6. Kapitel

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Adam Mac Leod König von Castle Island

Als am späten Nachmittag Dr. Hoffmann sich verabschiedete, war ich noch erleichterter und in mir kribbelte alles vor Freude. Lächelnd starrte ich unserem Leibarzt hinterher. Bis sich zwei Arme von hintern um mich schlangen. „Na, alles gut bei dir? Oder hat dich unser Kind so vom Hocker gehauen?" Grinsend drehte ich mich zu meiner Mate, womit mich Elaisa gezwungenermaßen loslassen musste. Ihre Augen funkelten mich belustigt und auch erleichtert an. Denn ich konnte ihre Angst, die sie bei dem Ultraschalltermin mit Dr. Hoffmann hatte, noch immer spüren. Elaisa war in der vierzehnten Woche, unser Baby hatte also auch zum Glück die kritische Zeit hinter sich. „Ich kann es wirklich nicht fassen, dass du mir nochmal so schnell ein Kind schenkst, es ist zwar noch nicht Weihnachten, aber es ist schon da beste Weihnachtsgeschenk das du mir hättest machen können. Wir müssen zur Feier dieses Anlasses morgen wirklich auf den Weihnachtsmarkt." Die Wangen meiner Gefährtin wurden rot und ihre Angst verschwand, stattdessen konnte ich ihre Erleichterung spüren. „Das würde sicherlich auch Charlotte freuen, sie will unbedingt ihren Kakao mit Marshmallows." Zwinkernd drückte ich sie an mich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich denke das ließe sich einrichten." Ein Klopfen riss mich aus unserem kleinen glücklichen Moment, etwas verwirrt blickte ich auf die braune Holztür. Bevor ich jedoch antworten konnte, schritt die Person schon polternd in unser Zimmer. Aus einem Instinkt schob ich Elaisa hinter mich und musterte Blitzschnell den vermeintlichen Eindringling. Doch als ich erkannte, wer da vor uns stand, verdrehte ich nur die Augen. „Mutter wer hat dich hereingebeten?" Musste sie uns alles kaputt machen? So langsam bereute ich es, dass wir in ihrem Haus über die Weihnachtszeit wohnten. Wenig beeindruckt stand sie mit kritischen Blick uns gegenüber. Wie immer war sie adrett gekleidet. Sie trug eine dunkelblaue Seidenbluse und eine dunkelgraue Cullotte -Hose dazu. Ihre Haare waren zu einem strengen Zopf der dazu noch einen dunkelblauen Haarreif zierte. „Nun das ist mein Haus, ich kann darin tun und lassen was ich möchte." Ich knirschte mit den Zähnen. „Was führt dich zu uns?" Die brünette schnaubte und ihre braunen Augen blitzten böse zwischen Elaisa und mir hin und her. „Seit heute Morgen verhält sich meine Schwiegertochter eigenartig und nun gehen Ärzte und alle Hausangestellten von dir hier ein und aus. Was ist hier los?" Ich seufzte innerlich. Wieso musste meine Mutter so neugierig sein? Auch wenn ich auf Diskretion geachtet hatte, wusste ich das hier nichts verborgen blieb. Ich wollte dieses Geheimnis zwischen Elaisa und mir noch mit niemanden teilen. Es war noch zu frisch...selbst ich wusste es gerade einige Stunden. Außerdem war mein Wolf noch immer verwirrt, dass er unser Kind nicht riechen konnte. Auch wenn mich Dr. Hoffmann in dieser Sache beruhigt hatte, dass es am Anfang öfter passieren konnte, dass manche Kinder erst ab der zwanzigsten Woche ihren eigenen Körperduft entwickeln konnten, die dann jeder Werwolf wahrnehmen konnte. Ich freute mich dennoch.

Hinter mir spürte ich wie sich Elaisa bewegte und neben mich trat. Ich knirschte mit den Zähnen und spannte mich an. In mir sträubte sich, dass Elaisa ihre Deckung aufgegeben hatte. Das sie sich nun gegen ihre Schwiegermutter versuchte aufzubäumen. „Ich bin erneut schwanger, deswegen waren so viele hier." Elaisas Stimme war laut und klar. Doch die Stille die nach ihren Worten folgte, damit hatte ich nicht gerechnet. Kurz blieb meine Mutter regungslos- bis sich mehrere Gefühlsregungen gleichzeitig auf ihrem geschminkten Gesicht abspielten, so schnell das es kaum alles benneungswert war- bis der Schock blieb. Kurz öffnete sie sogar ihren Mund, jedoch in Sekunden war dieser wieder verschlossen. „Was? Wie kann das sein? Eure Zwillinge sind doch noch nicht mal ein Jahr alt." Mein Kiefer mahlte und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Denn mir passte gar nicht mit was für einem abfälligen Ton meine Mutter sprach. Elaisa senkte neben mir kurz den Kopf. „Es war wohl ein Unfall...ein Spiel der Natur. Ehrlich gesagt weiß ich nicht...",

„Das ist vollkommen egal ob es ein Unfall ist! Du bist eine Königin, so etwas darf nicht einfach passieren, Adam hatte wichtige Verhandlungen die nächsten Monate und Jahre. So schnell nochmal ein Kind...dafür hat er keine..."
„Jetzt reicht es aber Mutter! Hör auf dich in unser Leben einzumischen oder in unsere Familienplanung. Elaisa ist sicherlich nicht für diesen Unfall, wie du ihn nennst, verantwortlich. Das Kind ist kein Unfall. Und ich verbitte mir, dass du unser Baby so nennst. Außerdem werden meine Verhandlungen nichts mit unseren Kindern zu tun haben. Ich genieße meine Rolle als Familienvater!" Nun richteten sich die braunen Augen auf mich. Auch meine Mutter hatte sich wütend aufgebaut. „Wie lange weißt du schon davon und meinst uns nicht davon zu unterrichten? Niemanden ist etwas aufgefallen. Elaisa hat keinen andere Geruch." Meine Brust bebte, als ich weiter sprach. „Seit heute Mittag. Und ich wüsste nicht was dich das angeht. Es ist meine Familie. Ich weiß das Elaisa noch riecht wie immer, Dr. Hofmann meinte..."; wütend stampfte meine Mutter nun zu mir. „Das ich nicht lache. Du kannst es wahrscheinlich nicht riechen, weil es ein Menschenkind ist! Das ist das wovor ich dich immer gewarnt habe, Adam! Wenn du eine menschliche Mate hast, dann kann es immer passieren, dass eure Kinder rein menschlich sind! Wir sind die Königsfamilie. Glaubst du da...", so wütend wie ich mich gerade fühlte, hatte ich mich noch nie gefühlt. In mir tobte mein Wolf, ich knurrte, mein Wolf wollte raus, wollte meine Mutter anknurren, zerfleischen. Meine Nägel schnitten sich in meine Haut, so fest hatte ich mittlerweile meine Finger zu einer Faust geballt. Mein Kiefer mahlte. Ich spürte wie meine Augen tiefschwarz wurden. Meine Mutter wurde leichenblass. „Lauf!" blaffte ich. Und damit rannte meine Mutter und ich machte einen Satz nach vorne. In mir tobte mein Wolf noch immer und auf der Holztreppe verwandelte ich mich noch in einen Wolf. Ich preschte die Treppe hinunter und dabei entging mir der geschockte Blick meiner Tochter, die neben meinem Vater im Wohnzimmer saß, nicht. „Daddy!" kreischte sie überrascht. Doch ich musste es ignorieren. Denn meine Mutter einzufangen war nun wichtiger, wie konnte sie es nur wagen, meine Familie erneut in Frage zu stellen und schon wieder zwischen den Rassen zu unterscheiden? War es mittlerweile nicht vollkommen egal. Meine Mutter hatte sich nun ebenfalls in ihren Wolf verwandelt. Ihre sandfarbenes Fell glänzte im schneebedeckten Kiesweg. Und das war der perfekte Auftakt, meiner Jagd.

Adventskalender Kyrie Eleison- königliche WeihnachtenWhere stories live. Discover now