Teil 5

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Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker, wie jeden Morgen, um 6:00 Uhr. Heute muss ich zum Glück nicht zur Arbeit, allerdings möchte ich heute nochmal das Grab meiner Mutter besuchen.

Ich ziehe mich schnell an, genau das selber wie gestern und werfe neidisch einen Blick auf die Tops in meinem Schrank.
Wie gerne ich die nochmal anziehen würde, allerdings ist dieser bastard von Onkel daran Schuld, dass ich immer lange Sachen tragen muss.

Ich erschrecke mich, als ich mein Gesicht sehe. Die zwei Ohrfeigen von gestern waren wohl doch ziemlich fest, denn man sieht noch deutlich die Spuren.

Ich nehme mir Concealer und decke die roten Stellen ab. Zufrieden gucke ich in den Spiegel.
Perfekt, man sieht gar nichts mehr.

Ich packe schnell meine Tasche und gehe dann nach unten. Wie jeden Morgen bereite ich das Frühstück vor und esse eine Kleinigkeit.
Ich begegne zum Glück niemandem heute morgen und verlasse dann pünktlich um sieben Uhr die Wohnung.

Ich suche mir eine Playlist raus und fange an sie zu hören. Mehrmals hätte ich fast angefangen mit zu singen, weil ich komplett vergessen habe, dass ich nicht alleine bin.

Der Weg war mal wieder viel zu kurz, denn ich sehe schon von weitem wie Adrian vor dem Schulgebäude steht.
Was würde ich geben, damit ich einen Tag ohne dieses Arschloch verbringen könnte.

An sich sieht er ja gar nicht schlecht aus.
Groß, braune Locken und grüne Augen, aber sein Charakter ist komplett Müll.

So schnell wie es geht probiere ich in das Gebäude zu gehen, aber wie erwartet sieht er mich.
„Freak hast du unsere Aufsätze?", fragt er ungeduldig.
„Ja", sage ich und krame die vier Blätter aus meinem Rucksack hervor.
Er reißt mir die Blätter aus der Hand und haut dann ohne sich so zu bedanken ab.
Arschloch.

Mit schlechter Laune gehe ich zum Mathe Raum. Jetzt kommt erstmal die Klausur.
Eliana du schaffst das!
Nervös setze ich mich hin. Immer mehr Schüler kommen in den Raum und endlich ist der Lehrer da.
Er teilt die Klausur aus und ich lasse einen Blick rüber werfen. So schwer sieht das ja gar nicht aus.

Als ich fertig bin, gebe ich ab und gehe nach draußen auf den Schulhof.
Ich habe alles Aufgaben bearbeitet und habe ein relativ gutes Gefühl.
Ich hoffe einfach, dass es nicht all zu schlimm wird, denn mein Onkel erwartet gute Noten und auf mehr Verletzungen habe ich gerade nicht ganz so Bock.

Ich nehme mir mein Handy raus und starte auf das Hintergrundbild. Meine Mutter und ich, wie wir Arm im Arm am Strand stehen. Ich liebe dieses Bild, wie strahlen beide fröhlich in die Kamera. Da war mein Leben noch perfekt.

Schnell sperre ich mein Handy zu und stecke es in meine Hosentasche.
Dann fällt mir meine Wange wieder ein.
Ich gehe zum Mädchenklo und gucke ob man etwas sieht. Der Concealer hat aber gute Arbeit geleistet. Zufrieden gucke ich mich an und will dann die Toilette verlassen, als zwei Mädchen reinkommen.

„Guck sie dir an, ihr Style ist einfach nur hässlich und ihr Gesicht erst", flüstern die Mädchen, allerdings so laut, damit ich es höre.

Ich ignoriere sie und verlasse schnell die Mädchentoilette. Ich gehe zu meinem nächsten Unterricht. Politik.
Es fängt zwar erst in weniger als 10 Minuten an, aber egal. Ich setze mich auf einen Platz in der zweiten Reihe und gucke mir meine Notizen von letzter Stunde an.

