𝟝 - Die Einweihungsfeier

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Zwei Wochen waren vergangen und es hatte sich einiges getan. Nach der kleinen Besichtigung mit Mel hatte ich sogleich einen Termin mit dem Vermieter vereinbart und alle benötigten Unterlagen eingeholt, die ich dafür brauchte. Es stellte sich heraus, dass diese für solch eine Zusage ziemlich viel Informationen einholten - gut, dass ich die Schufa bereits vor Monaten beantragt hatte. Willkommen in Deutschland. Nachdem dies aber erledigt war, gingen die nächsten Schritte wie von allein vonstatten. Sobald ich die Schlüssel in den Händen hielt, wuchs das permanente Grinsen in meinem Gesicht fest. Mit etwas Unterstützung meiner Eltern konnte ich mir die grundlegenden Möbel und Utensilien kaufen, die man für eine eigene Behausung benötigte. Gut, dass mir Mel wenigstens die Küche überlassen hatte. Dementsprechend hatte es nur ein paar tatkräftige Hände gebraucht, bis alles an seinem Platz stand und ich offiziell einziehen konnte. Zum Dank hatte ich für den heutigen Samstagabend eine kleine Einweihungsfeier geplant.

"Wollen wir nicht einfach mal klingeln und sehen, wer die Tür aufmacht?" fragte Miriam, als diese interessiert auf den Balkon des mysteriösen Nachbarn sah. "Wir könnten ihn einladen."

Ich schüttelte nur hektisch den Kopf und drapierte die Schüsseln mit Chips auf dem Wohnzimmertisch. Seitdem ich ihr die Sache mit dem identischen Nachnamen erzählt hatte, schien sie Feuer und Flamme zu sein, das Geheimnis zu lüften. Natürlich würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass es mich nicht interessiert - das tut es nämlich. Sogar so sehr, dass ich bei jedem Geräusch sofort die Ohren spitzte und lauschte. Doch nichts konnte mir bisher verraten, ob dieser Thiel auch mein Thiel war. Wobei er mir natürlich nicht gehörte. "Vielleicht ist es auch eine Frau." sagte ich nur und lief in die Küche, um ein paar Bierflaschen in den Kühlschrank zu verstauen. Tom würde mir jetzt stolz auf die Schultern klopfen. "Spielverderberin." meckerte Miriam beleidigt und folgte mir in die Küche. "Tom könnte ihn auch anschreiben und fragen, wo er wohnt." fügte sie grinsend hinzu, als würde ihr die Idee gefallen. Mir leider nur nicht. "Auf keinen Fall! Gabriel würde es sicherlich nicht witzig finden, wenn er herausfindet, dass ich das wissen wollte."

"Und warum sollte er das je erfahren?"

"Also ich würde mich schon wundern und nachfragen, wenn Tom nach einer Ewigkeit plötzlich wissen will, wo ich wohne."

Miriam brumme nur unzufrieden auf, da sie merkte, dass diese Diskussion kein baldiges Ergebnis liefern würde. Sie war schon immer ungeduldig gewesen, wie mir jetzt wieder deutlich bewusst wurde. Wenn es nach ihr ginge, wären wir schon längst in die mittlere Wohnung eingebrochen und hätten nach Beweisen gesucht. In ihrer Fantasie war es nämlich tatsächlich Gabriel Thiel und das Schicksal wollte uns auf diesem Wege zeigen, dass wir zusammen gehörten.

Ja, ziemlich kitschig.

Die Klingel riss uns aus dem Gespräch und rettete uns vor einer weiteren Runde des Diskutierens. Geradezu erleichtert sprintete ich daher den halben Flur entlang zur Haustür. Ich hatte einige Personen für den heutigen Abend eingeladen, begonnen mit dem engsten Freundeskreis. "Wenn man vom Teufel spricht." rutschte es mir heraus, als Tom zur Begrüßung ansetzte. "Was?" lachte er, doch ich wank nur ab und zog ihn in eine Umarmung. "Schau, wen ich aufgegabelt habe." Hinter ihm tauchte sofort ein breit grinsender Robin auf, welcher ebenfalls seine Arme um mich legte. "Hi, Eve." Beide schnappten sich jeweils einen Kasten Bier, die ich auf dem Boden entdeckte. Mit erhobener Augenbraue schenkte ich ihnen einen belustigten Blick, wodurch sie fast synchron die Schultern zuckten. Kerle.

"Ihr seid die ersten, Jungs." sagte ich, als ich die Tür hinter uns zuschmiss und ihnen ins Wohnzimmer folgte. Miriam hatte es sich derweil auf der kleinen Couch gemütlich gemacht. "Meint ihr, das Bier reicht?" fragte diese ironisch nach, als sie aufstand und Tom einen Kuss schenkte. "Wer weiß, wie viel die Bürohengste saufen können." erklärte ihr Freund und grinste frech, als Miriam die Augen verdrehte. "Und am Ende darf ich dich wieder nach Hause tragen." Bevor Tom etwas erwidern konnte, wurde die Klingel abermals betätigt. Ich schenkte meinen Freunden einen mahnenden Blick, bevor ich mich wieder zur Haustür begab. Inzwischen war ich schon ein paar mal mit den Kollegen aus der Marketing-Abteilung essen gewesen und hatte mich dementsprechend angefreundet. Selbst mit Lars verstand ich mich inzwischen besser, auch wenn es nicht für eine direkte Einladung gereicht hatte. Letzten Endes war er immer noch mein Vorgesetzter und diese Grenze wollte ich bewahren, selbst wenn er einen chaotischen Charakter besaß.

Damals wie HeuteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt