Glühweinfeinde (Teil 2)

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(Achtung, Erwähnung von Blut)

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Wir schafften es, einander den restlichen zweiten sowie den Großteil des dritten Tags der Bergwald-Weihnacht zu ignorieren. Ich tat meinen Job, verkaufte Glühwein und setzte dabei mein freundlichstes Lächeln auf.

Und wenn mir genug Zeit zur Verfügung stand, um das Markttreiben zu beobachten, ließ ich Harry und seine Bude geflissentlich aus. Anfangs war das noch schwierig, immerhin stand der Pisser mir buchstäblich gegenüber, aber Übung machte bekanntlich den Meister.

Inzwischen war ich gut darin, seine Existenz zu verleugnen.

Zusammen mit all den schrägen Blicken, die die anderen Standbetreiber uns zuwarfen, garantiert in Erinnerung an unsere gestrige Schlägerei.

Ich stierte so lange wütend zurück, bis sie eilig wegsahen. Was glotzten sie denn auch so blöd? Als ob sie nach fünf Jahren nicht wüssten, dass es an einem der drei Markttage grundsätzlich eine Auseinandersetzung mit Handgreiflichkeiten gab.

Ohne eine solche wäre die Bergwald-Weihnacht nicht komplett. Zumindest redete ich mir das ein, wohlwissend, dass die meisten anderen Verkäufer uns am liebsten alle beide vom Marktgelände vertreiben würden.

„Seltsam leer schon für diese Uhrzeit, was?" Niall, der sich vorhin eine Pause genommen hatte, um hinter der Bude mit Zayn zu knutschen, gesellte sich wieder zu mir. Er tippte auf seine Armbanduhr. „Gegen acht Uhr abends kommen die meisten doch normalerweise erst. Um den nächtlichen Weihnachtszauber zu genießen."

Ich warf ihm einen schrägen Blick zu. „Hast du das aus dem Werbeflyer?"

„Vielleicht." Mein bester Freund nahm mir meine Glühweintasse aus der Hand, um einen Schluck daraus zu nehmen. Prompt verzog er das Gesicht. „Igitt. Eiskalt. Wie lange steht der denn schon rum?"

„Sehr lange." Ich grinste ihm zu. „Aber ich wusste, dass du kommen und ihn für mich trinken würdest, daher ist das schon in Ordnung."

„Du blöder Sack."

Während Niall nach einer anderen Tasse angelte, um sich frischen Glühwein einzuschenken, musterte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Sag mal ..." Mit dem Stiel des Kochlöffels stupste ich eine verdächtig verfärbte Stelle an seinem Hals an. „Habt ihr es etwa da hinten getrieben?"

Niall schrak hoch, selbstverständlich binnen Sekunden knallrot im Gesicht. „Was? Nein! Und jetzt halt dich aus meinem Privatleben raus!"

Ich gluckste in meinen Schal. „Dein Privatleben kann man nur im entferntesten Sinne als privat bezeichnen, wenn du es in aller Öffentlichkeit auslebst, mein Freund."

Als Antwort bekam ich nur missmutiges Grummeln und einige Verwünschungen, aber er war dabei mit seinen hochroten Wangen wie immer so putzig, dass ich ihn einfach nicht ernst nehmen konnte. Der Idiot war wie ein kleiner Bruder für mich, und da ich ihn auch wie einen solchen behandelte, ließ ich es mir nicht nehmen, ihm kurzerhand durchs Haar zu wuscheln.

„Beleidigte Leberwurst."

„Hey!" Niall schlug nach mir. „Lass das! Nur weil ich im Gegensatz zu dir ein Privat- und ein Liebesleben habe und du gerne eine hättest, heißt das noch lange nicht, dass du es mir madig reden musst."

Was?

Ich erstarrte mitten in der Bewegung, die Augen zu Schlitzen verengt. „Was soll das denn jetzt heißen?"

Niall knallte seine Tasse auf die Anrichte und reckte das Kinn. „Das soll heißen, dass du es ruhig zugeben kannst, dass du Harry in aller Heimlichkeit an die Wäsche willst, während du nach außen hin so tust, als würdest du ihn hassen. Komm schon, Lou. Denkst du wirklich, ich bemerke nicht, wie du ihm hinterherstarrst, wenn er nicht hinsieht? Das ist doch lächerlich."

One Shots (Larry, Ziall, Niam, Narry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt