Schützende Engel

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Die Bibel sagt, dass Gott den Gläubigen seine Engel zu Hilfe schickt (Hebräer 1,14). Sie übernehmen hierbei eine Schutzfunktion für die Menschen. „Der Engel des HERRN umgibt alle mit seinem Schutz, die Gott achten und  ehren, und rettet sie aus der Gefahr" (Psalm 34,8).

Die Ägypterin Hagar, eine Nebenfrau Abrahams, und ihr Sohn Ismael waren auf Betreiben von Abrahams Frau Sara verstoßen worden. Daraufhin irrte Hagar verzweifelt und ziellos in der Wüste umher. Das Wasser ging zur Neige. Hagar legte ihr halb verdurstetes Kind unter einen Strauch und weinte laut. Da erschien plötzlich ein Engel und sprach: „Hab keine Angst. Gott hat das Schreien des Jungen dort unter dem Strauch gehört. Geh zu ihm und hilf ihm auf, denn aus seinen Nachkommen will ich ein großes Volk machen" (1. Mose 21,17-18). Gott öffnete daraufhin Hagar die Augen und sie sah einen Wasserbrunnen. Daraus konnte sie nun für sich und ihr Kind Wasser schöpfen. Die Ankündigung des Engels, dass Ismael der Vorfahr eines großen Volkes werden sollte, traf ein: er gilt als Stammvater der Araber.

Beim Auszug der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten begleitete ein hochrangiger schützender Engel das Volk Israel. Als die ägyptische Armee dem Tross nachjagte, trat der Engel, der bisher vor den Israeliten hergegangen war, zur Sicherung an das Ende des Zuges (2. Mose 14,19). Darüber hinaus setzte Gott eine Wolkensäule zwischen die Ägypter und Israeliten, die nachts auf Seiten der Ägypter dunkel, auf Seiten der Israeliten aber strahlend hell war. Auf diese Weise konnten die Ägypter den flüchtenden Israeliten in der Nacht nicht näherkommen.

Auch der Prophet Elischa wurde von Engeln geschützt. Ein Teil des syrischen Heers war ausgesandt worden, um Elischa gefangenzunehmen, weil er durch seine seherischen Fähigkeiten mehrere Male Raubzüge der Syrer vereitelt hatte. Elischa lebte in Dotan, ca. 100 km nördlich von Jerusalem. Eines Nachts umzingelte das syrische Heer die Stadt. Da plötzlich war der ganze Berg, auf dem Dotan lag, von einem riesigen Engelheer mit Pferden und Streitwagen bedeckt (2. Könige 6).

Der jüdische Prophet Daniel hatte es im Perserreich unter König Darius zu einer hohen Stellung mit Weisungsbefugnis gebracht. Die neidischen Beamten des Königs stellten David eine Falle. Sie setzten bei Darius durch, dass die Untertanen, die einen anderen Gott außer den König anbeteten, hingerichtet werden sollten. Als Daniel eines Tages wie gewohnt zu seinem Gott betete, ertappten ihn die Beamten auf frischer Tat. Obwohl der Perserkönig Daniel schätzte, war Darius an seinen Erlass gebunden und befahl widerwillig, Daniel in eine Grube zu werfen, in der sich ausgehungerte Löwen befanden. Gott sandte jedoch einen Engel, der die Löwen die ganze Nacht über in Schach hielt. Sie fürchteten sich vor der strahlenden Lichtgestalt des Engels. Am nächsten Morgen war der Perserkönig nach einer schlaflosen Nacht überglücklich, Daniel noch lebend in der Grube vorzufinden. Der König ordnete an, dass der Gott Israels im ganzen Perserreich gefürchtet werden solle, da er allein der lebendige, ewige Gott sei (Daniel 6).

Schutz durch einen Engel genossen einige Jahre zuvor schon die drei Freunde Daniels. Sie hatten sich geweigert, das goldene Standbild des babylonischen Königs Nebukadnezar anzubeten. Zur Strafe wurden sie gefesselt in einen glühenden Ofen geworfen, den der König siebenmal so stark heizen ließ wie sonst. Was dann passierte, verwirrte Nebukadnezar zutiefst: „Haben wir nicht drei Männer gefesselt in den Ofen geworfen? Warum sehe ich dann aber vier Männer ohne Fesseln im Feuer umhergehen? Sie sind unversehrt, und der vierte sieht aus wie ein Sohn der Götter" (Daniel 3,24-25).

