Grenzen der Philosophie

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Die Philosophie hat mit ihrem Streben nach Erkenntnis gleiche Absichten wie die Theologie. Beide Fächer sind Seelenverwandte, gehen aber von unterschiedlichen Grundlagen aus. Während für die Theologie die oben angeführte Offenbarung Gottes das Entscheidende ist, stellt die Philosophie zunächst den Menschen in den Mittelpunkt und baut um diesen einen Gedankenkomplex, der bis zur Postulierung eines Gottes gehen kann. Hierbei stellt sich jedoch die Frage, ob der Mensch überhaupt von sich aus bis zu Gott vordringen kann. Sind hierfür überhaupt der Umfang und die Quellen der menschlichen Erkenntnis ausreichend?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Erkenntnistheorie, ein Fachgebiet der Philosophie. Über das Wesen der Erkenntnis haben die beiden philosophischen Richtungen des Empirismus und des Rationalismus unterschiedliche Auffassung. Während der Empirismus als einzige Erkenntnisquelle die Sinneserfahrung anerkennt, also das, was wir mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen und gezielt, auch im Experiment, beobachten können, sind die Rationalisten der Meinung, dass es feststehende Wahrheiten gibt, die sich mit Hilfe der Vernunft erkennen lassen, etwa die Naturwissenschaften.

Als eigentlicher Begründer des Empirismus gilt der englische Philosoph John Locke (1632 - 1704). Er hatte die Ansicht, dass das menschliche Bewusstsein ursprünglich eine leere Tafel (tabula rasa) sei und die Erkenntnis erst durch Sinneswahrnehmung und Selbstbeobachtung entstehe. Im Positivismus, einer philosophischen Richtung des Empirismus, wird das Göttliche ausdrücklich abgelehnt. Der Mensch nimmt die Stelle Gottes ein. Als Begründer des Positivismus gilt August Comte (1798 - 1857). Er lehnte die Metaphysik ab, also das Teilgebiet der Philosophie, das sich mit dem befasst, was hinter der sinnlich erfahrbaren Welt liegt. Der Positivismus bildete die Grundlage der materialistischen Weltanschauung.

Später stellte der deutsche Philosoph Martin Heidegger (1889 - 1976) die „Seinvergessenheit" der Metaphysik  als verhängnisvoll heraus. Für Heidegger war das Dasein ein Sein zum Tode. Als Anhänger der Existenzphilosophie war Heidegger der Meinung, dass die persönliche Freiheit durch Angst, Leid und Tod infrage gestellt sei und immer wieder neu gewonnen werden müsse.

Auf den Rationalismus kommen wir später zu sprechen.

Die Bibel hält die Erkenntnisfähigkeit des Menschen für unvollkommen und begrenzt somit die Aussagemöglichkeiten der Philosophie. „Denn unser Erkennen ist Stückwerk" (1. Korinther 13,9). Die Bibel sagt, dass der Mensch dazu neigt, sich aufgrund seiner eher bescheidenen Erkenntnisse aufzublähen und ihnen sogar einen göttlichen Hauch zu verleihen. Und tatsächlich stellen manche Menschen heutzutage die wissenschaftlichen Erkenntnisse an die Stelle Gottes.

Aus biblischer Sicht bekommt man Erkenntnis, indem man sich mit dem befasst, was Gott durch die Heilige Schrift und die Menschwerdung Jesu offenbart. Der Mensch wird dadurch in das Wesen des Göttlichen und die Bestimmung der Welt eingeweiht. Geradeso, als ob ein Vater dem Kind die Welt erklärt.


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