TWENTY-FOUR

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Als Freya das nächste Mal nach draußen ging, war die ganze Stadt grün. Die Geister hatten Stixx eingenommen und es war nur noch eine Frage der Zeit bis die Ninja aufkreuzen würden. Freya ging schon mehrere Sätze, durch die sie sagen könnte. Es gab für sie nur zwei mögliche Wege. Entweder sie schaffte es Morro zu überzeugen, seine Meisterin gar nicht erst zu befreien, oder sie schloss sich den Ninja an und half ihnen zu gewinnen. Jeder wusste, dass die Guten immer gewannen. Aber dieses Mal stand mehr auf dem Spiel als nur der Kampf zwischen Gut und Böse. Es ging um das Schicksal von Freya. Wenn irgendetwas schiefgehen würde, würde sich einfach alles ändern. Auch wenn Freya nicht genau wusste, ob sich das Schicksal von jemandem einfach so ändern konnte, wollte sie es auch nicht herausfordern. Sie konnte nicht nochmal in ihr Schicksal schauen, also konnte sie nicht wissen, ob es für sie eine Zweite Chance geben würde, wenn die Ninja verlieren würden. Freya hielt es für das beste, den Ninja zu helfen zu gewinnen. Wenn das Gute siegte, wurde immer alles wieder gut. Dazu gehörte mit Sicherheit auch sie selbst.

Freya hatte sich mittlerweile ins Innere der Stadt begeben. Sie verbrachte ihre Zeit damit, die Ninja zu suchen. Es stand wohl nicht auf ihrem Plan, gefunden zu werden. Dennoch musste sie es versuchen. Je eher sie ihnen von Morros Plan erzählen konnte, desto eher konnten die Ninja ihn stoppen. Freya fühlte sich noch immer nicht wohl dabei. Aber einen anderen Weg gab es nicht. Der kühle Wind der Hafenstadt wehte um die Häuser, zwischen denen Freya umherlief. Sie hatte schon lange das Gefühl, dass sie die gesamte Stadt schon mindestens zwanzigmal durchsucht hatte. Es war ein Wunder, dass Morro sie noch nicht gefragt hatte, was sie machte. Sie wüsste auch gar nicht, was sie ihm sagen sollte. Er würde es sicher nicht besonders schön finden, wenn sie ihm sagen würde, dass sie die Ninja sucht, damit sie ihn aufhalten. Freya selbst konnte kaum glauben, dass sie das wirklich durchzog. Aber wie sonst sollte sie ihr Schicksal erfüllen? Wenn Morros Meisterin nach Ninjago kommen würde, könnte sie nicht bleiben. Das hatte Morro gesagt und sie glaubte es ihm auch. Wieso sollte sie auch eine Lebende dulden? Die anderen Geister hatten ja jetzt schon ein Problem mit ihr. Wie sollte sie da für den Rest ihres Lebens in einer reinen Geisterstadt leben?

Irgendwann hatte Freya das Suchen satt. Sie lief zurück in die Nähe von Ronins Laden. In der Gegend hielten sich auch Morro und die anderen auf. "Wen haben wir denn hier" hörte sie Soul Archer sagen, als sie ankam. "Hat dir niemand beigebracht, dass es unhöflich ist zu spät zur Party zu kommen?" fragte Morro. Langsam schlich sich Freya näher dran, hielt sich jedoch versteckt. Ihr waren noch immer keine Worte eingefallen, die sie zu Morro sagen könnte. Wie sollte sie ihn davon überzeugen, die Ninja nicht zu bekämpfen, und seine Meisterin zu hintergehen? Sie war ja selbst nicht davon überzeugt. Fürs Erste wollte sie lieber im Verborgenen bleiben und nach einem Weg suchen, es Morro so einfach wie möglich zu sagen. "Ich weiß, deine Ninja sind nicht weit. Kommt raus, kommt raus, wo immer ihr seid!" rief er in alle Richtungen, sodass die Ninja es auch ganz sicher hören würden. "Glaubst du etwa, du kannst in mein Haus kommen und den Kristall stehlen, den ich mir rechtmäßig verdient habe?" fragte Morro den grünen Ninja, der direkt vor ihm von anderen Geistern festgehalten wurde. Morro beugte sich vor und sagte Lloyd etwas, doch Freya konnte es nicht mehr hören. Sie schlich durch die Gegend, über die Dächer und hinter die Häuser, in der Hoffnung, die Ninja zu finden. Sie musste sie vor Morro und den Geistern finden, damit sie zumindest ein bisschen Zeit hatte, um ihre Situation zu erklären. Sollten die Geister die Ninja zuerst finden, konnte Freya nicht mehr garantieren, dass sie ihnen sagen kann, dass sie ihnen helfen muss. Auch hoffte sie, dass die Ninja sie anhören, und auch bereit sind sie helfen zu lassen. Wenn nicht, musste sie versteckt dafür sorgen, dass die Ninja es schafften, Morros Meisterin zu besiegen. Denn die Geister durften die Stadt nicht übernehmen. Sonst könnten die Lebenden nicht bleiben, wie Morro gesagt hatte.

