𝟜𝟡 - Die Nachricht

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Gabriel P.o.V.

Die Weihnachtsfeiertage rückten immer näher und ich hatte noch keinen Schimmer, was ich Eve schenken sollte. Auch wenn es albern klang, aber nach den Jahren des Abstandes wollte ich etwas Besonderes finden. Etwas, was ihr lange in Erinnerung bleiben würde, selbst wenn wir uns - warum auch immer - trennen sollten. Andererseits sollte es nichts zu aufwendiges sein, schließlich war ich ja nur der beste Freund. Das Geschenk sollte nicht direkt "Hey, ich mag dich mehr als du denkst" schreien.

Ich wusste, dass ich mal wieder zu viel nachdachte und diese Farce des besten Freundes nicht ewig halten konnte. Bisher schien es allerdings gut zu funktionieren, zumindest kehrten Eve und ich wieder zum Normalstand zurück. Wir hingen ab, lachten über alte Zeiten und taten so, als wäre dieser verdammte Kuss nie geschehen. Zu meinem Verdruss hatte sie wohl meinen Rat befolgt und genau das getan, worum ich sie gebeten hatte: ihn nämlich vergessen. Selbstverständlich nahm ich die Schuld auf mich, überhaupt diese Aussage getroffen zu haben, wenn ich doch wusste, wie sehr ich es bereuen würde. Und das tat ich, genauso sehr wie ich diesen Kuss nicht vergessen konnte. Das Abendessen bei den Simmons war schon eine ganze Weile her und auch wenn ich dadurch wieder langsam Kontakt zu meinen Eltern aufgebaut hatte, bereute ich das Gespräch danach. Warum hatte ich ihr nicht einfach meine Gefühle gestanden? Warum war ich nach all den Jahren noch immer so feige?

Und auch wenn es schmerzte, genoss ich jede einzelne Sekunde mit ihr. Zwar wünschte ich mir, dass wir mehr tun würden als nur abzuhängen und rum zu blödeln, aber damit musste ich mich momentan zufrieden geben. Ein kleiner hoffnungsvoller Teil in mir stellte sich vor, wie sie in ein paar Jahren vielleicht doch ihre Ansichten wechselte und Gefühle für mich entwickelte. Doch ich wollte mich diesem Gedankengang nicht zu sehr hingeben, ansonsten würde dieser für immer im Wege stehen. Abgesehen davon hatte ich zwischendurch den Eindruck, dass Eve sich auch etwas verändert hatte im Umgang mit mir. Zumindest wirkte sie etwas hibbeliger als sonst, was schon viel zu heißen mag. Manchmal erwischte ich sie dabei, wie sie mich anstarrte und sogar rot dabei wurde, als hätte ich sie bei etwas Verbotenem ertappt. Dabei sah sie so süß aus, dass ich meinen Blick ebenfalls nicht mehr anwenden konnte. Mein albernes Herz versuchte mir weis zu machen, dass sie sich in mich verguckt hatte und deshalb so reagierte, aber das traute ich mich nicht zu hoffen. Nichtsdestotrotz wunderte mich ihr Verhalten manchmal über alle Maße, sodass ich es zwischendurch austestete. Ich hatte schon früher viele Sprüche oder Anmachen gezogen, die sie meist immer wie eine kalte Felswand abperlen ließ. Das tat sie zwar immer noch, aber inzwischen fühlte es sich anders an. Als würde sie es gar nicht mehr so meinen.

"Und hast du inzwischen eine Idee, was du ihr schenkst?" unterbrach Sasha meine Grübeleien, während wir über den überfüllten Weihnachtsmarkt liefen und sie eine gebrannte Mandel nach der anderen verputzte. Momentan sah sie aus wie ein Eichhörnchen, welches ein paar Nüsse für den Winter sammelte.

Ich zuckte mit den Schultern, während ich Eve vor mir im Blick hatte. Es wäre mehr als ungünstig, wenn sie dieses Gespräch mitbekommen würde. "Nein, noch nicht." sagte ich schlicht, auch wenn ich im Shoppingcenter bereits das ein oder andere gesehen hatte. Dass der Zufall es so wollte und Eve und Miriam ausgerechnet zum selben Zeitpunkt dort gewesen waren, hatte mich beinahe aus dem Konzept gebracht. Zuerst hatte ich angenommen, dass dies Sashas Werk gewesen war, schließlich hatte sie sich neuerdings vorgenommen, mir zu helfen. Und auch wenn ich mehrmals mein Veto eingelegt hatte, so wollte sie einfach nicht hören. Sie war nämlich der festen Überzeugung, dass Eve meine Gefühle erwiderte, diese nur (wie ich) verbarg. Wohlmöglich sogar aus denselben Beweggründen.

"Es ist nicht mehr lang bis Weihnachten." merkte Sasha an, während sie die restlichen Mandeln in ihre Tasche stopfte. Eigentlich war ich noch etwas angefressen auf sie und wollte keine belanglosen Gespräche führen. Ihr Ziel, Eve und mich zusammen zu bringen, war manchmal so auffällig, dass ich darüber nur wütend werden konnte. Vorhin erst hatte sie den Versuch auf dem Breakdance gestartet, welchen selbst Eve mitbekommen haben musste. Mit solch einem Verhalten könnte ich gleich mit einem Megafon rum rennen und meine Liebe gestehen.

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