„Ich hab die Infos nicht mehr," versuchte ich, zu lügen, aber Dan warf seinem Kollegen einen kurzen Blick zu und schüttelte dann den Kopf: „Das glauben wir dir nicht, so kommst du uns nicht davon. Natürlich hast du sie noch, so etwas würdest du niemals zerstören."

Ich schwieg, weil ich nicht wusste, wie ich überhaupt darauf hätte antworten sollen. Sie wussten ja, dass ich die Infos hatte, und ich wusste es auch. Es hatte keinen Zweck, weiterhin zu behaupten, dass das nicht stimmen würde.

Ich betete innerlich dafür, dass ein Wunder eintreten und mich jemand retten würde, auch wenn mir dafür niemand einfiel. Fynn befand sich ebenfalls in einem Verhör, alle Red Moons waren in einem Keller eingesperrt, genauso wie die Black Devils, und Xavier befand sich bei seinem kranken Bruder im Krankenhaus, der würde sicherlich nicht alleine hier auftauchen und den Helden spielen, das war viel zu gefährlich.

Um die Sache für mich noch etwas unangenehmer zu machen, schaltete der Eine, den ich nicht kannte, die Stehlampe ein und richtete sie mir genau vors Gesicht. Ich fühlte mich völlig ausgeliefert und schwächer, als jemals zuvor.

Schlimmer als damals, als mich die Black Devils gefoltert hatten, schlimmer, als mich Fynn damals hatte in einen Raum sperren lassen und schlimmer als bei jeder Panik Attacke, die ich jemals durchstanden hatte.

Denn in dieser Situation sah ich keinen Ausweg. Es würde kein Ritter in silberner Rüstung hier auftauchen und mich retten. Es würde keine Polizei in den Raum stürmen, da niemand die Polizei alarmieren konnte.

Ich war hoffnungslos und ohne Zweifel verloren und der Gnade dieser beiden Idioten vor mir ausgesetzt. Und ob sie in der Lage waren, überhaupt Mitgefühl für jemanden zu empfinden, das wusste ich nicht.

„Sag's uns endlich, dumme Göre, oder willst du dein Schicksal echt so herausfordern?" zischte Dan Rogers wütend und griff nach meinen Schultern , was mir Angst machte. Er befand sich nun direkt auf meiner Sichthöhe und starrte mir in die Augen, was mich meinen Atem anhalten liess.

Als er sich wieder einige Zentimeter entfernte, flüsterte ich: „Warum versucht ihr es nicht mit der guten Cop/böser Cop Methode?"

Woher ich verdammt nochmal immer den Mut nahm, solche bescheuerten Dinge zu sagen, konnte ich mir nicht erklären! Ich glaube, irgendwo tief in mir drin hatte ich den Wunsch, zu sterben!

Ich war so unglaublich dumm, es sollte verboten werden!

Ich hatte doch schon an dem Abend damals in der Gasse gelernt, dass ich mich mit meinen Worten besser zurückhalten sollte, anstatt noch unnötig zu provozieren. Aber ich redete immer schneller, als ich dachte...

„Ne," sagte Dan Rogers Kumpel unbeeindruckt und zog seine Mundwinkel nach oben, „wir stehen nicht so auf die netten Befragungen. Wir stehen eher auf Blut und Schmerz, wenn du verstehst, was ich meine. Wir hätten Zangen im Angebot, Feuer, Eis...oder wie wär's mit Waterboarding? Würde dir das vielleicht dein vorlautes Maul stopfen?!"

Nur schon die blanke Erwähnung von Waterboarding liess mich vor Angst erstarren. Das war eine Foltermethode der amerikanischen Geheimdienste, um ihren Opfern zu simulieren, dass sie Ertrinken würden. Das könnte ich niemals aushalten.

„Jetzt ist sie plötzlich so leise," sagte der Typ weiter und sah zu Dan, „lustig, vorher konnte sie einfach nie den Mund halten. Also sag uns jetzt, wo die Infos sind, oder es wird ungemütlich!"

Ich schloss meine Augen, um alledem für einige Sekunden entfliehen zu können und atmete tief durch und versuchte, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken, als ich antwortete: „Das kann ich nicht."

„Dann hast du es so gewollt," sagte Dan Rogers wütend und zündete sich eine Zigarette an, die er aus einem Pack in seiner Hosentasche nahm.

Er zog genüsslich daran, beugte sich danach zu mir herunter und bliess mir den Rauch direkt ins Gesicht: „Wir starten....mit Feuer."

Gangs - Taken Innocence Where stories live. Discover now