Kapitel 44 - Entscheidungen (Teil 2)

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Thea

"Thea, komm mal kurz rüber" Noah winkte mich zu sich. Ich war gerade von der Schule nach Hause gekommen, als Noah mir aus der Garage zurief.

Mit einem Seufzten ging ich zu ihm rüber.

"Hier, nimm das" Er drückte mir einen riesigen Karton in die Hand und schob mich Richtung Ausfahrt. "Du kannst dass einfach auf dem Bollerwagen abstellen" rief er mir hinterher, bevor er sich selbst einen Karton schnappte.

"Wofür ist das?" fragte ich, während ich versuchte, den Karton so zu halten, das ich noch was sehen konnte.

"Abschlussfeier" antwortete mein Bruder knapp, während er an mir vorbei lief und seinen Karton abstellte.

"Das wird super cool, wir haben hunderte von Luftballons und Konfetti gekauft. Ach ja und Rasierschaum natürlich" Er zwinkerte mir zu, bevor er mir den Karton abnahm und auf seinen stellte.

"Ich frag lieber gar nicht was ihr damit vorhabt" Nur noch ein paar Wochen, bevor Noah nicht mehr mit uns zur Schule gehen würde. Die letzten Wochen hatte er kaum noch Unterricht gehabt und wir sahen ihn in der Schule sowieso nicht so oft. Trotzdem hatte ich auf einmal das Gefühl meine Brust würde sich zusammenschnüren. Warum musste ich sich im Moment denn ständig alles ändern? Ich atmete ein paar Mal tief ein, als sich schon wieder Tränen in meinen Augen sammelten. Heute war echt nicht mein Tag.

"Ist auch besser so" Noah lachte "Kannst du aufpassen, dass nichts runterfällt?" fragte er, als er nach dem Seil griff und loslief. Sofort schwankten die Kartons und ich hielt sie schnell fest, während ich versuchte mit Noah mitzuhalten.

Mein Bruder blieb kurz stehen, als er von einem plötzlichen Hustenanfall unterbrochen wurde.

"Bist du auch krank?" fragte ich und musterte ihn. Jackson lag  total flach. Das gute daran war, dass er deshalb nicht in der Schule war und mitbekam was passierte.

"Geht schon" Noah atmete tief ein und lief weiter "Mein Immunsystem ist unschlagbar"

Ich schnaubte, weil seine angeschlagene Stimme eher das Gegenteil bewies. Ich wünschte ich hätte mich auch angesteckt, damit ich nicht zur Schule musste.

"Wohin gehen wir denn?" beschwerte ich mich, weil ich wirklich einfach nur noch in mein Zimmer wollte.

"Nur kurz zu Jerome. Stell dich nicht so an, du hast doch eh nichts mehr vor"

Ich wusste, das Noah das nicht böse meinte. Aber das änderte nichts daran, dass ich bei seinen Worten zusammenzuckte. Was sollte ich auch machen? Schließlich wollte sich keiner meiner Freunde mehr mit mir treffen. Wie konnte das alles nur so schief gehen? Ich dachte daran was Risa gesagt hatte. Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder mit ihr befreundet sein konnte. Es würde jedenfalls nie mehr so sein wie früher, aber das war wahrscheinlich eh egal, weil Risa gar nicht mehr mit mir befreundet sein wollte. Ich verstand nur nicht, warum ich die Einzige war, die sieben Jahre Freundschaft nicht einfach wegschmeißen wollte.

Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mehr auf den Weg achtete und somit auch nicht die Bordsteinkante sah. Ich blieb mit dem Fuß daran hängen und versucht im Reflex mich an den Kartons festzuhalte. Das das leider nicht den gewünschten Effekt hatte, stellte ich eine Sekunde später fest, als mir die Kartons entgegen fielen und zusammen mit mir auf dem Bürgersteig landeten.

Uff. Ich schaffte es mich halbwegs abzufangen, bevor ich weniger elegant auf den Knien landete. Einer der Kartons war aufgegangen und da ich auf einer der Konfetti-Packungen gelandet war, flogen mir lauter bunter Schnipsel um die Ohren.

"Fuck, Thea, pass doch auf" fluchte Noah, während er versuchte die Rasierschaumdosen einzusammeln, bevor sie auf die Straße rollten. Ich setzte mich etwas auf und starre auf das Chaos das ich angerichtet hatte. Warum musste ich im Moment denn einfach alles falsch machen?

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