Teil 23

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„Kommst du?", fragt mich Adrian ausdruckslos. Ich nicke schnell und stehe auf. Ich folge ihm in die Bibliothek, wo ich mich auf einen Stuhl fallen lasse.
Unser Lehrer hat uns heute noch eine halbe Stunde Zeit gegeben um unsere Präsentation durchzugehen und zu üben und in der restlichen Stunde werden die dann vorgestellt.

Adrian holt seinen Laptop raus, wo unsere Präsentation gespeichert ist. Er öffnet sie und stellt den Laptop so, dass ich was sehen kann. „Wer will anfangen zu reden?", fragt er mich und guckt mir in die Augen. Ich hasse Augenkontakt, ehrlich wie kann man jemanden lange in die Augen gucken?. „Mir egal", beantwortet ich seine Frage und probiere ihm auch in die Augen zu gucken. Die Betonung liegt auf probieren.
„Okay dann fang ich an", sagt er gelangweilt.
Wir sind nach 15 Minuten fertig und haben also noch etwa Zeit.

„Also wollen wir uns nochmal treffen?", sagt er plötzlich. „Was?", frage ich verwirrt. Was zur Hölle meint er?
„Naja ich hatte dir doch geschrieben, ob wir uns nochmal treffen sollen", sagt er und guckt mich gespannt an.

Warte, das hatte ich ja komplett vergessen. Er hatte mir wirklich geschrieben und ich habe es komplett vergessen. Ich habe mich da total gewundert warum er sich mit mir treffen will.

„Ehm ich weiß nicht, können wir machen", sage ich unsicher. Ich weiß nicht genau, warum er sich mit mir treffen will. Ich meine in der Schule mobbt er mich, wenn er mit seinen Freunden ist und dann will er mich treffen. Aber sonst gehts ihm gut nh.

„Okay, ich schreib dir einfach nochmal", sagt Adrian und lächelt mir zu. Okay er sieht süß aus, muss ich leider zugeben. Ich weiß nicht so ganz wie ich mich verhalten soll, ich hoffe einfach nur, dass ich nicht rot wie eine Tomate werde.
Ich lächele einfach zurück, obwohl ich weiß, dass das gerade ziemlich komisch aussehen muss.

In dem Moment kommt glücklicherweise ein Mädchen aus unserm Kurs, um uns in den Klassenraum zu holen. „Herr Waldorf hat gesagt, dass wir mit den Präsentationen beginnen".
Adrian und ich folgen dem Mädchen und setzen uns an unsere Plätze.

Wir müssen unsere Präsentation als drittes vorstellen und mittlerweile steigt die Aufregung. Ich mag es nicht wirklich vor Menschen zu sprechen. Ich habe zum Glück keine Angststörung oder so, aber so richtig wohl fühle ich mich dabei nicht.

Mein Blick geht zu Adrian, der gechillt auf seinem Platz sitzt. Okay nein er sieht nicht so aus, als würde er nervös sein.


„Eliana und Adrian, stellt ihr bitte eure Präsentation vor", sagt unser Lehrer.
Ich stehe auf und sehe, wie Adrian den Stick vorne in die digitale Tafel steckt.
Unsere Titel Seite erscheint und Adrian beginnt zu reden. „Herzlichen Willkommen zu unserer Präsentation über das Thema Demokratie".

Manche aus unserm Kurs hören interessant zu, während anderen so aussehen, als wäre das, dass langweiligste Thema überhaupt. Mir ist das eigentlich egal wer jetzt zuhört, solange keiner einen doofen Spruch mir gegenüber macht, denn das ist leider schon ein paar mal vorgekommen.

Ich atme einmal tief durch, bis ich mit meinem Text beginne. Ich fange an zu reden, zum Glück kenne ich meinen Text gut, weshalb ich nicht stottere.

Ich bin mitten am reden, als ich merke, dass ich schlecht Luft bekomme. Ganz ruhig Eliana, kein Grund zur Panik. Doch mein Zusprüche helfen nicht. Mir wird schwindelig und alles fängt an sich zu drehen. Meine Luft wird weniger und ich habe das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen.

„Komm wir gehen raus", höre ich Adrians Stimme und werde von ihm mitgezogen. Ich zittere am ganzen Körper. Bitte kann das einfach aufhören.

Adrian lässt sich neben mich an die wand fallen. Er fragt mich mehrmals, ob alles gut ist, doch ich kann nicht antworten. Ich bin wie in Trance. Mein ganzer Körper zittert und Tränen laufen mir wie wild über das Gesicht.