Solange sich Jesus auf der Erde aufhielt, diente ihm eine Truppe Engel. Mehrmals ist in den Evangelien die Rede davon. Als sich etwa Jesus 40 Tage in der Wüste befand und dort von Satan versucht wurde, übernahmen die Engel die Versorgung Jesu (Markus 1,13). Bis zu seinem qualvollen Ende standen sie ihm bei (Lukas 22,43).

Auch Petrus erfuhr im Kerker die Hilfe eines Engels. König Herodes Agrippa I. hatte Petrus in Jerusalem festgenommen. In der Nacht vor dem Gerichtstag schlief Petrus zwischen zwei Wachsoldaten, an die er mit Ketten gefesselt war. Vor der Tür standen zwei weitere Wachen. Plötzlich stand ein Engel in der Zelle, die jetzt von strahlendem Licht erfüllt war. Er weckte Petrus durch einen Stoß in die Seite und befahl: „Schnell, steh auf!" Daraufhin fielen Petrus die Ketten von den Händen, und er floh mit dem Engel, ohne dass die Soldaten sie hinderten. Das eiserne Tor nach draußen öffnete sich von selbst. Petrus und der Engel eilten die Straße entlang. Als Petrus in die nächste Seitengasse einbog, war er Engel plötzlich verschwunden (Apostelgeschichte 12,6-11).

Das Missionarsehepaar van Asselt war für die Rheinische Mission tätig. Es wirkte von 1856 - 1876 unter dem Volk der Bataks, die auf der Insel Sumatra das Gebiet um den Tobasee, der ca. zweimal so groß wie der Bodensee ist, bewohnen. Nach einiger Zeit fragten Angehörige dieses Volks den Missionar, wer denn die Wächter seien, die jede Nacht in doppelter Reihe mit blinkenden Waffen um sein Haus postierten. Wie van Asselt später erfuhr, wollten die Bataks ihn und seine Frau zu Beginn ihres Wirkens im Schlaf töten. Wegen der Wachposten trauten sie sich aber nicht an die Hütte heran. Offensichtlich hatte Gott eine Gruppe Engel zur Bewachung des Missionarehepaars ausgesandt.

Mysteriös erscheint auch die Geschichte über die Engel von Mons. Diese belgische Stadt war im Mittelalter aufgrund ihrer Tuchmacherkunst berühmt. Belgien wurde im 1. Weltkrieg unter Verletzung der Neutralität von den Deutschen besetzt. Daher befand sich ein britisches Expeditionsheer auf dem Rückzug vor den deutschen Truppen. Die Deutschen kamen immer näher, als die Briten plötzlich nahe der Stadt Mons zwischen sich und den deutschen Einheiten eine gewaltige Engelarmee sahen: ein Geisterheer von Engeln, wie es die britischen Soldaten später beschrieben. In Anbetracht dieser gewaltigen Streitmacht brachen die in Furcht versetzten deutschen Soldaten die Verfolgung ab.

Auch in der heutigen Zeit kommen Engelerscheinungen vor, wobei die Menschen, denen ein solches Ereignis widerfährt, sich oft scheuen, vom Erlebten zu berichten.

Einen besonderen Schutz durch Engelwesen haben nach Aussage Jesu die Kinder: „Denn ich versichere euch: Ihre Engel [die der Kinder] haben immer Zugang zu meinem Vater im Himmel (Matthäus 18,10)." Nach katholischer Lehre ist jedem Menschen, also nicht nur den gläubigen, von Gott ein Schutzengel zugewiesen. Leider ist der persönliche Schutzengel zu einem Lieblingsthema der Esoterik geworden, wobei die Engel oft ins Göttliche verklärt werden. Nach biblischer Anschauung sind sie allerdings nur Geschöpfe Gottes.

Warum kommt es dann trotzdem zu tödlichen Unfällen? Wie die Menschen sollen sich die Engel bezüglich ihres Charakters unterscheiden. Wie es auch bei uns gute und schlechte Personenschützer gibt, dürfte es auch unter den Engeln so sein. Ihre Motivation und Fähigkeiten sind unterschiedlich. Was mich angeht, glaube ich, bisher in vier lebensgefährlichen Situationen Beistand „von oben" erhalten zu haben.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now