Nach und nach kommen immer mehr Schüler rein, die sich auf die Plätze verteilen.
Der Lehrer kommt relativ schnell und beginnt mit dem Unterricht.
Adrian hat als einziges von seiner Clique Politik und somit ist es nicht ganz so schlimm, denn zu viert sind sie am schlimmsten.

„So liebe Schüler, wir werden in den nächsten Woche ein Projekt immer zu zweit machen. Ich erkläre euch später noch weitere Infos. Die Paare werde ich jetzt zusammenstellen", sagt mein Lehrer.
Ich erstarre, das kann er doch nicht ernst meinen. Bitte nicht.
Ich hoffe einfach, dass ich mit jemandem nettes zusammen kommen, dann ist es vielleicht nicht ganz so schlimm.

Während der Lehrer die Paare zusammenstellt halte ich die Luft an.
Still bete ich, dass ich nicht einen all zu schlimmen Partner bekomme.

„Eliana und Adrian"

Nein, das kann jetzt nicht wahr sein.

Ich probiere meine Atmung unter Kontrolle zu kriegen, denn ich bin gerade komplett unter Panik.

„Nein bitte nicht. Herr Waldorf das können sie mir nicht antun. Da würde ich ja lieber mit einer Mülltonne zusammenarbeiten, als mit diesem Freak", schreit Adrian durch die Klasse.
Und natürlich fangen alle an zu lachen.
„Nein, du wirst mit Eliana Zusammenarbeiten, ob dir das passt oder nicht", sagt der Politiklehrer und Adrian verdreht genervt die Augen.

Ich sage lieber gar nix, denn ich weiß, dass wir die Gruppen Einteilung nicht mehr ändern können.

Wir sollen uns in den Gruppen zusammen setzen und Adrian guckt mich erwartungsvoll an.
Unsicher stehe ich auf und gehe zu seinem Tisch. Ich setze mich neben ihn, mit so viel Abstand wie es nur geht.

Eine Minute lang sagt keiner was, bis ich schließlich anfange: „Also wir sollen ja eine Präsentation über ein Thema unserer Wahl halten, welches Thema würdest du denn gerne machen?", sage ich leise.
„Mir egal", sagt er gelangweilt.
Na super, kann der sich auch mal ein bisschen anstrengen.
„Mir auch", sage ich, weil ich keine Ahnung habe was ich sonst sagen kann.

Adrian meldet sich und ich gucke ihn verwirrt an. „Herr Waldorf wir haben kein Thema. Können Sie uns eins zuteilen?".
Unserer Lehrer nickt und teilt uns dann das Thema Demokratie zu.
Was ein spannendes Thema.

„Komm wir gehen in die Bibliothek und arbeiten da", sagt Adrian zu mir und steht auf, ohne meine Antwort abzuwarten.
Wortlos folge ich ihm und kurze Zeit später sind wir in der Bibliothek.

Wir setzen uns an einen Tisch mit Computern und holen unsere Sachen raus.
Wir haben abgemacht, dass jeder erst einmal für sich selber recherchiert und wir später die Ergebnisse zusammentragen.
Allerdings kann ich mich nicht gut in seiner Anwesenheit konzentrieren.

„Warum hast du eigentlich keine Freunde?".

Verwirrt schaue ich auf. Adrian guckt mich gelangweilt an. Was soll ich denn jetzt antworten. Ich zucke einfach mit den Schultern und arbeite dann weiter.

„Das war keine Antwort Freak", sagt er und so langsam steigt Wut in mir auf.
„Hör auf mich Freak zu nennen", zische ich ihn an und er muss grinsen.
„Du bist aber einer". Ich verdrehe die Augen, dieser idiot nervt mich so krass.

Nach ein paar Minuten ist die Stunde vorbei und wir gehen zurück in den Klassenraum. Herr Waldorf sagt, dass wir zuhause die Präsentation fertig machen sollen.

Adrian guckt mich und ich ihn genervt an.
„Danke Freak, nur weil du nicht schnell genug gearbeitet hast. Komm am Donnerstag um 17:00 Uhr zu mir".
Ich nicke und verlasse dann den Raum.
Bitte wird das nicht all zu schlimm.

ElianaΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα