58. Kapitel

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Ares Peter Graham
By LuanaWhite

Ich freute mich mehr als alles andere dass Bianca die Kette meiner Mutter gefiel und sie stand ihr ausgezeichnet. Und als weitere Überraschung schlug ich meiner Liebsten vor nicht direkt in ihre Wohnung zu fahren sondern dass wir in die Stadt gehen könnten. Bianca könnte sich dort ein Eis holen und wir könnten in einen nahe gelegenen Park gehen.

Natürlich war mein Mädchen sofort begeistert. Unsere Freizeit verbrachten wir eigentlich nur immer in der Wohnung, da ich Angst hatte wir könnten Bryce, Alysha, dem Rudel oder meinen Vater begegnen. Aber inzwischen hatte ich wieder meine vollständige Stärke und ich würde mein Mädchen mit allem was ich hatte beschützen.

Wir standen gerade an einem Eisgeschäft in der Fußgängerzone an, damit Bianca sich wie abgemacht das Eis holen konnte, als ich einen mir nur allzu bekannten Geruch vernahm. Ich wusste wer das war und ich fühlte mich sofort unwohl. Ich wollte ihn nicht sehen. Mein Vater hatte uns allen viel zu viel angetan. Ich konnte ihm einfach nicht verzeihen. Ich konnte ihm nicht verzeihen dass er alles versuchte um mir meine Liebe zu nehmen, und Bianca hatte er sogar ihre Schwester genommen. Dank Fin hatte sie zwar überlebt, aber nur durch eine Verwandlung in einen Vampir. Und die Schwestern waren nun gezwungenermaßen bereits seit Monaten getrennt.

Als sich Bianca ihr Eis gekauft hatte und sich wieder zu mir umdrehte, schien sie merken dass irgendwas nicht stimmte. Genau deswegen wollte ich eigentlich nicht zu viel in der Stadt rum laufen und tat ich es einmal, passierte genau das unverhoffte.

"Ist alles in Ordnung?" fragte mich meine Freundin besorgt und hakte sich bei meinen Arm ein, während ich sie etwas von Eisgeschäft weg führte. Dann sahen wir auch schon wie Vater auf uns zukam und uns kritisch musterte. Ich wusste genau was gerade in seinem Kopf vor sich ging, aber eine weitere Moralpredigt konnte er sich sparen. Ich wollte mit Vater nicht sprechen und er sollte Bianca auch bloß nicht zu nahe kommen.

"Mein Vater." flüsterte ich ihr ins Ohr, aber wenn ich mir ihren Gesichtsausdruck ansah, ihr bleiches Gesicht und ihr panisch klopfendes Herz hörte, hatte sie sich das wohl schon gedacht.

Aber hier mitten unter all den Leuten würde er uns schon keine Szene mache , das hoffte ich zumindest. Und dann stand er auch schon vor uns und ich sah ihn mit festen Blick an.
"Vater." sagte ich zu ihm. Ich hatte trotz allem meine gute Erziehung natürlich nicht vergessen, für die aber hauptsächlich Mutter verantwortlich war.

Bianca schluckte nervös. Ich wusste sie hatte Angst, aber mein Vater würde ihr nichts tun, das würde ich nicht zulassen. Aber mich störte wie er meine Freundin mit seinen Blick prüfte. Dabei fiel ihm auch eindeutig ihre Kette am Hals auf, immerhin hatte sie lange Zeit Mutter gehört. Dann glitt sein Blick zu mir.

"Ares." erwiderte Vater kalt und distanziert. Wieso war er er nur so? Empfand er wirklich keine Liebe mehr? Das brach mir so dermaßen das Herz, das es furchtbar schmerzte. Aber das schien ihm wohl egal zu sein.

"Es ist an der Zeit, dass du endlich mit diesen Kindereien aufhörst und nach Hause kommst. Dort ist dein Platz, bei der Familie. Gerade jetzt, wo Bryce immer mehr Vampire für seine Armee rekurriert, solltest du deine eigene Familie unterstützen. Das hat oberste Priorität." versuchte er mir streng zu erklären, aber da stieß er gegen eine Wand. Ich würde nie wieder auf ihn hören.

