern. »Ja. Ich befürchte, ich habe mich vollkommen angepasst. Was machst du hier?«

Dad legt seinen Arm um meine Schulter, als ob er sich nicht dazu durchringen kann, mich loszulassen. Ich denke, er hat mich diesmal genauso sehr vermisst wie ich ihn. »Ich habe meine Kleine vermisst, und ich wollte endlich die berühmt-berüchtigte Aurora Gavira kennenlernen, die meine Tochter in eine quietschende, kichernde Brünette verwandelt hat.«

Das ist natürlich nicht ernst gemeint, dennoch lässt Aurora verschämt den Kopf sinken und wird rot. Grinsend Schleife ich sie zu meinem Vater. »Dad, das ist Aurora – die beste Freundin im gesamten Universum. Aurora, dad ist der beste und nervigste Dad aller Zeiten, Xavi Hernández.«

Während sie sich ihre Hände schütteln, sehe ich mich um und entdecke Pablo's Eltern, die uns amüsiert beobachten. »Und kennst du schon Mr und Mrs Gavira?«

Mr Gavira grinst mich an. »Wir haben uns schon selbst vorgestellt.«

»Möchten Sie zum Frühstück bleiben?«, fragt Mrs Gavira meinen Vater nun.

Er wirft einen Blick auf den Riesenberg essen, an dem Mrs Gavira arbeitet, um die Armee von Teenagermädchen im Haus sagt zu bekommen. »Danke, aber ich will Y/n nicht im Weg sein.«

»Aber Dad. Du bist mir doch nicht im Weg.«
Er drückt mich an sich. »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen und wollte wirklich nur kurz vorbeischauen, um Sie alle kennenzulernen. Und ich habe etwas für die Mädchen mitgebracht, falls das in Ordnung ist?«

Pablo, Aurora und ihre Eltern tauschen neugierige Blicke aus. Dann sehen sie zu mir, aber ich kann nur mit den Schultern Zucken. »Mich braucht ihr nicht zu fragen. Dad ist ganz groß in Überraschungen.«

Er grinst mich an. »Okay, hier ist die erste.« Er übergibt mir eine Tüte aus dem Nike laden, die definitiv groß genug für einen Schuhkarton ist.

Es macht erst klick, als ich den Karton öffne und die Jordan 4er Military-black darin sehe. »Nein!«

Dadurch erntet er erneut eine stürmische Umarmung.

»Die habe ich mir schon länger gewünscht! Danke, Dad!«

Aurora klatscht in die Hände und freut sich mit mir. »Oh mein Gott, Y/n, die sind so schön!«

Dad lacht auf, dann räuspert er sich und reicht mir einen Geschenkgutschein eines teuren Spas. Aurora reicht er ebenfalls einen und wendet sich an ihre Eltern. »Wenn das für Sie in Ordnung ist, habe ich den Mädchen einen Tag im Spa gebucht, damit die sich vor dem Ball verwöhnen lassen können.« Er grinst uns an. »Ich habe das Komplettpaket ausgewählt, also könnt ihr so viel auf der Liste machen, wie ihr wollt, inklusive Frisur und Make up.«

»WAS?«, kreischt Aurora und starrt meinen Vater mit aufgerissenen Augen an. Dann versucht sie sich zu beruhigen und schüttelt den Kopf. »Vielen Dank, Mr Hernández. Das ist sehr nett von ihnen, aber ein so großzügiges Geschenk kann ich gar nicht annehmen.«

Dad schaut bittend zu Auroras Eltern, du ebenso zögerlich wirken wie sie. »Bitte«, sagt er, und plötzlich klingt seine Stimme zittrig. »Ich wollte mich nur bedanken. Was Aurora für meine Tochter getan hat ...« Er muss sich räuspern und über dich mit der Hand durch seine Haare. »Y/n ist ein vollkommen neues Mädchen. Ich habe sie noch nie zuvor so glücklich und strahlend gesehen. Ich tauge nicht viel, was diesen ganzen mädchenkram angeht, und wusste nicht, wie ich ihr dabei helfen soll. Ich wusste nicht mal, dass sie es braucht.« Er schüttelt den Kopf und zwingt sich für Aurora zu einem Lächeln. »Danke, dass du meiner Y/n eine so gute Freundin bist.«

Mir steigen Tränen in die Augen, und ich lege den Arm um die Taille meines Dads. Er legt seinen Arm um meine Schulter und fleht die Gavira's praktisch an, sein Geschenk anzunehmen. »Bitte erlauben sie mir, den Mädchen heute etwas gutes zutun.«

Bevor sie sich weigern können, was nun ein bisschen unwahrscheinlicher wirkt als zuvor, ich melde mich zu Wort. »In Wahrheit hat er wahrscheinlich schon bezahlt, ob Aurora mitkommt oder nicht. Ich würde mich wirklich freuen, sie bei meinem ersten Besuch in einem Spa dabei zu haben.«

Aurora kaut auf ihrer Lippe herum un zittert vor Spannung. Ich glaube, es worse ihr Herz brechen, sollten ihre Eltern ablehnen.

»Ihr solltet sie lassen«, sagt Pablo leise. Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln.

Mr und Mrs Gavira sehen such einen Moment lang an, dann nickt Mrs Gavira. »Also gut. Wenn sie darauf bestehen. Vielen Dank. Das ist sehr großzügig von Ihnen.«

»Wirklixh?«, haucht Aurora, als könnte sie nicht glauben, dass ihre Mutter eingewilligt hat.

Aurora's Eltern kucken und Aurora beginnt aufgeregt zu quietschen, läuft zu dad und zeigt ihm aus erster Hand, woher ich diese Umarmungstechnik habe.
»Danke, danke, danke, Mr Hernández!«

Dad leicht und tätschelt unbeholfen ihre Schulter. »Gern geschehen.«

Aurora lässt ihn los und kommt als nächstes zu mir. Lachend erwidere ich ihre Umarmung. Noch nie habe ich sie so aufgeregt gesehen. »Ich wollte schon immer mal in ein Spa!«, ruft die. »Das wird so genial!«

Lautlos forme ich ein Dankeschön an meinem Vater und freue mich, dass sie auch etwas neues erleben kann. Sie hat wirklich viel für mich getan. Und ich bin froh, dass ich in der Lage bin, ihr ein bisschen was zurückzugeben.

Hey, der Teil ist zwar nicht so spannend aber es wird schon wieder.
Wörter: 1168

Mein Kapitän? Niemals. - Pablo GaviWhere stories live. Discover now