Teil 33

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Mit seinen dreckigen Fingern sucht mein Onkel nach dem Verschluss meines Bhs.
Ich kann nur auf ein Wunder hoffen. Aber wie realistisch ist das jetzt noch.
Ich schließe meine Augen und denke an meine Mutter. Wenn sie davon wüsste, würde sie sich niemals verzeihen.
Allerdings kann die dafür nichts, nichts davon ist ihre Schuld.

Ich öffne meine Augen, als ich ein Geräusch höre. Moment das ist dass Türschloss der Haustüre. Auch mein Onkel hat es wohl bemerkt, denn seine Hände befinden sich plötzlich nicht mehr auf meinem Körper.
Ich setze mich mühsam auf und erkenne dadurch wer in der Tür steht.

Louis und Camilla.

Noch nie in meinem Leben war ich so froh die beiden zu sehen. Flehend gucke ich Louis an, der sich bei einem Blick auf meinen Körper gut vorstellen kann, was hier gerade abgeht.

„Camilla geh in dein Zimmer", höre ich die wütende Stimme von Louis.
„Aber ich...", probiert sie, doch wird von Louis unterbrochen: „Bitte Cami vertrau mir. Ich komme gleich", sagt er und Camilla nickt.
Sie guckt mich noch einmal verwirrt an und verschwindet dann in ihr Zimmer.

Louis kommt auf uns zu und guckt seinen Vater wütend an. „Wie kannst du es wagen sie anzufassen", zischt Louis.
„Louis misch dich da nicht ein. Was ich mit ihr mache ist meine Sache", sagt Mario genervt und steht auf.

Louis ist ein Stück größer als Mario und auch deutlich stärker gebaut. „Papa lass sie in Ruhe. Was würde Mama jetzt nur denken", zischt Louis. Wenn ich nicht wüsste, dass er sich gerade für mich einsetzt, könnte man richtig Angst vor ihm bekommen.

„Ach junge du verstehst das nicht. Diese nutzlose schlampe ist doch für nichts anderes Wert", sagt er abfällig und verlässt dann zum Glück die Wohnung.

Ich habe während des Gespräches nichts gesagt, sondern nur starr vor mir hingeguckt. Ich kann mich kaum bewegen.

Louis kommt auf mich zu und gibt mir als erstes meinen Pulli, den ich direkt über ziehe. „Willst du deine Jeans anziehen oder lieber eine Jogginghose?", fragt er mich liebevoll.

„Jogginghose", flüstere ich und eine Träne läuft meine Wange herunter. Louis verschwindet kurz und kommt dann aus meinem Zimmer wieder. „Hier ich hoffe du magst die Hose, die lag ganz oben", sagt er und reicht mir die Hose, die ich mir danach anziehe. Ich würde gerade auch jegliche andere Hose anziehen, Hauptsache etwas Stoff.

Louis setzt sich neben mich und wartet einfach. Lange Zeit sagt keiner was, bis ich das Wort ergreife: „Danke", murmele ich schwach. „Kein Problem. Wenn du mit mir reden möchtest mach das", sagt er und lächelt mich an.

Mit meinem Pulli wische ich mir die Tränen weg und atme einmal tief durch. Ich kann mir nicht vorstellen was passiert wäre, wenn er nicht gekommen ist.

„Ich wollte mir einfach nur etwas zu trinken holen und dann hat er mich schon wieder geschlagen", beginne ich zu erzählen. Meine Stimme ist leise und ich habe kaum Kraft zu sprechen.
„Nach ein paar Schlägen, hat er mich auf Sofa geschubst und mich ausgezogen. Er hat mich überall berührt. Ich spüre seine Hände immer noch auf mir", schluchze ich und Louis reicht mir ein Taschentuch.
Nachdem ich ein paar mal durchgeatmet habe, spreche ich weiter: „Er wollte gerade meinen Bh öffnen, aber dann seid ihr Gott seit dank gekommen. Eine Minute später und ich weiß nicht was sonst noch passiert wäre".

„Es tut mir leid Eliana. Einfach alles. Ich habe so viel falsch gemacht. Ich oder wir hätten dich niemals mobben sollen. Ich werde nochmal mit meinem Vater reden, er wird dich nicht nochmal anfassen und wenn schon, dann werde ich dich davor beschützen. Vertrau mir", sagt er und guckt mir fest mit seinen hell blauen Augen in meine Augen.

