6. Kapitel

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Valentine 'Val' Graham
By MusicalGirl200

Als ich wieder zu mir gekommen war, waren plötzlich Vater und Alec in der Seitengasse gewesen. Doch von Jenn und Fin hatte jede Spur gefehlt. Alec erzählte mir was passiert war, während Fin mir das Genick gebrochen hatte. So etwas hätte mir niemals passieren dürfen. Ich hätte nicht so unachtsam sein dürfen.

Wäre ich das nicht gewesen, wäre Jenn jetzt noch hier bei mir und wäre nicht tot. Mein eigener Vater hatte die Frau getötet, die ich zum ersten Mal seit Jahrhunderten geliebt hatte. Er hatte es nicht gewusst und doch hätte er sie wahrscheinlich genauso getötet, um Finley Garrison eins auszuwischen und mir meine Schwäche zu nehmen.

Ich konnte gar nicht beschreiben, wie ich mich gerade fühlte. Tot wäre dafür nicht der richtige Begriff, denn das war ich bereits. Ich war in dieser Gasse einfach nur still da gestanden, während Vater und Alec heftig diskutiert hatten. Ich versuchte den Schmerz in mir unter Kontrolle zu bringen, genau wie meine Trauer um die Frau, für die ich alles getan hätte.

Ich musste jetzt stark sein, für meine Brüder. Alec war völlig fertig, dass unser Vater einen unschuldigen Menschen getötet hatte. Doch er sah es nicht so. Er sah als ein kluger Schachzug gegen die Garrisons und natürlich waren ihm dabei Kollateralschaden egal. Aber Jenn war kein Kollateralschaden. Sie war so viel mehr.

Ich wusste nicht einmal, wie spät es war, als wir nach Hause aufbrachen. Ich versuchte Alec zu beruhigen. Meine Brüder brauchten mich jetzt. Ich musste für sie stark bleiben und durfte nicht an meiner Trauer zerbrechen. Im Anwesen trennten sich unsere Wege, wobei Mutter nach Alec sah.

Von Ares fehlte jede Spur im Anwesen. Vielleicht war er ja auf der Suche auf uns. Als ich mein Handy heraus holte, sah ich unzählige Nachrichten und Anrufe von ihm. Aber ich fand einfach nicht die Kraft zu antworten. Was würde in Ares vorgehen, wenn er erfuhr, was passiert war? Wenn Bianca erstmal hörte, dass ihre Schwester tot war, würde sie daran zu Grunde gehen.

Ein Geschwisterteil zu verlieren, konnte einen zerstören. Ares hätte sich niemals von ihr trennen dürfen. Liebe zu empfinden, einen Partner zu haben für den man alles tun würde, war das kostbarste Geschenk der Welt. Mein jüngerer Bruder hätte das niemals wegwerfen dürfen. Bianca brauchte ihn jetzt mehr denn je an ihrer Seite. Ich hoffte sehr Ares würde das Richtige tun, egal was unser Vater sagte.

Ich stand am Fenster und blickte ausdruckslos nach draußen. Eine Träne rann über meine Wange und ich schloss einen Moment meine Augen. Es tat so furchtbar weh. Ich hatte mir nicht einmal die Mühe gemacht meine blutige Kleidung gegen neue zu wechseln. Meine Gedanken waren einfach ganz woanders.

Dann klopfte es an der Tür und ich konnte meinen Bruder Ares riechen, der herein kam. Doch ich drehte mich noch nicht zu ihm um und blieb weiter so am Fenster stehen, mit geschlossenen Augen.

"Bruder, was ist passiert? Das Blut an deinen Klamotten spricht Bände. Du hast gekämpft, nicht wahr?", schlussfolgerte Ares und damit traf er genau ins Schwarze. Das würde auch gleich nicht leicht für ihn werden.

Ich atmete tief durch und öffnete wieder meine Augen. Schnell wischte ich mir die Träne weg und drehte mich zu Ares. „Ja, habe ich. Fin war bei Jenn aufgetaucht und hat einen Kampf provoziert. Jenn hat sich dabei dazwischen geschoben und von irgendjemanden einen Schlag abbekommen.

Sie schlug sich den Kopf an einer Mauer an. Ich wollte sofort zu ihr, um ihr mein Blut zu geben, aber Fin hat die Ablenkung ausgenutzt und mir mein Genick gebrochen. Alec hat mir erst erzählt, was dann passiert war. Vater hat Jenn leer getrunken und sie getötet, um Fin weh zu tun", erzählte ich Ares bitter und versuchte meinen Schmerz zu unterdrücken.

„Jenn ist tot. Unser Vater hat ihren Tod zu verantworten. Du solltest zu Bianca gehen. Sie braucht dich jetzt", sagte ich zu meinem Bruder ernst und legte ihm meine Hände auf die Schulter und sah ihn ernst an. „Ares, ich weiß, du hast dich nur für Biancas Schutz von ihr getrennt. Aber du darfst diese Liebe nicht wegwerfen, sonst wirst du es bereuen", versuchte ich ihm klar zu machen.

Mein Bruder war wie erstarrt. Ich hatte es auch nicht glauben können und wünschte mir, es wäre nicht real. „Valentine. Es tut mir so leid", sprach er mir leise sein Beileid aus. Er wusste, wie viel mir Jenn bedeutet hatte. Dann zog er mich sofort in eine feste Umarmung und ihm kamen selbst die Tränen.

Ich erwiderte Ares Umarmung und war ihm dankbar, dass er mir Trost spenden wollte. Aber ich würde schon irgendwie klar kommen. „Ich habe sie geliebt Ares", flüsterte ich meinem Bruder ganz leise zu und schluckte einige Tränen hinunter.

Dann lösten wir uns wieder voneinander. Ich atmete nochmal tief durch. „Vater ist eindeutig zu weit gegangen. Aber ich werde auf dich und Alec achten. Ich werde nicht zulassen, dass ihr leiden müsst", sagte ich zu Ares mit fester Stimme. Ich nahm meine Pflichten als großer Bruder, der auf seine jüngeren Brüder Acht gab, sehr ernst. Ihr Wohl war jetzt das Wichtigste und dafür würde ich immer zurückstecken.

Ares wischte sich seine Tränen etwas weg und setzte sich an die Bettkante und dachte etwas nach. Er hatte jetzt eine schwere Aufgabe. Er musste seiner Liebe sagen, dass ihre Schwester nie mehr zurückkommen würde. Das war einfach nur furchtbar.

"Valentine... Du bist gerade derjenige, der leiden muss. Alec und ich sind alt genug um unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und du musst jetzt erstmal trauern. Vater soll wissen, was er mit dem Tod dieses Mädchens angerichtet hat. Keine Geheimnisse mehr. Ich werde nicht mehr hinter seinen Taten stehen und wegen ihm büßen. Seinetwegen wollen die Garrisons Rache. Meine Loyalität ihm gegenüber ist zu Ende und deine sollte es auch sein. Er ist nicht mehr der Mann, für den wir ihn gehalten haben", erklärte er mir.

Ich rieb mir angestrengt die Stirn. „Ich komme schon zurecht Ares. Mach dir um mich keine Sorgen. Aber ich werde Vater nicht von Jenn erzählen. Das ist etwas, was ihn nichts angeht und ich bin nur euch beiden und Mutter loyal. Und jetzt geh und sei für Bianca da. Sie wird dich an ihrer Seite brauchen.

Ich gehe derweil duschen und sehe dann nach Alec und Mutter. Es ist jetzt wichtig, dass wir drei als Brüder zusammen halten", sagte ich sanft zu Ares und klopfte ihm auf die Schulter, ehe ich in mein Badezimmer ging. Doch als ich dort unter der Dusche stand, prasselte der Schmerz über den Verlust erst richtig auf mich ein.

The Sisters Chronicles - Deadly WarWhere stories live. Discover now