Team verlassen?

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Den Rest des Tages bin ich den Tränen nah. Ich kann meinen Freunden nicht sagen, wie aufgebracht ich bin. Sie würden es nicht verstehen. Sie würden nur behaupten, ich hätte meine Tage, und mir sagen, ich solle mich entspannen. Und sonst habe ich niemanden, mit dem ich reden könnte.
Ich kann nicht mehr. Ich bin es leid, das einzige Mädchen in einer reinen Jungenwelt zu sein. Ich bin es leid, übersehen und ausgelacht zu werden. Mir wie ein freak vorzukommen – oder dass ich mir keine Gefühle eingestehen darf. Immer muss ich stark sein. Die ganze Zeit über habe ich versucht, mich den Jungs anzupassen, aber ich bin es so unfassbar leid. Ich bin nun mal nicht wie die. Aber ich habe keine Freundinnen, mit denen ich stattdessen abhängen könnte. Als die Schule vorbei ist und ich zum Training muss, bin ich kurz vorm durchdrehen. Mein Herz hämmert wie verrückt, meine Augen brennen, und ich glaube, ich bekomme eine Panikattacke. Ich will da nicht mehr raus gehen. Ich will keinen von ihnen sehen. Ich will nicht mehr das eigenartige Mädchen in einem Team voller Kerle sein. Sondern normal. Ein normales Mädchen, das hübsch aussieht und mit ihren Freundinnen im Einkaufszentrum abhängt, smoothies trinkt und niedliche Jungs auscheckt. Ist das zu viel erwartet? Statt in die Mädchen umkleide zu gehen, mache ich es umgekehrt und gehe zum Sportbericht, weil ich hoffe, das Coach Martínez zu erwischen, bevor er aufs Geld geht. Seine Tür steht auf, aber er spricht mit jemandem, also setze ich mich vor dem Büro auf eine Bank und warte. »Was ist denn jetzt mit den Meisterschaften?« Es muss Pablo sein, mit dem der Coach spricht. Ich belauschte die beiden. Ich weiß es ist eine absolute Verletzung der Privatsphäre, aber ich kann einfach nicht anders.
Als er mit seiner Rede fertig ist, zittere ich. Noch nie habe ich Pablo die Fassung verlieren sehen, aber er klingt verzweifelt. Warum fühlt es sich so an, als sei es meine Schuld? Wenn ich nicht im Team wäre, würde er dann die Aufmerksamkeit bekommen, die er verdient? Habe ich deinen diesjährigen Chancen geschadet? Ich sollte überhaupt nicht in dieser Mannschaft sein. Es ist sinnlos.
Ich kann das einfach nicht mehr.
Da ich es nicht mehr länger aushalte, stehe ich auf und klopfe an die offene Tür, beide sehen erwartungsvoll zu mir auf. Plötzlich ist meine Kehle wie zugeschnürt, und das Zittern wird stärker. Meine Panikattacke kommt zurück. Pablo springt von seinem Stuhl vor Coach Martínez Schreibtisch auf und führt mich zu ihm. Ich bin so aufgewühlt, dass ich mich von ihm einfach hinsetzten lasse. »Hernández? Alles in Ordnung?«, fragt Coach Martínez.
Ich schüttle den Kopf. »Entschuldigen sie die Störung. Kann ich mit ihnen sprechen, Coach?«
Die Worte Unter vier Augen spreche ich zwar nicht mit aus, jedoch verstehen sowohl Pablo als auch Coach Martínez was ich meine. Der Coach wirft ihm einen Blick zu. »Wir reden später weiter.«
Pablo nickt. Ersieht mich besorgt an, fragt jedoch nicht, was los ist. »Wir sehen uns gleich auf dem Feld«, sagt er stattdessen. Werden wir nicht.
Sobald Pablo gegangen ist, fragt der Coach: »Was ist los, Y/n?«
Ich schließe meine Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Jetzt, wo ich den Coach gegenübersitze, stürmen all meine Gefühle gleichzeitig auf mich ein.
»Y/n?«
»Ich verlasse das Team.«, platzt es aus mit heraus.
»Es tut mir leid, aber ich kann das einfach nicht mehr.«
Coach Martínez hebt schockiert den Kopf, und Pablo, der offensichtlich genauso gelauscht hat wie ich zuvor, stürmt ins Büro zurück. »WAS?«
Dein Ausbruch lässt mich zusammenzucken, und der Coach wirft Pablo einen tadelnden Blick zu. Es nutzt nichts. Pablo rastet völlig aus. »Was meinst du damit, du verlässt das Team? Das kannst du nicht tun. In zwei Wochen sind die Meisterschaften. Wir brauchen dich.« Der nächste Blick, den der Coach Pablo zuwirft, warnt ihn, dich zusammenzureißen. Pablo holt tief Luft und presst seine Lippen zusammen, als ob er Angst hätte, aus dem Büro geworfen zu werden, obwohl er unbedingt weiter an dieser Unterhaltung teilnehmen will. Er macht mir es alles andere als leicht.
»Pablo, beruhige dich. Y/n, Süße, atme mal tief durch und lass uns darüber reden. Warum um alles in der Welt willst du denn das Team verlassen? Was ist passiert?«
Seine Anteilnahme lässt meine Emotionen wieder aufwallen. Er ist ein echt netter Kerl. Ich habe ihn in den vier Jahren, die ich für ihn spiele, wirklich zu respektieren gelernt. Die Art, wie ihn all seine Spieler am Herzen liegen und er uns dabei hilft, unser Potential zu erhalten, ist einfach einzigartig. Selbst die schwächsten Mitglieder des Teams sind ihm wichtig, und er treibt uns unentwegt an, uns zu verbessern – nicht nur auf dem Spielfeld. Er hat etwas besseres verdient, aber ich kann keine zwei Wochen weiter machen. Ich würde daran zerbrechen. »Es tut mir leid.« Ich räuspere mich, dennoch zittert meine Stimme und bricht ein paarmal. »Aber ich habe meine Entscheidung bereits getroffen. Ihr braucht ohnehin kein Mädchen in eurem Team. Ohne mich werden die Leute aufhören, über uns zu lachen und sie werden euch ernst nehmen.«
Pablo rauft sich die Haare und starrt mich wütend an. »Niemand hat mehr über uns gelacht, nachdem du sie in der neunten Klasse zusammengestaucht hast. Das weißt du ganz genau. Wir brauchen dich.«
Warum macht er mir es nur so schwer? Das ist doch gut für ihn. »Ihr habt Torre. Ihr kommt schon zurecht«, sage ich, aber es ist ein schwaches Argument. Springer ist miserabel.
Das weiß Pablo auch, denn jetzt ruft er: »Torre? Der taugt doch zu nichts!«
»Pablo!«, warnt ihn der Coach.
Pablo denkt seine Stimme und versucht, ruhig zu bleiben.
Pablo's Verärgerung verraucht, und er überrascht mich indem er mich, von meinem Platz zieht und seine Arme um mich legt. Zuerst bin ich wie erstarrt, doch dann entspanne ich mich in seiner Umarmung. Er kommt mir so stark vor, während sich in meinem inneren alles vollkommen chaotisch anfühlt. »Y/n«, murmelt er. »Das weißt du nicht mit Sicherheit.«
Und das ist es, was den Moment zerstört. Ich löse mich von seinen Armen und sehe ihn wütend an. »Doch, das weiß ich. Und du weißt es auch. Du willst es nur nicht zugeben. Mich wird keiner annehmen. Meine Tage im Leistungssport enden hier.«
»Und warum willst du es dann nicht zu Ende bringen?«, fragt der Coach leise. »Ich will nicht, dass du es eines Tages bedauerst, so kurz vor der Ziellinie aufgegeben zu haben.«
Ich schließe die Augen, doch diesmal reicht es nicht, um die Tränen in Schach zu halten. Ein paar Tropfen laufen meine Wangen herunter ein Teil von mir wird es bedauern, die Saison nicht beendet zu haben, aber ein größerer Teil braucht mehr als nur Fußball. Es kann einfach nicht mehr mein ganzes Leben bestimmen. Wenn das bedeutet, die Mannschaft zu verlassen, dann muss ich genau das tun.
»Ich bedaure, so viel Zeit mit etwas verschwendet zu haben, das vollkommen sinnlos ist. Ich muss mich aug etwas konzentrieren, das mich in der Zukunft weiterbringt.

Pablo's Sicht:
Ich kann es nicht glauben das sie das Team verlassen will. Sie ist neben mir die beste Mittelfeldspielerin aus unserem Team. Ich glaube nicht das sie einfach so aufhört hier geht es um mehr als um Fußball.
Was immer es ist, das Team zu verlassen, ist nicht die Lösung. Ich mache mir Sorgen.

Y/n's Sicht:
Pablo ergreift meine Hände und drückt sie »Y/n, was ist denn wirklich los? Vergiss das team. Hier geht es um mehr als um Fußball. Was immer es ist – das Team zu verlassen, ist nicht die Lösung. Sag uns, was los ist, und wir finden gemeinsam eine Lösung. Wir können dir helfen.«
Er ist echt sehr lieb. Das ist einer der Gründe, warum er unser Mannschaftskapitän ist. Er ist so rücksichtsvoll, und ihn lügt wirklich jedes Teammitglied am Herzen. Aber was soll ich sagen? Dass ich es leid bin, so jungenhaft wahrgenommen zu werden? Ausgelacht zu werden, wenn ich mich mal ein bisschen weiblicher benehmen will? Dass ich lernen möchte, wie man hübsche Kleidung kauft und sich mit anderen Mädchen anfreundet? Wohl eher nicht. Ich schüttle den Kopf und trockne meine tränenfeuchten Wangen. »Tut mir leid.«
Weil ich es nicht ertragen kann, ihre enttäuschten Blicke zu sehen, wirble ich herum und renne aus dem Büro.


Hey, tut mir leid wenn Schreibfehler drin sind!!
Danke fürs lesen🫶🏼🫶🏼
Wörter: 1390

Mein Kapitän? Niemals. - Pablo GaviWhere stories live. Discover now