„Ist nicht schlimm", sage ich schnell. Ich will nicht, dass er sich schlecht fühlt.
„Doch ist es. Jetzt bemerke ich erst wie scheiße das alles ist. Eben als ich dich völlig verängstigt auf dem Sofa gesehen habe, ist mir das alles bewusst geworden", sagt er vorwurfsvoll.

„Louis können wir bitte wann anders darüber reden. Ich habe jetzt keine Kraft mehr dafür", sage ich und er nickt schnell. Man kann wirklich Reue in seinen Augen sehen, doch darüber kann ich mir jetzt auch nicht noch Gedanken machen.

„Wie viel Uhr haben wir eigentlich?", frage ich. Mittlerweile habe ich jegliches Zeitgefühl verloren.
„Kurz vor fünf. Gehst du heute zur Arbeit?", fragt er mich.

Scheiße die Arbeit. Dafür habe ich heute aber wirklich keinen Nerv mehr. Ich will einfach nur noch duschen und ins Bett.
„Nein", sage ich und probiere aufzustehen.

Louis hilft mir und guckt mich fragend an. „Duschen", murmele ich und er nickt. Er bringt mich ins Bad und sagt: „Wenn irgendetwas sein sollte ruf mich einfach und wenn du fertig bist, sag mir Bescheid". Ich nicke und er verlässt das Bad.

Als ich mich im Spiegel ansehe erschrecke ich. Meine Augen sind rot geschwollen. Ich habe glaube ich noch nie so viele Tränen an einem Tag verloren. Augenringe befinden sich unter meinen Augen und meine Wange ist immer noch rot von der Ohrfeige.

Ich brauche einen Moment bis ich mich bereit dazu fühle, meine Klamotten auszuziehen. Ich betrachte mich im Spiegel. An meinem Bauch erkennt man Rötungen, sonst sind nur noch die alten blauen Flecken vorhanden. Wie lange so etwas wohl dauert, bis die komplett abgeheilt sind?

Bevor ich mir noch mehr Gedanken über meinen Körper mache, steige ich in die Dusche. Das warme Wasser prasselt auf meinen Körper.

Plötzlich spüre Marios Hände an meinem Körper. Ich nehme mir einen Waschlappen und rubbele damit über meinen Körper. Doch es hört nicht auf, egal wie fest ich aufdrücke. Erneut laufen mir Tränen über das Gesicht.

Frustrierend wasche ich noch schnell meine Haare und steige dann aus der Dusche. Es kostet mich sehr viel Kraft, diese „Berührungen" zu ignorieren.

Ich gehe in mein Zimmer und ziehe mir einen gemütlichen Schlafanzug an. Meine nassen Haare kämme ich kurz durch und lasse sie dann einfach trocknen.

Dann fällt mir ein, dass ich Louis Bescheid geben sollte wenn ich fertig bin. Und ehrlich gesagt kommt mir das gerade ziemlich recht, denn ich will einfach nicht alleine sein.

Zaghaft klopfe ich an seiner Tür und öffne sie dann. Louis sitzt an seinem Schreibtisch und steht auf als er mich sieht. Wir setzen uns auf sein Bett und erst sagt keiner was.

„Wann kommt Mario wieder?", frage ich und man hört gut meine Angst in meiner Stimme raus. „Ich weiß es nicht. Du kannst gerne diese Nacht in meinem Zimmer schlafen, wenn du willst", sagt Louis zögerlich. „Ich dachte nur falls du nicht alleine bleiben willst oder so", sagt er schnell, da ich nichts gesagt habe.

„Ja gerne. Wir haben zwar erst viertel vor sechs, aber macht es dir was aus wenn ich jetzt schon schlafen gehe? Ich kann einfach nicht mehr", sage ich und lehnen mich erschöpft gegen die Wand.

„Nein mach ruhig. Warte kurz, ich geh schnell deine Matratze holen", sagt er und kommt kurz daraufhin mit meiner Matratze wieder, die er bei sich auf den Boden legt.

Mit einer Decke und einem Kissen mache ich es mir gemütlich und es dauert keine Minute bis ich eingeschlafen bin und nichts mehr mitkriege.





Zum Glück kam dann ja doch noch eine gute Wendung :)

Habt ihr irgendwelche Kritik oder sowas?

Am Montag fängt die Schule wieder an und wahrscheinlich kann ich dann nicht mehr so regelmäßig hochladen. Aber ich gebe mein bestes und probiere so viel wie es geht zu schreiben :)

ElianaWhere stories live. Discover now