Aber leider hatte ich mit genau so einer Aussage schon gerechnet. Hingen ihm diese Ansprachen nicht langsam zum Hals hinaus?

"Ich unterstütze meine Familie, Vater. Meine Brüder und meine Mutter wissen dass ich immer für sie da bin. Ich liebe meine Familie, und ich habe auch mal dich geliebt. Und ich liebe Bianca. Der einzige Grund warum ich nicht mehr nach Hause komme bist du und deine Einstellung. Ich handle so wie ich es für richtig halte. Deine Ansichten hatten mein Leben zerstört, genau wie das von Valentine, Alec und Mutter.

Du wirst Bryce Garrison immer ähnlicher, du mutierst zu einem Monster. Und so lange du nicht bereit bist etwas zu ändern, werde ich auch nicht mehr nach Hause kommen. Es ist deine Entscheidung, Vater. Wenn du so weiter machst, wirst du auch die anderen verlieren." erklärte ich ihm ruhig und legte meinen Arm um Bianca, um ihr Sicherheit zu bieten. Ich konnte Vater ansehen, wie die Wut in ihm aufstieg, aber ganz ehrlich, er hatte sich das selbst zuzuschreiben.

"Du wirst sehen, wie das endet." warnte er mich und ging dann schnellen Schrittes davon. Einen Moment sahen wir ihm hinterher.

"Es tut mir leid, wie dein Vater ist." sprach dann Bianca sanft und streichelte dabei meine Wange, wo ich kurz die Augen schloss. Ich spürte wie es mir die Tränen in die Augen trieb, aber ich wollte keine einzige davon vergießen. Er war es nicht wert. Ja, es tat verdammt weh, dass mein eigener Vater mich nicht zu lieben schien, aber inzwischen war ich das ja gewohnt. Und es machte ihn wütend, dass ich mich im Gegensatz zu ihm entschieden hatte Liebe zuzulassen.

"Lass uns nach Hause." sagte ich zu Bianca und nahm ihre Hand und zog sie auch schon mit mir mit. Ich wollte mich jetzt bloß nur noch verkriechen.

Bianca betrachtet mich besorgt, während ich versuchte meine Gefühle hinunter zu schlucken. Bestimmt machte sich meine Freundin gerade Sorgen um mich, aber seit vielen vielen Jahren kämpfte ich nun schon. Mein Vater verletzte mich mehr, als ich es von außen zeigte. Deshalb war ich froh dass Bianca erstmal schwieg und ich zog sie weiter mit mir.

Doch als wir dann in der Wohnung ankamen, zog sie mich plötzlich in eine feste Umarmung. Ich ließ sie zu und es tat sogar gut, also vergrub ich mein Gesicht in ihrem Haar und sie hielt mich fest.

"Ich bin immer für dich da. Das darfst du nie vergessen. Bei mir kannst du dich immer fallen lassen, Ares. Ich liebe dich, immer." flüsterte sie mir leise zu. Ich nickte und dachte gerade nicht daran, mein Mädchen wieder los zu lassen. Bisher hatte ich Vaters Worte immer schlucken müssen, auch wenn meine Brüder und meine Mutter immer für mich da waren, kämpfte sie mit den selben Problem. Valentine ließ seine eigenen Gefühle erst seit Jenn wieder zu.

Ich schaffte es nicht mehr mich zurück zu halten. Eine Mauer brach in mir zusammen, die die Verzweiflung eingesperrt hatte. Die Verzweiflung dass ich niemals den Anforderungen meines Vaters gerecht werden würde, die Verzweiflung über seine Tat und über die fehlende Liebe. Ich begann bitterlich zu weinen und hielt mich die ganze Zeit an meiner Freundin fest. Es war das erste Mal, dass ich meine Verletzbarkeit wegen meines Vaters offen zeigte.

The Sisters Chronicles - Deadly WarWhere stories live. Discover now