Kapitel 25 - Das Feuerwerk (Teil 1)

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Thea

Handy, Schlüssel, Portemonnaie. Ich schmiss alles in meinen Rucksack, warf einen letzten Blick in den Spiegel und beeilte mich die Treppe runter.

"Gehst du jetzt schon?" Taylors Stimme erschreckte mich so sehr, dass ich fast auf der Treppe abrutschte. Ich ruderte mit den Armen und klammerte mich an das Treppengelände.

"Man, hast du mich erschreckt" japste ich außer Atem.

"Sorry" Taylor lachte, während er aus der Küche trat und sich in den Türrahmen lehnte "Wo gehst du hin? Bis die Kirmes startet, dauert es noch mindestens eine Stunde"

"Ich weiß" Ich hüpfte das letzte Stück der Treppe nach unten, wie ich es immer machte, obwohl ich schon lange kein kleines Kind mehr war. "Ich will vorher noch bei Natalie vorbei, um mich zu entschuldigen"

Man konnte Taylor ansehen, dass er die Idee nicht all zu gut fand.
"Sie wird doch bestimmt auch zum Feuerwerk kommen. Warum machst du das nicht dann?"

"Ich will sie in Ruhe fragen. Ich glaube, dass sie besser drauf ist, wenn wir alleine sind" erklärte ich "Ich habe ihre Adresse aus der Klassenliste rausgeschrieben, ich dachte das wäre einfacher"

Taylor musterte mich skeptisch "Und du bist sicher, dass ihr nicht wieder aufeinander losgeht?"

Ich spürte wie ich rot wurde. "Das war eine Ausnahme" stellte ich peinlich berührt klar.

"Ok" Taylor zuckte mit den Schultern "Wie du meinst. Soll ich mitkommen? Wenn du mir fünf Minuten gibst, kann ich -"

"Hör auf dir Sorgen zu machen" unterbrach ich ihn lachend "Ich verspreche dir, dass ich nicht auf sie losgehen werde, ok? Ich will nur mit ihr reden"

Taylor zog eine Grimasse "Das du das willst, weiß ich doch. Aber wer weiß wie diese Natalie drauf ist. Wenn du sie auf der Kirmes fragst, könnte ich ein Auge auf euch haben"

Als ich mein Bruder nur schweigend ansah, hob er kapitulierend die Hände.

"Schon klar. Schon klar. Hör auf einen auf großen Bruder zu machen. Ich halte mich ja schon raus"

Ich grinste, weil es ziemlich genau das war, was ich gerade gedacht hatte.

"Du schaffst das schon" Ich tätschelte seinen Arm und er schnaubte.

"Bis später" flötete ich und schlüpfte schnell durch die Haustür, bevor er doch noch einen Weg fand, mich zu begleiten.

Ich liebte meinen Bruder dafür, dass er immer auf mich aufpasste, aber Natalie war kein Monster. Und das hier musste ich alleine machen.

Ich gab die Adresse bei Google Maps ein. Zwanzig Minuten zu Fuß. Ich zog mir die Mütze etwas tiefer in die Stirn und stapfte los.

Als ich die eingegebene Adresse erreichte, runzelte ich irritiert die Stirn. War ich richtig hier? Ich stand vor einem länglichen Wohnblock. Die Vertäflung war schmutzig und rissig. Der schmale Weg zur Tür war von Unkraut bewuchert und gab zusammen mit dem quietschendem Eingangsthor ein gutes Setting für einen Horrorfilm ab. Skeptisch musterte ich die zahlreichen Fenster, die trostlos auf mich hinabzusehen schienen.

Unser Haus war ja schon weit davon entfernt, als gepflegt oder gut erhalten durchzugehen, aber das hier war einfach nur heruntergekommen.

Vorsichtig lief ich bis zur Haustür und warf einen Blick auf die Klingelschilder. Wenn ihr Name hier nicht stand, hatte ich mich einfach nur geirrt und war zu einer Drogenruine spaziert. Sowas soll vorkommen.

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