Im finsteren Tal

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Leid ist ein Teil des Lebens. Das meiste Leid ist durch den Menschen selbst verschuldet, etwa die Krebserkrankung beim starken Raucher oder der Hunger in der Welt aufgrund des Klimawandels und fehlender Umverteilung der Nahrungsmittel. Jeder Mensch hat die Wahl, den Versuch zu machen, das Leid zu lindern oder aber dem Leid gleichgültig gegenüberzustehen. Ein großer Teil der Schreckensmeldungen fiele weg, wenn jeder Mensch sich an die Zehn Gebote hielte.

Manches Leid ist aber auch vom Menschen unverschuldet, etwa bestimmte genetisch bedingte Krankheiten oder Naturkatastrophen wie Erdbeben.

Gott hat dem Menschen versprochen, im Leid bei ihm zu sein. Aber auch dann, wenn er sein Leben bestens meistert und alles glattgeht. Wenn man sich auf Gott als Begleiter des Lebens einlässt, wird man die beständige Gegenwart Gottes in diesem unsteten Leben schätzen lernen. Papst Benedikt XVI. hatte seinen Besuch in Bayern 2006 unter das schöne Motto gestellt: „Wer glaubt, ist nie allein." Und die Bibel ermutigt: „Der HERR ist auf meiner Seite, ich brauche mich vor nichts und niemandem zu fürchten" (Psalm 118,6).

Der von Gott abgefallene Menschheit ist der Zugang zum Paradies, dem Leben ohne Tod und Leid, verwehrt. Der Mensch muss sich lebenslang mit der unvollkommenen, sündhaften Welt herumschlagen. Auch Hiob war sich darüber bewusst: „Sein ganzes Leben muss der Mensch sich quälen (...) Sinnlos vergeht ein Monat nach dem andern" (Hiob 7,1 und 3). Körper, Seele und Geist leiden. Der Körper muss sich mit Krankheiten auseinandersetzen, die Seele mit Trauer und Angst, der Geist mit den unbeantworteten Fragen nach dem Sinn des Lebens. Der Mensch harrt, bewusst oder unbewusst, seiner Erlösung.

Die moderne Gesellschaft kennt viele Probleme. Beispielsweise die Kluft zwischen den Generationen. Was Ältere bewegt, ist Jüngeren oft unbekannt und andersrum genauso. Selbst eine banale Unterhaltung zwischen Jung und Alt ist manchmal schwer zu führen. Dazu kommt der enorme Informationszuwachs, der schon von Jüngeren kaum zu bewältigen ist, geschweige denn der älteren Generation.

Die Spezialisierung in der Arbeitswelt trägt dazu bei, den Überblick über die eigene Tätigkeit zu verlieren. Die Arbeitsteilung hat zwar die Produktiviät gesteigert, doch die Frage nach dem Sinn dieser Arbeit  aufgeworfen. Die Arbeitskolonnen auf Montage ziehen von Bau zu Bau, bekommen aber nie das fertige Gebäude zu Gesicht.

Jakobus, der Bruder Jesu, definierte das Leben so: „Was ist das Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet" (Jakobus 4,14). Dabei haben viele Menschen vom Leben die Illusion einer ewigen Dauer. Sie planen über Jahre und Jahrzehnte hinweg, und doch kann alles in der nächsten Stunde vorbei sein. Hiob stellte fest: „Was ist der Mensch? Sein Leben ist nur kurz, doch voller Unrast. Wie eine Blume blüht er und verwelkt, so wie ein Schatten ist er plötzlich fort" (Hiob 14,1-2). Wenn der Mensch jung ist, setzt er oft hohe Erwartungen in sein Leben, wird aber meistens früher oder später von der Wirklichkeit eingeholt.

In der Bibel trifft man auf Menschen, die so verzweifelt waren, dass sie an Selbstmord dachten. Es ging ihnen damals wie dem heutigen Menschen. Der Prophet Elia hatte Angst vor König Ahab und dessen bösartiger Ehefrau Isebel: „Da packte Elia die Angst. Er rannte um sein Leben und floh bis nach Beerscheba ganz im Süden Judas (...) Zuletzt ließ er sich unter einen Ginsterstrauch fallen und wünschte, tot zu sein. ,HERR, ich kann nicht mehr!', stöhnte er, ,lass mich sterben!'" (1. Könige 19,3-4). Auf Elias Worte hin schickte Gott einen Engel, der den müden Elia mit einem frischen Fladenbrot und einen Krug Wasser stärkte.

Der Prophet Jona verzweifelte an seinem Auftrag, Ninive zu bekehren. Ninive war die Hauptstadt des assyrischen Reichs. Sie hatte eine für die damalige Zeit riesige Einwohnerzahl von 120.000. Als Jona völlig niedergeschlagen unter einer Rizinusstaude saß, die Schatten spendete, verdorrte die Pflanze auch noch. Die Sonne brannte Jona auf den Kopf. „Jona wünschte sich zu sterben und seufzte: ,Wenn ich doch nur tot wäre, das wäre besser als weiterzuleben!'" (Jona 4,8). Gott richtete Jona wieder auf und erklärte ihm anhand der Pflanze, dass die Bewohner von Ninive nicht wie die Rizinusstaude zugrunde gehen dürften.

Der Prophet Jeremia kündigte dem Volk Israel ein halbes Jahrhundert das Gericht an, wenn die Menschen nicht zu Gott umkehren würden. Wegen dieser Botschaft wurde er von allen gehasst. Darunter litt Jeremia sehr. „Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde; der Tag, an dem meine Mutter mich zur Welt brachte, soll für immer vergessen werden!" (Jeremia 20, 14). Doch Gott gab dem Propheten immer wieder neuen Mut.

Auch Jesus kannte das Leid dieser Welt ganz genau. Das machte ihn im Gegensatz zu Politikern und selbst ernannten Weltverbesserern glaubwürdig. Jesus forderte die Menschen auf, gegen das Leid auf der Welt aktiv vorzugehen. Als Vorbild nannte er einen Reisenden aus Samarien, der sich als Einziger um einen Schwerverletzten am Wegesrand kümmerte, nachdem ein jüdischer Priester und ein Levit (Tempeldiener) vorbeigegangen waren, ohne zu helfen. So wie dieser barmherzige Samariter soll auch der Mensch seinem Nächsten in der Not beistehen.

Aber nicht nur die Menschen müssen auf der Welt leiden, sondern mit uns die ganze Schöpfung: die unbelebte und die belebte Natur, unsere Tierwelt. Durch das Beute-Feind-Prinzip innerhalb der Nahrungskette herrscht eine ständige Feindschaft zwischen verschiedenen Tierarten. Die Beute wird oft aufs Grausamste bei lebendigem Leib gefressen. Auch Krankheiten setzen der Tierwelt schwer zu. Bei der Maul- und Klauenseuche, einer Viruserkrankung, etwa werden Wiederkäuer mit schmerzhaften Blasen und Geschwüren überzogen und verenden elendlich.

Der Mensch bringt ebenfalls viel Leid über das Tierreich. So werden lebende Hummer ins kochende Wasser geworfen, Gänse und Enten zur Erzeugung von Leberpastete gestopft, Hunde zu Krüppeln gezüchtet oder Robben wegen des Fells und Öls brutal erschlagen. Auch bei Satanisten ist das Quälen von Tieren, oft bis zu ihrem Tod, ein Initiationsritual.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now