Während der Suche bemerkte Freya, dass Morro hoch oben in der Luft flog. Hatte er die Ninja etwa gefunden? So schnell sie konnte, rannte sie zu der Stelle, an der Morro und die anderen noch mit Lloyd gewesen waren. Sie betete innerlich dafür, dass die Ninja nicht bei ihm waren. Zu ihrem Glück war das auch der Fall. Doch Lloyd war nicht dort. Es war Nya, in Lloyds Anzug. Jetzt wurde ihr klar, was passiert war. Lloyd war nie hier gewesen. Es war die ganze Zeit über Nya gewesen. Freya atmete erleichtert auf. Das bedeutete, dass die Ninja irgendwo da draußen in der Stadt waren und Morro sie noch nicht gefunden hatte. Entschlossen rannte Freya los, durch die Straßen der Geisterstadt. Sie bog ein paar mal ab, doch dann blieb sie stehen. Die hellen Scheinwerfer eines blauen Autos fuhren mit Höchstgeschwindigkeit auf sie zu. Sie schaffte es gerade so hochzuspringen, und auch dem tiefen Dach des Wagens zu landen. In dem Auto saß Jay, der blaue Ninja. Endlich hatte sie einen Ninja gefunden. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Hier draußen konnte er sie nicht hören und wenn sie an seine Scheibe klopfte, um ihn aus dem Auto zu locken, würde er sie sicher sofort angreifen. Jay fuhr weiter, bis er an einer Seitenstraße anhielt. Kai und Lloyd, wurden von drei Geistern nach hinten gedrängt. "Jay, wir brachen Hilfe!" rief Kai dem blauen Ninja zu, und rannte schnell zur Seite, als Jay in die Straße einbog. Er fuhr geradewegs auf die Geister zu. Als sich an seinem Auto eine Art Kanone ausfuhr, sprang Freya vom Fahrzeug runter, und rollte sich auf dem Boden ab. Die Kanone, die viel eher ein Staubsauger war, saugte die Geister in sich auf, bis nichts mehr von ihnen übrig war. Lloyd machte sich aus dem Staub. Es schien bereits einen Plan zu geben, Morro aufzuhalten. Für Freya war es gut zu sehen, dass die Ninja auch ohne ihre Hilfe klarkamen. Dennoch musste sie mit ihnen reden. Auch wenn ihr noch immer keine passenden Worte eingefallen waren, war jetzt der perfekte Moment, um sich den Ninja anzuschließen.

"Hört zu, ihr müsst Morro stoppen! Ich-" doch mehr als das konnte sie nicht sagen, bevor sie von Kai unterbrochen wurde. "Du verdammte Verräterin! Ich dachte, wir könnten dir vertrauen!" rief er laut. Mit einer Kugel Feuer in der Hand lief er ein paar Schritte auf Freya zu, die dieselben Schritte nach hinten machte. Wenn er sie angriff, konnte sie sich nicht wehren. Sie konnte zwar kämpfen, aber gegen Kais Feuer oder gar Spinjitzu kam sie nicht an. "Ich dachte, du wärst auf unserer Seite!" brüllte Kai durch die Gegend. Es war ein Wunder, dass bei dem Lärm keine Geister auftauchen. "Hör mir doch zu! Mein Vater-" versuchte Freya es Kai zu erklären, doch Kai unterbrach sie wieder. "Dein Vater ist ein Mistkerl! Ich dachte, du wärst anders als er! Das dachten wir alle! Aber du bist genau wie er! Du bist eine Verräterin!" brüllte der rote Ninja lauter als es nötig gewesen wäre. Freya schaute zu Boden. Er hatte recht. Sie hatte die Ninja verraten. Sie hatte sich von ihrem Vater beeinflussen lassen. Aber was, wenn er recht gehabt hatte. Die Ninja haben ihr alles genommen. Dank der Ninja war ihr Vater jetzt verbannt, in der verfluchten Welt. Das Familienrestaurant, das sie Jahre lang geleitet hatte, war nun in den Händen ihrer Schwester, die alle ja so mochten. Nur wegen der Ninja hatte sie jetzt diese Elementarkräfte, von denen sie nicht die geringste Ahnung hatte. Sie wusste nicht mehr war sie tun sollte. Wenn sie den Ninja nicht half zu gewinnen, würde ganz Ninjago eine reine Geisterstadt werden. Aber hatten die Ninja es verdient zu gewinnen? War es nicht vielleicht besser, wenn die Ninja gemeinsam mit Ninjago untergingen? War ihr Schicksal anders als sie dachte? War es ihre Bestimmung, heute mit dem Rest der Welt unterzugehen? Sie wusste nicht, was sie glauben sollte. Wem sie glauben sollte. Es schien, als hätten beide Seiten recht, aber gleichzeitig keine von beiden. Freya wusste nicht, für welche Seite sie sich entscheiden sollte. Gut oder Böse? Wer war welche Seite? Waren die Ninja die Bösen, oder Morro und die Geister? Sie konnte es nicht sagen und das machte sie fertig. Sie wusste nicht weiter, aber da war niemand, den sie fragen konnte, niemand, mit dem sie über ihre Probleme sprechen konnte, und niemand, der ihr einen ehrlichen Rat geben könnte. Sie war dem Lauf der Dinge hilflos ausgeliefert, und konnte nur darauf warten, dass die richtige Seite ihr die Entscheidung abnehmen und sie auswählen würde.


Freya || Ninjago FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt