35. Wächterin der Dunkelheit

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Ein Monat später:

Unbemerkt husche ich auf den Balkon und lasse mich vom Wind hinuntertragen.

Sobald meine Füsse sicheren Halt haben, sprinte ich los und verschwinde in den Schatten eines mächtigen Baumes.

Dort blicke ich mich um und warte bis die Wachen vorbei sind.

Sofort verwandle ich mich und renne los.

Ohne dass mich jemand gesehen hat, schaffe ich es den Palast zu verlassen.

Etwas gemächlicher tappe ich durch die dunklen Gassen und halte dabei aufmerksam meine Ohren gespitzt.

Nach ein paar Minuten dringen an diese, leise Schreie und laute Geräusche.

Sofort beschleunige ich und spähe vorsichtig um die Ecke einer Gasse.

Dort erkenne ich drei stämmige Typen, die stark nach Alkohol riechen und eine verängstigte Frau, die sich schützend zusammenkauert.

Bei genauerem Hinsehen, entpuppt sich die Frau, als zierliches Mädchen, etwa 16 Jahre alt.

Kurz verharre ich noch.

Gespannt beobachte ich das Ganze, jeden Muskel zum Zerreissen angespannt.

Sobald der erste von ihnen auf das Mädchen zugeht und beginnt ihr das hübsche Kleid vom zitternden Körper zu reissen, springe ich vor und werfe, den mir am nächsten, um.

Sobald sein Kopf auf dem Boden aufschlägt, bleibt er bewusstlos liegen.

Die anderen beiden haben mich entdeckt und kommen auf mich zu.

Beide versuchen mich zu packen, doch ich bin schneller und ducke mich unter ihnen hindurch.

Hart schlagen ihre Schädel zusammen, was sie benommen zurücktaumeln lässt.

Unschuldig stelle ich mich hinter einen von ihnen, so dass er über mich stolpert und ebenfalls bewusstlos zu Boden fällt.

Jetzt ist nur noch einer.

Seine missliche Lage einsehend, versucht er zu fliehen, doch nicht mit mir.

Knurrend schneide ich ihm den Weg ab und dränge ihn zurück.

Abwehrend hebt er die Hände, doch ich muss gar nichts machen.

Von selbst stolpert er rückwärts, über einen seiner Kollegen und folgt dessen Beispiel, indem er ebenfalls bewusstlos liegen bleibt.

Der viele Alkohol hat mir bei der Sache deutlich geholfen.

Zufrieden schaue ich mich um.

Dabei fällt mein Blick auf das Mädchen, dass noch immer dort steht.

Jetzt erkenne ich jedoch keine Angst mehr in ihren Augen, sondern...

Staunen?

Anmutig verwandle ich mich zurück und gehe behutsam auf sie zu.

Überraschend fällt sie mir um den Hals und schluchzt: «Danke. Danke viel, viel Mals. Sie sind unsere Heldin, wissen Sie? Jede Frau und jedes Mädchen in Asgard kennt sie. Sie sind unsere Beschützerin.»

Überrumpelt blinzle ich sie an, bevor ich sie in eine kräftige Umarmung ziehe.

Gleichzeitig lege ich ihr meine warme Jacke, über die vor Kälte zitternden Schultern.

«Dafür musst du dich nicht bedanken. Ich will bloss andere vor meinem eigenen Schicksal bewahren. Niemand hat so etwas verdient... Und es wird Zeit, mal für ein wenig Ordnung in dieser Stadt zu sorgen. Ach und übrigens, sprich mit bitte mit du an. Okay?»

Das Mädchen nickt heftig.

«Sie... Du bist die Prinzessin, nicht wahr?», fragt sie plötzlich und ich kann dank meiner guten Augen erkennen, wie ihre neugierig funkeln.

Verlegen gestehe ich: «Naja, nicht so ganz. Ich bin mit Loki zusammen, aber wir sind nicht, oder zumindest noch nicht, verlobt oder verheiratet. Also offiziell bin ich noch keine Prinzessin, nein.»

«Ich verrate dir ein Geheimnis», flüstert sie mir aufgeregt zu und lehnt sich näher zu mir, «Für uns bist du das bereits... Es stimmt. Ganz Asgard, oder zumindest dessen Frauen, verehrt dich bereits als Prinzessin. Als Thor damals den Thron abgelehnt hat, waren alle Unsicher, was geschehen würde. Doch nun können es alle kaum noch erwarten dich und Prinz Loki auf dem Thron zu sehen. Die Leute glauben ihr könntet uns endlich Schutz bieten und sich um uns kümmern. Die Stadt fällt auseinander und niemand kümmert es. Aber mit euch, würde sich alles verändern...»

Erstaunt blicke ich sie an.

«Tatsächlich? Ich dachte immer das Volk würde Loki noch immer als ein Monster sehen...», murmle ich eher zu mir selbst.

«Nein, nein», widerspricht sie mir, «Zuerst waren tatsächlich noch alle misstrauisch, doch nachdem wir gesehen haben, wozu du fähig bist, wussten wir, dass wir ihm vertrauen können. Du wärst nicht mit Prinz Loki zusammen, wenn du das nicht wolltest. Deshalb glauben jetzt endlich alle, dass er doch nicht so ist, wie wir immer dachten. Ihr zwei, ihr seid unsere Zukunft.»

Gerührt lege ich ihr einen Arm um die Schulter.

«Wie ist dein Name?», frage ich sanft.

«Gislinde. Mein Name ist Gislinde», antwortet sie.

Freundlich lächelnd nehme ich ihre Hand in meine und ziehe sie mit mir mit.

«Na dann, Gislinde. Bringen wir dich mal sicher nach Hause», schlage ich vor und so folgt sie mir lachend und zeigt mir den Weg zu ihr nach Hause.

Entspannt begleite ich sie, jedoch noch immer nach anderen in Not, lauschend.

An diesem Abend bleibt es jedoch sonst ruhig.

Sobald ich mir sicher bin, dass Gislinde sicher zu Hause angekommen ist, verabschiede ich mich von ihr und verschwinde wieder in den Schatten der Nacht.

Ich schleiche noch eine Weile durch die verschlafenen Gassen und stelle sicher, dass auch wirklich niemand mehr meine Hilfe braucht.

Erst dann erlaube ich mir ebenfalls nach Hause zu gehen...

Shadow and Ice: Der Tod als Begleiter (Loki ff)Where stories live. Discover now