Ablehnung und Verfolgung

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Mit neuen Erkenntnissen geschieht meistens das, was der griechische Philosoph Platon (428/427 v. Chr. - 348/347 v. Chr.) in seinem Höhlengleichnis beschreibt. Ich gebe den Inhalt vereinfacht wieder:

Die Menschen sitzen in einer unterirdischen Höhle, gekettet an einer nach oben offenen Wand. Ihr Blick geht nur in eine Richtung zur gegenüberliegenden Felswand. Weit hinter ihnen flackert ein Feuer, sodass die Menschen nur die Schatten der Dinge erkennen, die hinter ihnen im Schein des Feuers vorbeigetragen werden. Wenn nun einer der Gefangenen losgemacht wird, kann er zunächst die Gegenstände betrachten, von denen er bisher nur die Schatten gesehen hat. Wenn er dann die Höhle verlässt, sind seine Augen zunächst von der Sonne geblendet. Doch allmählich gewöhnt er sich dran. Er kann die Welt sehen, wie sie wirklich ist, und erfährt, dass die Sonne eine Lichtquelle ist, die Schatten erzeugt. Er entdeckt die ganze Wahrheit. Kehrt er nun mit dieser Erkenntnis in die Höhle zurück, um sein neues Wissen mit den Mitgefangenen zu teilen, würden sie ihn auslachen. Sie würden ihm nicht glauben. Wenn der Wissende versuchen würde, die Angeketteten zu befreien und aus der Höhle zu führen, würden sie heftigen Widerstand leisten und ihn möglicherweise umbringen. So ist die Menschheit. Wie Höhlenmenschen. Wir lieben unsere Schattenbilder und verweigern uns neuer Erkenntnis. Den von der Wahrheit „Erleuchteten" wurde im Verlauf der Geschichte viel Widerstand entgegengebracht. Manche wurden sogar getötet. Wie Jesus mit seiner Botschaft.

In Rom gab es zur Zeit Jesu viele verschiedene Kulte. Besonders viele Anhänger hatte der Isiskult mit Verehrung der ägyptischen Muttergöttin. Auch der Mithraskult, ein Sonnenkult mit Stieropfer, war weit verbreitet, besonders beim römischen Militär. Bei dieser Vielfalt religiöser und philosophischer Strömungen waren die Christen zunächst gut geschützt, da man bei ihnen lediglich einen weiteren der unzähligen Kulte vermutete.

Doch Kaiser Nero schob den Christen den selbst gelegten Brand Roms im Jahr 64 in die Schuhe. Sie gaben damals den idealen Sündenbock ab, da sie im Volk unbeliebt waren. Man sagte den Christen nach, bei ihren heimlichen Versammlungen politische Umtriebe zu planen, Ritualmorde an Kinder zu begehen und Orgien zu feiern. Die Christen wurden in Kerker gesteckt. Der römische Schriftsteller Tacitus schrieb darüber: „Man machte aus ihrer Hinrichtung ein lustiges Fest: In Tierhäuten steckend, wurden sie entweder von Hunden zerfleischt oder ans Kreuz geschlagen oder angezündet, um nach Eintritt der Dunkelheit als Fackeln zu dienen. Nero hatte seine eigenen Parkanlagen für dieses Schauspiel hergegeben und verband es mit einer Zirkusaufführung."

Nach zwei Jahren Drehzeit kam 1951 der außergewöhnliche Historienfilm „Quo vadis?" in die Kinos. Die Vorlage lieferte der gleichnamige Roman des polnischen Literaturnobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz. Erzählt wird die Liebesgeschichte zwischen der Christin Lydia (Deborah Kerr) und dem römischen Offizier Marcus Vinicius (Robert Taylor) vor dem Hintergrund der Christenverfolgung unter Kaiser Nero (Peter Ustinov). Im Laufe des Films wird Marcus Vinicius mit der christlichen Lehre konfrontiert und bekehrt sich. Erschütternd sind die Szenen, in denen die Christen vor Neros Augen den Löwen zum Fraß vorgeworfen werden.

Der „Philosophenkaiser" Mark Aurel wurde 161 zum Kaiser gekrönt. Er vertrat das stoische Ideal der Bedürfnislosigkeit und Milde. Mit der christlichen Lehre konnte er jedoch überhaupt nichts anfangen. Er ging dazu über, sie zu bekämpfen. Auch im Film „Gladiator" von Regisseur Ridley Scott kommt die Person des Mark Aurel vor, wo er als alternder Kaiser dargestellt wird. Unter seiner Regierungszeit kam es in Rom und einigen gallischen Städten zu blutigen Hetzjagden auf die Christen.

Nachdem auch unter den Kaisern Decius, Gallus und Valerius viele Gläubige den Tod fanden, kam es unter Kaiser Diokletian, der von 282 bis 305 regierte, zur schlimmsten Christenverfolgung. Er verlangte per Dekret von den Bürgern des römischen Reichs, den Göttern zu opfern. Wer dieser Aufforderung nicht nachkam, musste mit Folter, Kerker und dem Tod rechnen. Immerhin waren zur damaligen Zeit bereits über zehn Prozent der Menschen im Römischen Reich Christen. Sie machte Diokletian für die Krise des Staates verantwortlich, weil der Kaiser glaubte, die römischen Götter seien erzürnt, dass die Christen ihnen nicht opferten. Die Kirchen ließ Diokletian bis auf die Grundmauern abreißen.

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