„Wenn ihr dann fertig seid, könnt ihr euch ja ein eigenes Abteil suchen", brummte Draco und wandte sich von uns ab. „Aber Blaise wollte mir noch etwas wegen meiner Prüfungsergebnisse erklären", maulte Pansy und zog meinen Freund wieder zurück auf die Bank neben sich.

„Warum kann Lou nicht bei uns sitzen?" fragte Blaise und seine Hand schob sich in meine. Er wollte mich auf seinen Schoß ziehen, doch der Blick von Draco ließ mich erstarren. „Ist schon gut", murmelte ich, entzog ihm meine Hand und ging, mit einem letzten Blick zu Draco, weiter den Gang entlang.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich in einem Abteil aufgenommen wurde. Ich hatte schon befürchtet, wieder am Ende des Zuges auf meinem Koffer sitzen zu müssen, aber Neville hatte mich freudig zu sich gewunken. Er teilte sich ein Abteil mit Luna und bis kurz zuvor, hatte wohl auch Harry bei ihnen gesessen.

„Wie waren deine Ferien?" fragte Neville kaum dass ich neben ihm saß. Luna blätterte mal wieder in ihrem komischen Magazin und hatte diese schräge Brille auf der Nase. „Schwierig", hauchte ich und ließ den Kopf mit geschlossenen Augen an das Polster fallen.

„Du warst wieder bei Malfoy?" überlegte Neville weiter, ohne zu bemerken, dass ich nicht darüber sprechen wollte. „Anfangs." „Warum sitzt du jetzt nicht bei ihm? Also natürlich darfst du gerne auch hier sitzen, aber..." begann er weiter zu reden, doch jetzt unterbrach ich ihn. „Neville, ich möchte da gerade nicht drüber reden, in Ordnung?"

Er zuckte zurück, nickte dann aber. Seine Lippen zogen sich zu einem vorsichtigen Lächeln und es wirkte kurz, als wolle er seine Hand beruhigend auf meinen Arm legen. Allerdings entschied er sich dagegen.

„Egal was in den Ferien geschehen ist, du bist nicht alleine, das ist dir klar, oder?" fragte plötzlich Luna und senkte das Magazin, um mich über den Rand hinweg anzusehen. Verwirrt zog ich eine Augenbraue in die Höhe. Wie kam sie denn jetzt darauf? Ich hatte doch gar nichts gesagt.

Die Stille, die auf ihre Worte folgte, war bedrückend und erleichternd zugleich. Sie hatte recht. Auch wenn ich mich in den Ferien manchmal einsam und alleine gefühlt hatte, war ich es nicht. Jedenfalls nicht hier. Nicht in Hogwarts.

„Danke", murmelte ich nach einer gefühlten Ewigkeit und sie schenkte mir ein verträumtes Lächeln. Danach glitt unser Gespräch in eine andere Richtung. Neville erzählte von seinen Ferien und auch Luna legte irgendwann die Zeitung weg.

Es war schön, sich mit ihnen zu unterhalten. So ausgelassen hatte ich schon lange nicht mehr meine Zeit verbracht. Die Fahrt raste nur so dahin und draußen wurde es immer dunkler, bis wir schließlich in den Bahnhof von Hogsmeade einfuhren.

Harry war die ganze Fahrt über nicht zurückgekommen, weshalb Neville, Luna und ich uns aufteilten. Neville wollte sich, so schnell er konnte, zu den Kutschen durchschlagen und dort auf den Schwarzhaarigen warten, während Luna den Zug und ich den Bahnsteig nach ihm absuchten.

Ich teilte das komische Gefühl, dass er in Schwierigkeiten steckte und trotz meines Rauswurfes, wollte ich ihm helfen. Schließlich kämpften wir im großen und ganzen trotzdem für die gleiche Sache. Auch, wenn er mich nicht bei sich haben wollte. Ich hoffte wirklich, dass er die Trauer überwunden hatte und sehen konnte, dass ich ihm mit meiner Entscheidung geholfen hatte.

Auf dem Bahnsteig wuselten alle Schüler durcheinander, was meine Suche nach Harry deutlich erschwerte. Die Erstklässler wurden wieder zu Hagrid gerufen, während der Rest sich auf den Weg zu den Kutschen machte. Ich stellte mich auf eine Bank und reckte den Kopf, um über alle hinwegsehen zu können.

In dem Meer aus schwarzen Roben und großen Schülern, schien es eine fast unmögliche Aufgabe zu sein, einen bestimmten schwarzen Haarschopf zu finden. Trotzdem gab ich mir die größte Mühe und ließ den Blick hin und her wandern.

Lucinda - The Mask of a SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt