Eliana

Teil 40

Louis Sicht

„Papa ich sage es dir jetzt zum letzen Mal, lass die Finger von Eliana!", zische ich sauer.
„Louis du verstehst das nicht. Das ist einfach nur eine kleine Schlampe, die nichts anderes verdient hat. Vor zwei Wochen hat sie dich doch auch nicht wirklich interessiert, was hat sich denn jetzt geändert?", sagt mein Vater anfällig und ich rieche, dass er Alkohol getrunken hat.

Ich verdrehe nur die Augen und verlasse das Zimmer. In der Küche ist Eliana nicht mehr und vermutlich ist sie in ihr Zimmer gegangen.

Vorsichtig klopfe ich kurz an der Tür und trete dann herein. Zusammengekauert sitzt sie auf ihrem Bett und ihre Augen sind rot vom weinen.

„Hey geht es?", frage ich und sie nickt.
Sie hat einen zierlichen Körper und lange braune Haare. Die blauen, fast grauen Augen starren nur leer vor sich hin.

„Ja es ist okay", sagt sie leise und lässt sich erschöpft auf ihr Kissen fallen.
„Meinst du es hört irgendwann auf?", fragt sie und setzt sich wieder auf. An ihrem Gesichtsausdruck sieht man, dass sie Schmerzen haben muss.

„Ich weiß es nicht", gebe ich ehrlich zu und setze mich neben sie aufs Bett.
„Okay", murmelt sie und guckt auf ihr Handy, was in dem Moment aufleuchtet.

Aus Reflex schaue ich drauf und erkenne, dass Adrian ihr geschrieben hat. Mein bester Freund versucht zu verheimlichen, dass er sie mag. Er probiert jedes Mal das Thema zu wechseln, wenn es um sie geht.
Heute haben die beiden zusammen geschwänzt und als wir kurz darüber geredet haben, ist er rot geworden.

Ich beobachte Eliana, wie sie lächelnd eine Antwort schreibt. Auch sie scheint ihn zu mögen. Anfangs fand ich es ja doof, dass die beiden Kontakt haben, aber ich glaube sie tun sich wirklich gut.
Mittlerweile ist es mir auch nicht mehr peinlich, dass sie meine Cousine ist. Das einzige was mir peinlich ist, ist dass ich meine eigene Cousine gemobbt habe.

„Und was schreibt er?", frage ich amüsant. Sie zuckt zusammen und wird auf der Stelle rot. „Ehm er hat mir nur eine gute Nacht gewünscht", sagt sie peinlich berührt.

„Aha", sage ich grinsend. Dann fällt mir ein, dass ich noch eine Salbe für sie holen wollte. „Ich hole noch schnell eine Salbe aus dem Badezimmer, bin gleich wieder zurück", sage ich, doch sie kriegt er es kaum mit, da sie wie gebannt auf den Chat mit Adrian guckt.

Kurze Zeit später bin ich wieder in ihrem Zimmer und setze mich wieder neben dich. „Soll ich?", frage ich und sie nickt.
Sie legt ihr Handy weg und zieht ihrem Pulli aus.

Sie sitzt nur noch in Bh vor mir, doch sie scheint es wohl nicht zu stören. Mich auch nicht, denn ich habe nicht wirklich Interesse an meiner Cousine.

Sie dreht sich um und langsam verteile ich was von der Creme auf ihrem Rücken. Sie zuckt zusammen, als das kühle ihren Rücken berührt.

Ab und zu zischt sie auf, denn ihre Wunden sind nicht ohne. Rote Striemen verlaufen über ihren Rücken.

Ich habe vor ein oder zwei Wochen ihren Oberkörper gesehen und zum Glück haben die blauen Flecken etwas nachgelassen.

Als ich fertig bin dreht sie sich um und schmiert noch etwas auf ihren Bauch, da dort auch ein paar Schläge hingekommen sind.
Vorsichtig zieht sie sich den Pulli wieder über und ich bin dabei aufzustehen.

Mittlerweile ist es schon halb elf und sie ist bestimmt müde. In meinem Zimmer höre ich, wie sie noch ins Bad geht, aber kurz darauf wieder in ihrem Zimmer ist.

Danach gehe ich selber ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Als ich fertig bin trockne ich mich mit einem Handtuch ab und putze noch schnell meine Zähne. Ich ziehe mir irgendein random shirt und eine Hose an und lege mich dann ins Bett.

Kurz überlege ich, doch hole dann mein Handy raus. Die Freundin von Eliana, Maya heißt sie und ich finde sie wirklich toll. Ich habe ein paar Kurse mit ihr und am liebsten würde ich sie die ganze Zeit anstarren.

Sie hat blonde Haare und strahlend blaue Augen, wie das Meer in der Karibik. Ich habe schon mehrmals überlegt, ob ich sie anschreiben soll, aber ich habe mich nie getraut.

Ich gehe auf ihre Insta Seite und schaue ihre Bilder durch. Vor ein paar Wochen habe ich sie mal angefragt und sie ist mir zurück gefolgt. Sie hat ein paar Bilder hochgeladen und auf dem einen ist sie mit drei Freunden zu sehen.

Das Bild wurde heute morgen hochgeladen, wahrscheinlich haben die vier auch geschwänzt. Ich like das Bild und gehe dann auf den Nachrichten Button.

Aber was soll ich schreiben?
Einfach nur „Hey?" oder lieber fragen was sie macht? Scheiß drauf ehrlich, was soll schon passieren?

Ich entscheide mich für ein einfaches „Hey" und ich drücke nervös auf Enter. Als die Nachricht zugestellt wurde, schließe ich sofort Instagram und werfe mein Handy neben mich aufs Bett.

Nach zwei Minuten traue ich mich nachzusehen, doch wie zu erwarten gab es keine Antwort. Vielleicht ist sie ja auch gar nicht mehr wach oder so. Immer positiv denken.

Ich lege mich ins Bett und probiere einzuschlafen, doch bemerke wie mein Handy aufleuchtet. Ruckartig setze ich mich auf und öffne die Nachrichte.

Omg sie hat geantwortet, sie hat auch „Hey" geschrieben. Was schreibe ich denn jetzt? Ich beschließe zu fragen was sie macht. Kurze Zeit später kommt die Antwort, sie guckt gerade Netflix.
Sie hat mich auch gefragt was ich gerade mache, ich schreibe, dass mir langweilig ist.

Wir schreiben noch ein paar Minuten bis sie meint, dass sie jetzt ins Bett geht. Glücklich stecke ich mein Handy an das Ladekabel und lege mich dann hin.

Ich hatte noch nie wirklich eine Freundin. Ja, ich hatte natürlich schonmal was mit Mädchen gehabt und so, allerdings immer nur für ein paar Nächte und dann war gut.

Aber ich würde gerne mehr haben, jemandem dem du alles erzählen kannst, deine Ängste oder das was dich gerade belastet.

Ich merke wie die Müdigkeit über mich kommt und ich probiere die Gedanken aus meinem Kopf bekommen. Tatsächlich bin ich kurze Zeit später in einen traumlosen Schlaf gefallen.