3. Kapitel

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Elaisa Mac Leod von Craig Königin von Castle Island

Für einen kurzen Augenblick schloss ich meine Augen und genoss die Stille. Ich atmete tief ein und aus. Meine Lungen nahmen die kalte Schneeluft entgegen und es war eine Wohltat. Ich roch den Mix aus Tannen und Schnee. Die Kälte hatte mein Gesicht sicherlich rote Wangen verpasst und ließen mich dicker in meine Jacke versinken. Aber es war perfekt. Man hörte nur die Fußtritte von Charlotte und mir und wie sie hin und wieder kicherte. Als ich meine Augen wieder öffnete, erkannte ich meine Tochter die lachend im Schnee lag und einen Schneeengel machte. „Mama guck! Bin ich ein hübscher Engel?" Ich schmunzelte und trat näher zu ihr. Mit einem strahlenden Lächeln und ausgestreckten Armen und Beinen sah sie aus ihren blauen Augen, die meinen so ähnelten, hinauf. Ich hatte ihr nach einer langen Diskussion zum Glück den türkisfarbenen Schneeanzug anziehen können und eine grüne Wollmütze dazu. Denn Charlotte wollte nur in einem Pullover hinaus. Sie würde irgendwann wenn sie ein Teenager war zwar ein Werwolf werden und dann genau wie Adam, keine wirkliche Kälte mehr spüren, aber im Moment war sie noch meine kleine Tochter. „Ein wunderschöner. Aber komm wir müssen weiter, dein Dad wartet sicherlich schon auf uns", versuchte ich meinen brünetten Wirbelwind aus den Schneemassen zu bekommen. Adam war mit seinem Vater im anliegenden Wald jagen, es war eine jährliche Tradition bei den beiden. Wir hatten uns auf einer Lichtung verabredet, weil Adam unbedingt wollte, dass wir dazu stießen. Ich vermutete wahrscheinlich dass sie uns ihre Beute zeigen wollten und natürlich teilen. Und Charlotte liebte es wenn sie mit uns im Wald war, denn wenn es dunkel wurde und kalt, dann verwandelte sich Adam immer wieder zurück zu einem Wolf um seine Tochter und mich zu wärmen. So saßen wir oft bis weit nach Mitternacht an einem Lagerfeuer gekuschelt. Ich war froh für diese Tradition von Adam und seinem Vater. Denn so kamen wir endlich aus dem alten Herrenhaus heraus. Indem immer noch Luise sich verschanzt hatte. Es war über die Jahre besser geworden, zumindest etwas. Sie hatte mich an der Seite von Adam zumindest akzeptiert. Aber dennoch konnte sie nie mit ihren fiesen Kommentare oder Erziehungsratschläge aufhören. Auch wenn ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, Adam würde sich viel zu viele Sorgen machen, nagten ihre Worte oft an mir. Am Anfang hielt ich mich für eine schlechte Mutter. Charlotte war zum Glück ein braves Baby gewesen, sie schlief sehr viel und war sehr ruhig. Wofür ich unendlich dankbar war, denn ich war am Anfang vollkommen überwältigt und gleichzeitig überfordert mit meinen Gefühlen und meiner kleinen Tochter. Doch das hatte Luise sofort mitbekommen und mich als hysterische unfähige Frau dargestellt, die nicht in der Lage war die Thronfolgerin zu erziehen. Adam hatte seine Mutter sofort in die Schranken gewiesen und mir versichert, ich war eine gute Mutter, aber ich hatte mich wochenlang oft in den Schlaf geweint, wovon ich ein noch schlechteres Gewissen bekam, denn Adam war immer neben mir und versuchte mich zu trösten. Ich wusste das es die Hölle für meinen Mate war, denn der Alpha versuchte mir damals mit allen Möglichkeiten klar zu machen, dass ich nichts falsches machte. Aber Luises Worte hatten mich damals einfach zu sehr aufgewühlt. „Mama, weißt du ob der Weihnachtsmann schon meinen Wunschzettel bekommen hat?" riss mich die Stimme meiner Tochter aus meinen trüben Gedanken.

Verwirrt runzelte ich kurz die Stirn, ehe ich zu ihr hinunter blickte. Aus ihren schönen blauen Augen sah sie zu mir auf, während sie meine Hand hielt und wir den schneebedeckten Waldweg entlang liefen. Adam wollte uns eigentlich am Waldanfang abholen, weil er Angst hatte, wir würden uns verlaufen oder angegriffen werden, jedoch hatte ich Augenverdrehend abgelehnt, nach fast fünf Jahren konnte ich diesen Weg und diese Weihnachtstradition mittlerweile fast auswendig. Außerdem wollte Charlotte unbedingt im Wald spielen. Nur mit einem Murren hatte Adam nachgegeben, sein Beschützerinstinkt gefiel das gar nicht, das wusste ich. Ich schmunzelte von der Frage meiner Tochter. „Ich denke schon, schließlich hast du ihn ja in den Briefkasten extra für den Weihnachtsmann eingeworfen, da wird er natürlich bevorzugt." Ihre Augen begannen zu leuchten. „Wirklich? Und glaubst du ich bekomme was ich mir gewünscht habe? Ich habe auch ganz schöne Sticker und Glitzerstifte verwendet!" Ich lachte erneut und strich ihr über ihre kleine Hand, die mit meiner verschlungen war. Charlotte konnte noch nicht schreiben, deswegen kam sie eines Morgens in unser Schlafzimmer gestürmt mit Papier und Stift, dass ich ganz dringend ihren Wunschzettel schreiben musste für den Weihnachtsmann. Denn Jonathan hätte dies schon seit Wochen getan und sie wollte auf keinen Fall das es zu spät war. Also Frage wieso das ihr Vater nicht machen konnte, antwortete sie, weil Adam eine Sauklaue hatte. So hatte ich mich lachend aus unserem Schlafzimmer geschlichen, wobei Adam noch tief und fest schlief. Denn er hatte damals die Nachtwache unserer Zwillinge übernommen. Also hatte ich mich mit Charlotte und zwei Tassen Kakao, inklusive einer Wolldecke in unserer Bibliothek vor den Kamin gesetzt und hatte nach ihren Anweisungen den Wunschzettel geschrieben. „Warst du denn auch brav?", fragte ich grinsend. Meine Tochter biss sich auf die Lippe und schien nachzudenken. So wurde es kurz still zwischen uns und man hörte nur unsere Fußstapfen im Schnee. Dann antwortete sie schließlich. „Ich hoffe schon! Ich habe in der Vorschule all meine Aufgaben erledigt! Ich war immer ganz lieb zu Soph' und Mary, habe ihnen immer ein Einschlafbussi gegeben und ich habe sogar versucht Brokkoli zu essen, Mama!" Überrascht zog ich eine Augenbraue gen Haaransatz. „Wann hast du denn das versucht?" Charlotte wurde rot. „Gestern bei Opa, als wir Plätzchen gebacken haben und Oma gekocht hat. Aber er ist immer noch total ekeeeliiig, Mama! Igiiittt!" quiekte sie aufgebracht und schüttelte wild den Kopf, was ihre süßen braunen Locken wild wackeln ließ. Ehe ich darauf antworten konnte, wurden wir schon von einer Stimme aufgehalten.

Adventskalender Kyrie Eleison- königliche WeihnachtenWhere stories live. Discover now