„Bitte helf mir Tim", ist das einzige was ich flüsternd, mit zittriger Stimme, rausbringe.

„Eliana tief ein und ausatmen. Komm, passe dich meiner Atmung an", sagt Adrian liebevoll und ich probiere ihm nach zu machen. Tatsächlich wird es besser. „Einatmen und ausatmen, sehr gut", sagt er und ich fühle mich irgendwie sicher bei ihm. Da einzige worauf ich mich konzentriere, ist meine Atmung. Ich spreche mir selber gut zu. Du schaffst das, kein Grund zur Panik!

Nach ein paar Minuten habe ich mich wirklich etwas beruhigt. Ich gucke mich um.
Wir sitzen im Flur an der Wand und Adrian sitzt neben mir. Erst jetzt bemerke ich, dass er meine Hand gehalten hat. Nervös ziehe ich meine aus seiner und werde rot.

„Können wir noch ein paar Minuten hier sitzen bleiben", sage ich leise. Ich habe gerade einfach nicht die Kraft, aufzustehen.
„Ja klar", sagt er schnell und dankbar nicke ich. Erschöpft lehne ich meinen Kopf gegen die Wand und schließe meine Augen.

Ich hatte lange keine Panikattacken mehr. Früher hatte ich welche, aber das ist zum Glück vorbei gewesen. Dachte ich zumindest. Ich bin froh, dass Adrian mir geholfen hat. Normalerweise war es immer meine Mutter.

Ohne dass ich es merke, läuft mir eine Träne über das Gesicht. Ich vermisse meine Mutter wirklich sehr. Keiner weiß davon, ich meine wem soll ich es denn bitte erzählen. Jeden Sekunde, jede Minute und jede Stunde sind meine Gedanken bei dir Mama. Ich würde so gerne mit ihr reden, so viele Fragen stellen. Warum musstest du sterben? Meine Mutter hätte jetzt geantwortet.      „Maus jeder muss sterben. Die einen früher, die anderen später. Das Leben ist ungerecht, aber man soll das beste aus der Situation machen".

Genau das hatte sie gesagt, als ich sie mit 12 Jahren gefragt habe, warum ein 10 jähriges Mädchen bei einem Brand sterben musste. Ich hatte den Artikel in der Zeitung gesehen und es hat mich wirklich sehr beschäftigt. Sie war wirklich ein herzensguter Mensch. Wir hatten nicht viele Freunde oder Familie. Wir waren oft nur wir zwei und wir beiden liebten es. Wir waren wie beste Freunde. Hatte ich ein Problem, bin ich zu ihr gegangen. War mir langweilig, bin ich zu ihr gegangen. War ich traurig, bin ich zu ihr gegangen. Sie war mein Held, nein sie ist mein Held!

„Eliana alles gut?", höre ich Adrians Stimme. Verwirrt schaue ich ihn an. Ich war so in Gedanken, dass ich alles um mich herum vergessen habe.

„Ja alles gut. Ich war nur in Gedanken."
„Woran hast du gedacht?".
Soll ich die Wahrheit sagen? Ich habe nur Angst, dass wenn ich was sage, er diese Information gegen mich verwendet und mich damit wieder mobbt. Ach scheiß drauf.
„An meine Mutter", sage ich flüsternd und gucke auf den Boden.

„Du siehst traurig aus. Ich will dir nur sagen, wenn du mal jemanden zum reden brauchst, kannst du zu mir kommen".
Schwach nicke ich. Ich bin einfach fertig. Heute Nacht habe ich nur drei Stunden mit Albträumen geschlafen und jetzt eine Panikattacke.

„Sollen wir wieder reingehen? Die Stunde endet eh in 5 Minuten". Warte was wie lange saßen wir denn bitte hier?
„Ehm Adrian, wie lange waren wir denn jetzt hier draußen?".
„35 Minuten", sagt er lachend, als er mein Gesicht gesehen hat.
Okay krass, das hat sich definitiv nicht so lange angefühlt.






Ich wollte in der Situation eine Panikattacke beschreiben. Da ich noch nie eine hatte, habe ich Angst, dass es mir nicht so ganz gelungen ist. Deswegen tut es mir leid, wenn das doof geschrieben wurde.

Habt ihr irgendwelche Kritik oder Rückmeldung wie ihr das Buch findet?

Von welcher Person würdet ihr gerne mal die Sicht haben. Also lieber nur Eliana oder auch mal anderen Charakteren? :)

ElianaWhere stories live. Discover now