50. Was ist es Wert?

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Noch immer sitze ich in meiner Ecke.

Keiner der drei hat versucht mich anzusprechen, wofür ich ihnen dankbar bin.

Von ihren Gesprächen, die ich so aufmerksam wie möglich verfolgt habe, habe ich erfahren, dass wir auf dem Weg zu einem Stern sind.

Darauf sei angeblich eine Schmiede von Zwergen, die damals Thors Hammer schmiedeten.

Und von genau dort, will er nun auch eine neue Waffe holen.

«Also toter Bruder?», fragt der Waschbär, namens Rocket ihn gerade.

Sofort schnellt mein Blick nach oben und auch Thors Blick huscht kurz zu mir.

«Naja, er war schon mal tot. Aber diesmal glaube ich könnte er es wirklich sein...», erklärt er schliesslich leise.

«Und du sagtest, deine Schwester und dein Dad...», fährt Rocket fort, bevor Thor ihn unterbricht: «Beide tot.»

«Aber eine Mum hast du noch?», versucht er es weiter.

«Getötet von meiner Schwester», erwidert Thor nur.

«Einen besten Freund?», fragt er weiter.

Wieder antwortet Thor: «Wurde erstochen.»

Damit muss er Heimdall meinen.

«Bist du dir sicher, du bist dieser speziellen Mordmission gewachsen?», hackt der Waschbär nach einem kurzen Schweigen nach.

Kurz zögert Thor, bevor er mit einem übertriebenen Lächeln meint: «Absolut! Zorn und Wut und Rachegelüste. Verlust und Kummer, so etwas motiviert enorm. Und es macht den Kopf frei. Also ich bin bereit loszulegen.»

«Ja, aber ich meine der Thanos von dem wir hier reden, ist ja der härteste Hund überhaupt», widerspricht ihm Rocket.

Noch immer verfolge ich schweigend das Gespräch.

So höre ich, wie Thor und er noch weiter darüber diskutieren, dass er Thanos mit seinem neuen Hammer, der ihm einer der Zwerge aus dem Stern schmieden soll, platt machen wird.

Rocket scheint davon genauso wenig überzeugt zu sein, wie ich.

«Weisst du, ich bin fünfzehnhundert Jahre alt», erklärt Thor schliesslich wieder etwas ernster, «Und ich habe doppelt so viele Feinde getötet. Jeder von ihnen wollte mich töten, aber Erfolg damit hatte allerdings keiner. Ich lebe noch, weil das Schicksal will, das ich lebe. Thanos ist nur der nächste in einer langen Reihe von Bastarden und der nächste der meine Rache zu spüren bekommt. Das Schicksal will es einfach so.»

«Mhm...», entgegnet Rocket noch immer nicht überzeugt, «Und was, wenn du dich irrst?»

Etwas überfordert, aber ohne zu witzeln meint Thor: «Wenn ich mich irre? Tja, dann... Was habe ich noch zu verlieren?»

Eilig wischt er sich eine Träne weg.

«Was ist mit ihr?», will der Waschbär wissen und deutet auf mich.

Das erste Mal seit Stunden flüstere ich: «Um mich muss er sich keine Gedanken machen. Ich bin eh schon so gut wie tot...»

«Sag so etwas nicht!», ruft Thor laut, «Er wollte das du lebst! Loki hat nie lange gezögert jemanden zu verraten, wenn er dafür heil davonkam. Erst seit du aufgetaucht bist, hat er sich verändert. Er hat sein Leben für uns gelassen. Wirf es nicht einfach weg!»

Beinahe lautlos hauche ich: «Aber was ist es ohne ihn noch wert?»

Darauf hat er keine Antwort.

Mit einem traurigen Lächeln nicke ich und schliesse wieder meine Augen.

Sofort reisse ich sie wieder auf, da erneut das Bild von Loki, schneeweiss im Gesicht und Blut, das ihm aus Nase, Mund und sogar den Augen quillt, vor mir sehe.

Verzweifelt raufe ich mir die Haare.

«Was war dein Verhältnis zu ihm?», fragt Rocket vorsichtig.

Mit einer einsamen Träne, die mir über die Wange kullert, antworte ich: «Ich habe ihn geliebt. Ich habe für ihn gelebt...»

Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin