Teil 6

1.6K 48 0
                                    

Ich stecke mir meine Kopfhörer ins Ohr und warte auf den Bus.
Die ganze Zeit muss ich daran denken, dass ich übermorgen zu Adrian muss.
Wie gerne würde ich einfach nicht hingehen, aber dann kriegen wir eine schlechte Note und Adrian ist noch wütender auf mich und das will ich definitiv vermeiden.

Ein Mädchen und eine Junge, ungefähr in meinem Alter, stehen an der selben Bushaltestelle.
Unauffällig beobachte ich sie.
Die beiden sind denke ich zusammen und schauen sich verliebt an.
Das Mädchen hat lange blonde Haare und wunderschöne blaue Augen.
Wie gerne würde ich aussehen wie sie.

Traurig, mit dem wissen, dass ich niemals so hübsch sein werde, wende ich mich von den beiden ab und starre auf den Boden.
Bin ich wirklich so hässlich oder ist es mein Charakter?
Und warum um aller Welt, habe ich das verdient.
Warum musstest du nur sterben Mama?

Mit Tränen in den Augen steige ich in den Bus ein, der gerade gekommen ist.
„Hey ist alles okay?", fragt mich das blonde Mädchen von eben.
„Ja", sage ich mit zittriger Stimme.
Sie nickt, guckt mich aber dennoch misstrauisch an. Sie lächelt mir noch kurz zu und geht dann wieder zu ihrem Freund zurück, der sie lachend in den Arm nimmt.

Ich muss weggucken, sonst werde ich hier komplett in Tränen ausbrechen, das weiß ich.
Ich merke wie immer mehr Panik in mir aufsteigt. Ich probiere kontrolliert zu Atmen und irgendwann klappt relativ gut.

Eliana ein und aus atmen, alles ist gut. Du schaffst das, sage ich in meinem Kopf zu mir selber.
Ich schaffe es mich zu beruhigen und wische mir meinen Tränen weg.
Ich lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe und schließe meine Augen.
Ich muss gegen das einschlafen kämpfen, aber ich schaffe es wach zu bleiben.

Nach ein paar Stationen steige ich aus und betrete den kleinen Friedhof.
Ich gehe zu dem Grab meiner Mutter und meiner Tante, die beiden liegen direkt nebeneinander.

Eine Träne läuft mir über das Gesicht und ich setze mich vorsichtig auf den Boden.
„Ich vermisse euch", flüstere ich und streiche vorsichtig über den Grabstein meiner Mutter.

Maria Jones

Immer mehr Tränen laufen mir über das Gesicht und ich fange an zu schluchzen.

Morgen ist der Todestag ein Monat her.
Ich habe probiert nicht daran zu denken, aber jetzt bricht alles aus mir heraus.

Lange habe ich nicht mehr so heftig geweint, ich fühle mich einfach alleine und einsam. Ich habe niemanden mehr.

Ich wünschte ich hätte meine Mutter aufgehalten oder so. Irgendwas gemacht, damit sie jetzt leben würde.
Oder warum saß ich nicht einfach mit im Auto? Das hätte mir viel erspart.

Ich bleibe noch ungefähr eine Stunde dort sitzen und erzähle meiner Mutter alles, wie es mir gerade geht und dass ich sie schrecklich vermisse.

Ich gehe zum Bus und bin ungefähr um 17:00 Uhr zuhause.
Ich lege mich mit meinem Handy noch eine Stunde ins Bett, bis ich mit dem kochen beginne.

Ich mache Pfannkuchen und decke noch schnell den Tisch.
Ich hole die andern zum Essen und nun sitzen wir zu viert am Tisch.

„Eliana, kannst du bitte das Wasser auffüllen?", fragt mich Camilla mit einem Grinsen im Gesicht.
Der kleinen Schlampe macht es Spaß mich zu provozieren.

„Klar", sage ich und probiere meine Wut zu unterdrücken.
Wortlos stelle ich das Wasser vor ihr hin und setze mich wieder hin.

„Adrian kommt gleich, also bleib bitte einfach in deinem Zimmer und komme erst raus, wenn er weg ist klar?", sagt Louis ernst. Ich nicke.

Das auch noch toll, jetzt darf ich abends nicht mal mein Zimmer verlassen.

Die anderen drei reden dann über irgendeinen Kram, wo ich nicht mitreden kann, beziehungsweise will.
Ich esse einfach still mein Essen und warte, dass die anderen endlich aufstehen.

„Morgen ist es ein Monat her du Miststück, alles wegen deiner verfickten Mutter", spuckt mich mein Onkel an und auch Louis und Camilla schauen mich wütend an.

Immer mehr steigt die Wut in mir und ich mache etwas was ich noch nie gemacht habe.

„ES IST NICHT MEINE SCHULD", schreie ich die drei an. Ich nehme mir mein Handy und renne nach draußen.
Einfach weg von dieser ekelhaften Familie.

Ich höre die wütenden Schreie meines Onkels, doch ich ignoriere sie.
Mir egal ob ich morgen deswegen 100 neue blaue Flecken habe, aber ich musste sie einfach mal zurück anschreien.

Ich gehe zu einem verdreckten Spielplatz und setze mich auf die Schaukel.
Eine Weile bleibe ich einfach nur dort sitzen und gucke in den Himmel.
So langsam wird es dunkel und immer mehr Sterne sind zu sehen.

„Na wenn das nicht der Freak ist".

Ich zucke zusammen. Adrian steht vor mir und schaut mich grinsend an.
Stimmt er wollte ja zu Louis.

„Was machst du hier draußen alleine?", fragt er mich.
„Das geht dich einen scheiß an", zische ich wütend.
„Okay okay chill mal. Ich muss dann auch weiter. Musst du morgen unbedingt in die Schule kommen? Habe kein Bock deine hässliche Fresse den ganzen Tag zu sehen", sagt er lachend und ich schaue ihn wütend an.
Was für ein Arschloch.
Dann geht er endlich und lässt mich alleine.

Verzweifelt sitze ich auf der Schaukel. War es wirklich so schlau mitten beim Essen abzuhauen?
Und ich muss ja später noch nach Hause, aber das geht erst wenn Adrian wieder zuhause ist.

Zum Glück habe ich vollen Akku bei meinem Handy. Ich öffne Tik Tok und scrolle ein bisschen durch meine Fy Page.

Nach einer Stunde ist es komplett dunkel und mittlerweile ist es wirklich kalt geworden. Müde lehne ich mich an einem Spielhaus an und schließe die Augen.

ElianaWhere stories live. Discover now