𝟛𝟜 - Rebels

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Haley, Mike und Sarah erwarteten uns bereits vor dem Club. Das Rebel lag zentral in der Stadt und war anscheinend ziemlich beliebt. Zumindest würde das die Schlange erklären, die sich vor den breiten Flügeltüren aufgebaut hatte. Bei diesem Anblick konnte ich mir ein unmotiviertes Seufzen nicht mehr verkneifen, was Miriam nur mit einem belustigten Schnauben quittierte. Auch wenn die Kälte ihr ebenso zu schaffen machte wie mir - die großspurige Gänsehaut war ein sicheres Anzeichen dafür - so machte es ihrer Vorfreude keinen Abbruch. Eher im Gegenteil, sie schien immer aufgeregter zu werden, je näher wir dem Club kamen. "Gott, das wird sowas von cool werden." sagte sie in dem Augenblick, bevor wir meine Kollegen entdeckten und sich die Stimmung merklich anspannte. Gabriel, der die ganze Zeit über kein Wort sprach, starrte verdrießlich zu Mike rüber - offenbar konnte er ihn immer noch nicht leiden. Dieser strahlte mich im Gegenzug an, was ich nur schüchtern erwidern konnte. Sarah, die mit verschränkten Armen neben ihm stand, machte eine unauffällige Kopfbewegung auf ihre andere Seite und verdrehte die Augen. Mir war sofort klar, was, beziehungsweise wen sie damit meinte. Ich hatte Miriam vorgewarnt, doch nichts konnte Haley jetzt noch aufhalten. Ihr großer Auftritt war gekommen.

Das goldene Haar zu Locken frisiert, strahlte sie in ihrem kirschroten Kleidchen und den knöchelbrechenden High Heels intensive Gefahr aus. Für die weibliche Bevölkerung bedeutete es, sofort unsichtbar zu werden, sobald man sich in ihrer Nähe befand. Für die Männer dagegen, sich Hals über Kopf in dieses Geschöpf zu verlieben. Und anschließend wahrscheinlich gefressen zu werden.

Barbies Augen leuchteten auf und ein verführerisches Lächeln begann in ihrem Gesicht zu wachsen. In diesem Moment wirkte sie wie eine Raubkatze - bereit zum Sprung, um sich ihre Beute zu packen. Ich hatte mit vielem heute gerechnet: dass sie den ganzen Abend Mike auf die Pelle rücken würde, dass sie mich mit giftigen Blicken erstechen würde, ja sogar, dass sie sich einfach einen fremden Typen krallte und ohne ein Wort davonschlich.

Ich hätte es besser wissen müssen.

Haleys Augen rutschen an Tom, Miriam und mir vorbei, als wären wir nur ein unsichtbarer Lufthauch und nicht von Belang. Beinahe hätte mich dieser Fakt zur Weißglut gebracht, doch ihre nächsten Schritte brachten mich eher aus dem Konzept.

Sie entdeckte Gabriel.

Ich konnte deutlich sehen, wie sich ihre Lippen zu einem erfreulichen Lächeln verzogen, bevor sie ihr Haar über die Schulter warf und uns - also Gab - entgegenlief. Und auch wenn mich im nächsten Moment Sarah und anschließend Mike in eine begrüßende Umarmung schloss, so hatte ich nur Augen für die beiden. Ihr mädchenhaftes Kichern erreichte meine Ohren, als sie sich vorstellte. Ich erkannte dieses Augenklimpern; zuvor hatte sie Mike immer diesen Blick zugeworfen.

Nun hatte sie offenbar ein neues Ziel.

Nein, nein, nein. Das kann nicht ihr Ernst sein! Warum ausgerechnet Gabriel? Von allen Männern, die sie heute hätte kennenlernen können, musste es ausgerechnet er sein. Dabei waren wir noch nicht mal im Club angekommen!

"Erde an Evelyn."

Kichernd legte sie ihm eine Hand auf den Oberarm, was ganz offensichtlich ein erster Annäherungsversuch war. Ich konnte zwar nicht verstehen, worüber sie sich unterhielten, doch Gabriel schien es zu gefallen. Sein Lächeln versetzte mir einen so heftigen Stich, dass ich mich augenblicklich von den beiden abwandte und direkt in die besorgten Gesichter meiner besten Freundinnen blickte.

"Oh, sie ist wieder bei uns." sagte Sarah erleichtert, woraufhin Miriam nur besorgt dreinschaute. "Alles okay? Du warst eben so abwesend."

"Ja. Ja, alles klar." Offensichtlicher hätte ich nicht lügen können.

"Bitte. Du hast die beiden regelrecht niedergestarrt." antwortete die Rothaarige und schaute verdrießlich zu ihnen rüber. "Barbie fackelt nicht lange und Ken erst recht nicht."

Damals wie HeuteDonde viven las historias. Descúbrelo ahora