75. Jeder Stern eine Erinnerung

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Pov. Raven:

Noch immer starre ich in den sternenübersääten Himmel, während die letzten Tränen auf meinen Wangen langsam eintrocknen.

Beim Anblick der vielen funkelnden Sterne kommen Erinnerungen hoch, doch diesmal wehre ich mich nicht dagegen sondern lasse es zu, dass sie mich davontragen.

«Guten Abend Raven», begrüsst mich Heimdall, sobald ich den Bifröst betrete.

«Heimdall», grüsse ich knapp zurück, während ich mich neben ihn stelle und die Pracht des Nachthimmels bewundere.

Dabei spüre ich seinen prüfenden Blick auf mir liegen.

«Wunderschön, nicht wahr?», fragt er nach einer Weile und ich nicke bloss, unfähig etwas zu erwidern, gefangen in der Schönheit dieses fremden Himmels.

«Wie geht es Bucky?», frage ich schliesslich doch, wenn auch nicht ganz bei der Sache.

Ebenso antwortet Heimdall: «Gut. Er ist bei seinem Freund Steve untergetaucht und die beiden haben eine schöne Zeit zusammen.»

Wieder nicke ich geistesabwesend.

Mit den Augen folge ich einem der leuchtenden Lichtpunkte und beobachte, wie er sich langsam wieder entfernt und schliesslich zwischen den vielen anderen verloren geht.

Ein sanftes Lächeln breitet sich auf Heimdalls Gesicht aus.

«Dachte ich mir doch, dass du sie sehen kannst», meint er mit seiner angenehm ruhigen Stimme.

Ich lächle zurück und erkläre: «Loki hat mir davon erzählt. Er sagte, dass nur sehr wenige sie sehen können?»

«Das ist beinahe richtig», bestätigt Heimdall, «Genau genommen könnten sie nämlich alle sehen, jedoch sind viele für diese Schönheit wie nicht empfänglich. Sie blicken einfach darüber hinweg, ohne dass ihr Gehirn die Information, die die Augen weiterleiten, verarbeitet.»

Mehr oder weniger verstehend lege ich den Kopf schief und konzentriere mich wieder auf besagte Schönheit.

Keiner sagt mehr ein Wort, während wir weiterhin in die Nacht hinausblicken und fühlen.

Ich fühle, wie mein Herz schlägt und das Blut durch meine Adern rauscht.

Ich fühle, wie sich die Planeten drehen und um die Sonne rotieren.

Ich fühle, wie das Universum pulsiert und lebt.

Ich fühle, wie ich lebe...

Und einen Moment werde ich wieder vom Rausch der Zeit mitgezogen, bevor...

«Raven...», erschrocken öffne ich meine Augen, stolpere, verfange mich und gehe wieder irgendwo ausserhalb der Zeit verloren.

«Hey Wanda...», murmle ich und wische mir eilig die frischen Tränen aus dem Gesicht.

Schweigend legt sich meine Freundin neben mich und blickt ebenfalls in den Himmel hinauf.

«Du magst den Sternenhimmel, was?», fragt sie nach einer Weile schliesslich und lächelt mich dabei sanft an.

Langsam antworte ich: «Es erinnert mich an ihn. Aber nicht wie alles andere. Alles andere schmerzt und tut so unglaublich weh, doch dass hier...», dabei deute ich wieder nach oben, «Dass hier ist irgendwie tröstend...»

Eine Weile liegen wir noch stumm nebeneinander, bevor Wanda sich langsam erhebt und mir ihre Hand entgegenstreckt.

Ich überlege lange, bevor ich zögerlich danach greife und mir von ihr aufhelfe.

Hand in Hand schlendern wir gemütlich zurück zum neuen Avengers Compound.

Dabei glaube ich schwach noch eine weitere Hand zu spüren, die nach meiner freien greift...

Eilig drücke ich sie, doch ich greife ins Leere.

Sein Duft hängt jedoch noch deutlich in der Luft...

Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)Where stories live. Discover now