Teil 20

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„Ihre Bestellung bitte?", frage ich höflich das Ehepaar an Tisch 3.
„Zwei Colas und Menü 7 bitte". „Kommt sofort!", sage ich und gehe nach hinten in die Küche. Ich gebe die Bestellung weiter an einen Arbeitskollegen.
Mein Blick fällt über die Bar. Es sind nur ein paar Plätze mit Gästen besetzt

Ich bin wie jeden Montag Abend bei der Arbeit und zum Glück ist in 15 Minuten meine Schicht zu Ende. Ich erledige noch schnell die letzen Sachen und kann mich dann umziehen gehen.
Die Arbeitskleidung falte ich und lege sie in meine Tasche. Seufzend ziehe ich meine Jeans und meinen Pulli wieder an. Ich beneide echt alle Jungendlichen, die nicht arbeiten müssen.

Ich musste früher auch nicht arbeiten, allerdings gibt mir mein Onkel momentan kein Geld und hat sich ein Teil von Mamas Geld genommen. Also muss ich leider selber Geld verdienen.

Während der Bus fahrt beschließe ich bei dem Grab meiner Mutter anzuhalten. Ich war jetzt mehrere Tage nicht dort. Die letzen Tage sind eigentlich echt gut verlaufen. Ich hatte kaum Kontakt zu meiner neuen „Familie", weshalb ich die letzen Tage echt genießen konnte.

Je mehr ich an meine Mutter denke, desto trauriger werde ich. Nur mit Mühe kann ich meine Tränen zurück halten. Zum Glück sind nicht mehr viele um diese Uhrzeit im Bus, weswegen es keiner bemerkt.

Als eine Träne meine Wange runter läuft, wische ich sie schnell weg. Ich lehne meinen Kopf gegen die Fensterscheibe und warte, dass wir an dem Friedhof ankommen.


„Hallo Mama" flüstere ich und betrachte ihr Grab. Ich lasse mich auf das Gras fallen und betrachte die Gräber meiner Mutter und meiner Tante.

Es ist kurz nach elf und nur am Friedhof Eingang leuchtet eine Laterne. Ich zünde Kerzen an und wische die Tränen weg, die über mein Gesicht laufen.

Ich erzähle meine Mutter von Maya, Soraya, Lian und Aris. Die vier sind echt gute Freunde gewordene und ich bin so dankbar, dass sie mit mir befreundet sein wollen.

„Und dann hat mich Aris angeschrieben und gefragt ob wir uns mal treffen wollen", erzähle ich lächelnd.
„Wir sind im Park gewesen und haben geredet. Er ist wirklich süß, er erinnert mich oft an Tim.

Bei dem Gedanken an Tim muss ich schlucken. Wir waren damals gut befreundet, allerdings hat er plötzlich einfach den Kontakt abgebrochen. Es ist ungefähr zwei Jahre her. Ich war vierzehn und danach ging es mir einige Zeit ziemlich schlecht. Aber zum Glück ist es relativ schnell besser geworden, meine Mutter hat mir wirklich viel geholfen, damit es mir besser geht.

Die Zeit vergeht und ich kriege nicht mit, dass es immer später wird.
Als mein Handy 1:07 Uhr anzeigt, bin ich überrascht. Es hat sich angefühlt wie eine halbe Stunde. Ich muss die Woche unbedingt öfter herkommen.

Auch wenn es mich traurig macht das Grab zu sehen, beruhigt es mich auch gleichzeitig. Ich spüre mich dann noch verbundener mit meiner Mutter und es fühlt sich an, als wäre sie bei mir.
Auch wenn sie nicht mehr auf diesem Planeten lebt, wird sie immer ein Teil von mir bleiben.

Ich nehme meine Tasche und werfe noch einen letzen Blick auf die Gräber meiner Mutter und meiner Tante. Ich gehe zur Bushaltestelle und stelle fest, dass der Bus erst in über eine Stunde kommt.

Mittlerweile ist es schon halb zwei, morgen ist Schule. War vielleicht nicht so schlau, solange hier zu bleiben. Ich hoffe einfach nur, dass mein Onkel nicht mitbekommen hat, dass ich noch nicht zuhause bin.

Verzweifelt lasse ich mich auf den Bürgersteig fallen. Was mache ich denn jetzt?
Laufen würde eine Dreiviertelstunde dauern. Ich beschließe einfach loszulaufen, aber ob das so schlau ist als Mädchen alleine mitten in der Nacht?
Ich probiere die Gedanken aus meinen Kopf zu kriegen und an was anderes zu denken.

ElianaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt