Wunder?

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Als Wunder wird im Allgemeinen eine naturwissenschaftlich nicht erklärbare Durchbrechung der Naturgesetze bezeichnet. Jesus beging Dutzende solcher Wunder und zeigte damit, dass bei Gott nichts unmöglich ist.  Jesus sagte: „Denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, damit ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, dass mich der Vater gesandt hat" (Johannes 5, 36).

Jesus heilte körperlich und seelisch Kranke. Auch gegenüber den Naturkräften zeigte Jesus seine Gewalt, etwa in der Stillung des Sturms, dem Gehen über einen See, der Speisung der 4.000 bzw. 5.000 oder dem Verwandeln von Wasser in Wein auf der Hochzeit von Kana. Die spektakulärsten Wunder Jesu waren aber die bereits erwähnten Totenerweckungen, von denen in der Bibel drei erwähnt werden: die der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus, des Jünglings zu Nain und des Lazarus aus Bethanien.

Durch die Wundertaten Jesu kamen nach Aussagen der Bibel viele Menschen zum Glauben (Johannes 2,23). Man darf aber den Glauben nicht allein von Wundern abhängig machen. 

Besonders bedauernswert waren zur Zeit Jesu die Menschen, die an Aussatz litten. Aussatz war damals eine Sammelbezeichnung für verschiedene Hautkrankheiten. Beispielsweise rechnete man die Schuppenfleche oder Lepra dazu, die durch Alexander den Großen aus Indien eingeschleppt worden war. Der Aussätzige galt in der Gesellschaft als kultisch unrein und wurde aus der Gemeinschaft der Gesunden ausgestoßen und gemieden. Jesus wandte sich den Aussätzigen in besonderer Weise zu. In einem Dorf heilte Jesus gleich zehn Aussätzige auf einmal (Lukas 17,11-19). In Galiläa warf sich ein vom Aussatz Befallener vor Jesus auf den Boden und bat um Hilfe: „,Wenn du willst, kannst du mich heilen!'Jesus hatte Mitleid mit dem Mann. Deshalb streckte er die Hand aus, berührte ihn und sagte: ,Das will ich! Sei gesund!' Im selben Augenblick war der Aussatz verschwunden und der Mann geheilt" (Markus 1,40-42).

Besonders viele Wunder geschahen, als Gott sein Volk Israel im 13. Jahrhundert v. Chr. aus der Sklaverei in Ägypten führte. Nach zehn schrecklichen Plagen erlaubte der Pharao - wahrscheinlich handelte es sich um Ramses II. - den Auszug Israels aus Ägypten. Danach folgte eine Wundertat auf die andere: der Durchzug durchs Schilfmeer, wobei sich das Wasser teilte, die Speisung des Volkes mit Manna, einem zuckerartigen Sekret von Schildläusen, das Hervorquellen von Wasser aus einem Felsen oder der Schutz durch eine Schlange aus Kupfer während einer Schlangenplage.  

Viele Wunder wirkten auch auch die Propheten Elia und sein Schüler Elisa. Beide erweckten einen Toten zum Leben. Elia bewies auf dem Karmel, einem 35 km langen bewaldeten Bergrücken, bei einem öffentlichen Gottesurteil die Macht Gottes: Nachdem die heidnischen Baals-Priester den ganzen Tag über vergeblich zu ihrem Gott geschrien und um Regen nach jahrelanger Dürrezeit gebeten hatten, ließ Elia den Holzstoß samt Opfertier mit Wasser überschütten. Auf Elias Gebet fiel Feuer vom Himmel und verzehrte Opfer und Altar sowie den Wassergraben um ihn herum. Dann bat Elia Gott um Regen, der tatsächlich einsetzte. Auch der Tod Elias ist mysteriös, da er plötzlich von einer Feuerkutsche mit golden leuchtenden Pferden in den Himmel entrückt wurde. Deshalb existiert von Elia auf Erden kein Grab. 

Der Schüler Elisa führte das Prophetenamt des Elia fort. Elisa wirkte ebenfalls unzählige Wunder. So heilte er etwa den syrischen Oberbefehlshaber Naaman von der Lepra. Eine jüdische Sklavin hatte ihm den Tipp gegeben, beim Propheten Elisa Heilung zu finden. Naaman war nach seiner Genesung überglücklich und erkannte die Macht des Gottes Israels an: „In Zukunft will ich keinen anderen Göttern mehr Brand- und Schlachtopfer darbringen, nur noch dem HERRN, dem Gott Israels" (2. Könige 5,17).                  

Warum gibt es aber heute so wenig Wunder?                  

1. Jesus wirkte nur kurze Zeit. Durch die Wunder, die er vollbrachte, konnte er seine Person effektiv bekannt machen. Die Menschen strömten oft nur deshalb zu Jesus, um sich heilen zu lassen. Doch sein Anliegen war in erster Linie zu verkünden, dass Gott ein neues Kapitel mit der Menschheit aufschlägt. Die Wunder Jesu waren also Mittel zum Zweck, um die Anhängerschaft in kurzer Zeit zu vergrößern. Ihr gab Jesus ebenfalls die Gabe, Wunder zu wirken. So konnte die Gemeinde Jesu, als er die Welt verließ, die Lehre schnell verbreiten. Doch in den darauffolgenden Generationen verlor sich die Macht des Wunderwirkens. Heute vermag kein Pfarrer mehr, einen Blinden oder Querschnittsgelähmten zu heilen.

Um zum Glauben zu finden, stehen jedem die Bibel, das Gebet und der Austausch mit Gläubigen zur Verfügung. Wunder bedarf es nicht mehr. Einem Glauben, der lediglich auf einem Wunder beruht, fehlen die Wurzeln. Wenn es zu Schwierigkeiten im Leben kommt, bietet er möglicherweise nicht den nötigen Halt. Deshalb sagte Jesus: „Wie glücklich können sich die schätzen, die mich nicht sehen und trotzdem glauben" (Johannes 20,29).

2. Es kommt auch darauf an, wie bestimmte Ereignisse ausgelegt werden. Meinem Uropa fiel im Zweiten Weltkrieg eine Granate vor die Füße. Doch es handelte sich um einen Blindgänger, sie explodierte nicht. Handelte es sich um technisches Versagen oder um ein Wunder? Wie ist es bei der Frau mit vier minderjährigen Kindern, bei der Mitte dreißig eine Krebserkrankung mit multiplen Metastasen festgestellt wurde? Die operative Entfernung des Primärtumors und der Metastasen führte zur Heilung der Frau. Die Operation liegt jetzt über 40 Jahre zurück. War es medizinisches Können oder vielleicht ein Wunder? Was ist mit dem schweren Autounfall mit Totalschaden, den ich überlebt habe? Nur Glück gehabt oder doch ein Wunder? Für mich ganz klar ein Wunder.

3. Auch heute noch gibt es spektakuläre Wunder. Es existieren eine Menge Erfahrungsberichte darüber. In der Medizin etwa sind Spontanheilungen bei Krebserkrankungen bekannt. Es handelt sich hierbei um einen seltenen Verlauf. Diese Spontanheilungen sind auch Gegenstand der medizinischen Forschung. Daneben gibt es die häufigeren Spontanremissionen, bei denen die Tumorzellen aufhören, sich zu vermehren. Natürlich sollte man nie eine Therapie ablehnen und sich auf einen solchen Verlauf verlassen. Aber auch dann, wenn eine Behandlung zur Heilung verhilft, steht man vor der Frage, ob die Gesundung dem medizinischen Fortschritt zu verdanken ist, oder ob ein Wunder dahintersteckt. Ich denke an die Geschichte eines Pfarrers aus Oberfranken, bei dem im Kernspintomogramm ein pflaumengroßer Hirntumor diagnostiziert wurde. Nachdem der erste Schock vorüber war, begann der Pfarrer sein Leben zu ändern. Er entschleunigte es, ernährte sich bewusster und verbrachte viel Zeit in freier Natur. Der Geistliche beschloss, auf eine Therapie zu verzichten (wovor aber abzuraten ist). Kontrollaufnahmen ergaben, dass der Tumor schrumpfte, bis er eines Tages nicht mehr zu sehen war. Auch wenn es sich hierbei um einen seltenen Fall handelt, zeigt er, dass es spektakuläre Wunder wie zur Zeit Jesu immer noch gibt. Das überrascht auch nicht, weil Gott immer der gleiche ist.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now