Kapitel 37 - Krankenhaus (Teil 2)

204 11 2
                                    


Thea

"Entschuldigung, aber wir können niemanden hinter die Absperrung lassen" Der Mann sah mich entschuldigend an.

"Aber mein Handy ist noch im Auto, ich kann niemanden anrufen. Wir müssen ins -"

"Es tut mir leid" wiederholte der Mann genervt und drehte sich um.

Ich sah ihn einen Moment sprachlos an, bevor ich mich wütend umdrehte und zurück zu der Baumgruppe stapfte, wo Coulder und Susan auf mich warteten.

"Die lassen mich nicht zum Auto" Ich setzte mich ebenfalls ins Gras und ließ mich auf den Rücken fallen.

Keine Ahnung was ich jetzt machen sollte. Meine Brüder waren alle schon im Krankenhaus und ich konnte wirklich nicht böse auf sie sein, aber ich wünschte sie hätten uns nicht einfach hier gelassen. Das alles war nicht so geplant. Eigentlich sollte Dad mit uns nachfahren, aber Nicole hatte so stark geweint, dass die Beiden doch mit einem Krankenwagen mitfahren durften, obwohl sie nicht verletzt war. Vielleicht sollte ich das auch machen. Mit einem Seufzen verwarf ich den Gedanken, weil ich mich nicht trauen würde die Sanitäter anzulügen.

"Alles ok?" Coulders Kopf schob sich in mein Blickfeld. Seine Augen waren noch ganz rot vom weinen und sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich hier einfach nur rumlag. Ich war die falsche Person hierfür.

"Ja, alles gut. Ich brauch nur einen Moment, um mir zu überlegen, was wir jetzt machen" Ich hielt meine Hände vors Gesicht und ging unsere Möglichkeiten durch. Sollten wir ein Taxi rufen? Mitten auf einer Autobahn? Ging das überhaupt?

Bus? Ich schnaubte. Gleiches Problem.

Ich spürte wie meine Augen begannen zu brennen. Scheiß drauf. Ich hatte ein Recht dazu durch den Wind zu sein. Ich atmete nocheinmal tief ein, bevor ich mich wieder aufsetzte.

Ich musterte Coulder und Susan kurz und nickte. Das würde funktionieren. Beide sahen total verweint und müde aus.

Ich nahm Susan auf den Arm und wir machten uns auf den Weg zurück zur Straße.

"Ok, wir fahren die Mitleidsschiene, ok? Schön traurig rein gucken, hörst du" richtete ich mich an Coulder, weil Susan sowieso schon total neben der Spur war. Mein Bruder nickte schnell und steckte seinen Daumen hoch.

So weit so gut. Ich sah mich um. Hier waren überall Leute, weil die Straße gesperrt war. Aber ich konnte nicht einfach irgendjemanden fragen. Taylor würde mich einen Kopf kürzer machen, wenn ich bei fremden Leuten ins Auto stieg.

Mein Blick fiel auf einen jungen Polizisten der an seinem Auto stand.

"Der da" Ich zeigte auf den Polizisten und Coulder runzelte die Stirn.

"Jackson sagt immer, wir sollen uns von der Polizei fernhalten" flüstert er und ich schüttle den Kopf.

"Jackson steckt ja auch ständig in Schwierigkeiten. Wir wollen nur zu unserer Familie. Da wird uns keiner für verhaften"

Ich legte meinem Bruder einen Arm, um die Schultern und schob ihn auf den Polizisten zu. Zeit ein bisschen zu schauspielern.

Als der Mann uns sah, bebte meine Unterlippe bereits. Als wir vor seinem Auto ankamen, lief die erste Träne über meine Wange. Der Mann runzelte die Stirn, also legte ich noch einen drauf. Ich holte zitternd Luft und dann schluchzte ich leise.

Sofort kam der Mann auf uns zu und sah uns hilflos an. Perfekt.

Wenn es eine Sache gab, die kleine Geschwister konnten, dann war es die Mitleidsschiene. Der perfekt gespielte Heulanfall, brachte jeden meiner großen Brüder aus dem Konzept. Zugegebenermaßen war ich etwas aus der Übung. Ich war kein kleines Kind mehr. Wenn ich Schokokekse vor dem Frühstück essen wollte, konnte ich mir sie einfach nehmen und musste keinen meiner Brüder dazu bringen sie mir zu geben.

A Family PodcastWhere stories live. Discover now