Sonst kannte ich keine wirklichen Techniken – ich war sowas von aufgeschmissen, wenn ihr mich fragt. 

Gott möge mir beistehen...

Ich stellte ein Bein hinter das andere, um einen besseren Halt zu haben, bevor ich mich dazu entschied, endlich anzugreifen und die angespannte Stimmung, die herrschte, damit zu durchbrechen. 

Es war unheimlich still in dem Trainingssaal geworden, alle warteten gespannt darauf, was als nächstes passierte, während Flavio so aussah, als stände er kurz davor, zu explodieren. Aber er hielt sich zurück, genauso wie ich es ihm gesagt hatte.

Auf einmal, und ich konnte nicht sagen, woher ich den Mut dazu  genommen hatte, schoss ich mit einer schnellen Bewegung nach vorne und verpasste Rogers einen so harten Tritt in seine Magengegend, dass er hart nach Luft schnappen musste. 

Er erholte sich aber leider viel zu schnell von meinem Angriff, rannte auf mich zu und stürzte sich geradewegs auf mich, was mich zu Boden warf. 

Über mich gebeugt griff er mit einer Hand nach meinen Haaren und zog so hart daran, dass ich Angst hatte, er würde sie alle ausreissen, während er mit der anderen zum Schlag in mein Gesicht ansetzte.

Ich hatte aber nicht vor, es so weit kommen zu lassen, ich zog mein Knie nach oben und verpasste ihm einen Kick in seine Weichteile, um danach schnell unter ihm hervor zu kriechen. 

Als ich gerade aufstehen wollte, ergriff er meinen Pferdeschwanz und zog mich so heftig zurück, dass ich auf dem Rücken landete und für einen Moment Sternchen sah, bevor meine Sicht erneut klar wurde.

„Du dumme Schlampe!" schrie er wütend und drückte seinen Ellbogen so sehr gegen meine Rippen, dass mir die Luft wegblieb. 

Um ihn von mir weg zu kriegen krallte ich mich mit den Händen an seinem Gesicht fest und versuchte, meine Finger gegen seine Augäpfel zu pressen, was Dan Rogers dazu bewegte, sich zurück zu ziehen. 

Er hob seine Hand, um mir einen Schlag zu verpassen und ich wollte mich wegdrehen, war jedoch zu langsam und so traf seine Faust meine rechte Wange. Mein Kiefer knackste und ein unerträglicher Schmerz zog sich durch meinen Körper, ich schrie auf, liess aber kaum Zeit verstreichen, um mich an ihm zu rächen. 

Das würde er bezahlen!

Da er vor mir kniete und sein verletztes Bein direkt neben meinem Fuss war, zögerte ich nicht lange, sondern drückte es gegen seine Schussverletzung, während ich ihn meinen rechten Haken spüren liess.

„Das war für meine Mutter, du Arschloch!" kreischte ich und warf mich auf ihn, meine Hände um seinen Hals geschlungen. Ich versuchte, so stark wie möglich zuzudrücken und hatte nicht vor, je wieder loszulassen. 

Ich würde ihn umbringen, so wie ich es schon vor einigen Tagen hätte tun sollen. 

Er hatte es verdient, zu sterben.

Als ich schon dachte, Dan hatte nicht mehr vor, sich zur Wehr zu setzen wurde ich von ihm überrascht. Er griff mit einem starken Halt nach meinen beiden Armen, drückte fest zu und schmiss mich zur Seite, so dass wir die Position wechselten. 

Ich lag hilflos unter ihm. Wie ein Lamm das zur Schlachtbank geführt wurde.

Und ich verfluchte mich selbst, denn ich hatte die wichtigste Regel bei einem Kampf vergessen: Unterschätze niemals deinen Gegner.

Mit einem Arm hielt mich Dan Rogers unten, ich versuchte alles, um ihn loszuwerden, doch nichts half. Seine Augen erreichte ich nicht, seine Beine lagen auf meinen, so dass ich ihn nirgends verletzen konnte und sein Körpergewicht lastete so schwer auf dem meinen, dass ich Angst hatte, er würde mich gleich zerquetschen.

Gangs - Taken Innocence Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt