Er war ein wirklich guter Schauspieler gewesen, ich hatte ihm jedes seiner Worte abgekauft, was ich zutiefst bereute. Ich hätte es besser wissen müssen, als einem Gangster zu vertrauen.

Ich wischte mir eine einzelne Träne von meiner bereits feuchten Wange und atmete tief durch, um mich erneut konzentrieren zu können. Ich durfte nun nicht plötzlich die Nerven verlieren, schliesslich hatte ich eine Mission zu erfüllen.

Als ich meinen Gedanken nachhing wurde die Türe geöffnet und der Teufel persönlich trat ein. Ein grinsender Flavio, in für ihn schicken Kleidern, was mich etwas überraschte. Er war nie schick gekleidet, was hatte ihn also dazu veranlasst, es jetzt zu tun?

Unser Date?

„Bereit?" fragte er freudig und mit aufgeregter Stimme, als ich vom Bett aufstand und ihn erwartungsvoll ansah.

„Für was genau? Ich weiss ja nicht, wohin es geht." Ich legte meinen Kopf schief, um ihn besser betrachten zu können. Er sah echt gut aus, was mir schon viele Male aufgefallen war. Aber die Tatsache, dass er mir so wehgetan hatte, machte ihn um einiges hässlicher.

Ich sah in ihm nicht mehr den Traum von einem Mann, eher den Alptraum, vor dem ich davon rennen sollte, so schnell ich nur konnte.

„Wir gehen nicht auf ein Dach, so viel kann ich versprechen," antwortete mir Flavio mit einem Lächeln im Gesicht, „das ist viel zu klischeehaft."

„Wenn du meinst," sagte ich bloss dazu und lief zu ihm, aber als er meine Hand ergreifen wollte, signalisierte ich ihm, dass er gerade dabei war, eine Grenze zu überschreiten.

„In einen Fight-Club?" wollte ich ironisch wissen und er lachte auf, schüttelte seinen Kopf und warf mir von der Seite einen amüsierten Blick zu: „Nein, obwohl ich dich doch gerne nochmal kämpfen sehen würde, das war sexy. Du hast dich in den letzten Wochen sehr verbessert."

„Danke, schätze ich." Wie sollte ich auch auf so ein Kompliment reagieren? Ich würde ihm sicherlich nicht um den Hals fallen.

„Also, komm." Flavio lief zuerst aus dem Zimmer, ich folgte ihm zaghaft. Ich hatte wirklich keine Ahnung, wohin er mich bringen würde, ich hoffte bloss , wir würden nicht die gesamte Zeit alleine sein, ich konnte nicht sagen, ob ich das aushalten würde.

Er führte mich den Flur entlang und ich hatte ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch, als er die Türe zur Treppe öffnete. Er wollte wohl nicht den Aufzug benutzen, wieso auch immer.

Er fing an, die Stufen hinunter zu steigen und ich tat dasselbe, völlig ahnungslos von alle dem, was noch folgen würde.

Als wir schlussendlich das Gebäude verliessen und in ein Auto stiegen, war ich vollkommen verwirrt. Ich hatte nicht erwartet, dass Flavio mich tatsächlich aus dem Haus bringen würde, aber er überraschte mich in letzter Zeit ja öfters.

„Du bist so still," flüsterte er, kaum hatten sich die Türen des Wagens geschlossen und wir beide auf den bequemen Rücksitzen angekommen waren. Wer das Auto fuhr, konnte ich nicht sagen, da ein Sichtschutz hochgezogen worden war.

Ich vermutete ja, es war Theo. Zumindest hoffte ich es, allen anderen Anacondas vertraute ich nicht.

„Was soll ich deiner Meinung nach denn sagen?" fragte ich nach.

„Cierra," flehte Flavio, als er meinen genervten Ton wahrnahm, „ich weiss, du bist wütend auf mich. Aber kannst du das ignorieren, für einen Abend wenigstens? Ich schwöre dir, die Überraschung wird dir gefallen."

Ich blieb still, versuchte aber, meinen Ärger etwas zu kontrollieren. Ich wollte Flavio nicht einen Grund dazu geben, mir nicht mehr zu vertrauen, nicht jetzt, wo ich einen Plan hatte. Er sollte sich ruhig in Sicherheit wiegen, damit alles klappen würde.

Gangs - Taken Innocence Where stories live. Discover now