31. Kapitel

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Alec Graham
By LuanaWhite

Ich war gerade in einem Park und setzte mich auf eine der Bänke. Ja, eigentlich sollte ich nicht allein herum laufen, vor allem da mich Bryce Garrison das letzte Mal beinahe erwischt hätte, aber ich hielt es wieder einmal zu Hause nicht aus. Mutter war wohl zusammen mit meinen Brüdern unterwegs und Vater war mehr als wütend wegen irgendwas. Aber es interessierte mich nicht. Solange er nicht bereute, sah ich keinen Grund darin weiter den artigen Sohn zu spielen.

Und ich hatte auch nicht vergessen, dass ausgerechnet eine der Garrisons mir geholfen hatte. Ares hatte mir ja bereits verraten dass Juliana anders als ihre Familie war, aber es zu erleben war wirklich noch mal ganz was anderes. Sie hatte sich wirklich ihrem Vater entgegen gestellt um mir zu helfen, und sogar Zora hatte geholfen. Ich konnte das nicht vergessen. Vielleicht war es ja irgendwie möglich einen Waffenstillstand mit ihnen auszuhandeln?

Ich war gerade tief in meinen Gedanken versunken als mir der Wind einen Geruch in die Nase wehte. Ein Vampir war in der Nähe. Ich hob meinen Kopf und sah mich um, und dann erblickte ich sie. Sie war es wirklich. Juliana. Und sie war allein. Das war meine Chance mich bei ihr zu bedanken, denn das hatte ich das letzte Mal nicht geschafft.

Ich atmete also tief durch und erhob mich wieder auf die Beine um auf die Blondine zuzugehen und als sie mich entdeckte, wurden ihre Augen ganz groß. Dann lächelte sie mich an und strich sich eine ihrer blonden Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Das sah süß aus.

"Hallo Alec, wie geht es dir?" begrüßte sie mich freundlich. Juliana war wirklich eine hübsche Frau und vor allem ihre blauen Augen strahlten einem geradezu an. Wenn sie keine Garrison wäre, wären wir vermutlich sogar Freunde und Bianca hatte mir verraten dass sie auf Ares stand. Naja, das taten ja die meisten Mädchen.

"Hey, es geht so, um ehrlich zu sein. Aber es ist gut dass ich dich hier zufällig treffe. Ich wollte mich für deine Hilfe neulich bedanken. Es war wirklich mutig von dir, dass du dich deinem Vater entgegen gestellt hast. Du hättest mir nicht helfen müssen und trotzdem hast du es getan. Also wirklich, danke." erklärte ich ihr und ein leichtes Lächeln entkam meinen Lippen.

Die Vampirin schien ein wenig perplex, dass ich mich wirklich bei ihr bedankte, aber ich war eben so erzogen worden und schließlich verdankte ich ihr mein Leben.

"Das war selbstverständlich, Alec. Ich sehe dich und deine Brüder nicht als Feinde. Ich will diesen Krieg nicht. Und ich hasse die Methoden meines Vaters." gab sie ehrlich vor mir zu.

"Willst du mir vielleicht, naja, ein bisschen beim Spazierengehen Gesellschaft leisten?" fragte sie mich dann sogar lächelnd.

"Klar, warum nicht." antworte ich ihr und wir liefen ein Stück, während ich meine Hände in meine Hosentaschen steckte.

"Wir haben da etwas gemeinsam. Ich kann die Methoden meines Vaters auch nicht mehr gutheißen. Nicht seit jener Nacht. Ich hätte niemals gedacht dass er soweit gehen würde und einen unschuldigen Menschen töten würde. Wie geht es Jenn eigentlich mit allem?" fragte ich sie.

Ich fand es traurig, dass sie sich, nachdem Jenn nun ein Vampir war, für Finley und gegen meinen Bruder entschieden hatte. Die beiden wären ein so schönes Paar gewesen. Ich wusste nicht, ob Valentine so schnell darüber hinweg kommen würde.

Aber jetzt hatte sich alles völlig verändert und wer hätte vor ein paar Monaten noch gedacht, dass heute eine Garrison und ein Graham völlig normal nebeneinander her gehen konnten, als wären wir völlig gewöhnliche Leute?

"Das du das mit Jenn mitansehen musstest, tut mir schrecklich leid, Alec. Ihr geht es den Umständen entsprechend. Wir helfen ihr, wo wir nur können, aber ihre Kontrolle ist noch ein großes Problem, weil sie auch keine Kontrolle über ihre Gefühle hat." erzählte sie mir und ich nickte verständnisvoll. Dieses Problem hatten wir alle am Anfang, aber das würde sie schon hin bekommen.

"Aber wie geht es dir? Du wirkst so traurig. Es ist wegen dem was dein Vater getan hat, oder? Wir können darüber sprechen wenn du möchtest oder auch nicht, wie du willst. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass wir uns mal kennenlernen." ergänzte Juliana dann ehrlich.

Ich schenkte ihr ein leichtes Lächeln und fand ihre Art wirklich süß. Sie war nett und sehr schön. Wären die Umstände anders, könnte ich ein Interesse für sie haben, aber das würde alles doch nur komplizierter machen.

"Ja, also ich dachte immer wir sorgen für die Sicherheit dieser Stadt. Dass es in unserer Verantwortung steht, weißt du? Vater hat uns immer geprädigt, dass wir mit Verstand handeln sollen und die richtige Entscheidung treffen sollen, aber was er gemacht hat war einfach nur falsch und unüberlegt. Er hat Jenn getötet nur weil er gesehen hat dass Fin sie mag.

Er hatte nicht gewusst dass Valentine sie liebt, er weiß es auch heute nicht und ich glaube, es wäre ihm auch egal. Liebe macht uns schwach, sagt er immer. Ich weiß inzwischen gar nicht mehr, ob das was mein Vater uns all die Jahre gesagt hatte, überhaupt richtig war. Er will die Stadt nicht beschützen, nur seine Macht demonstrieren.

Niemand von uns war dabei, als er damals deine Tante und deinen Onkel getötet hatte. Er erzählte uns dass es nötig wäre, aber inzwischen bezweifle ich das. Ich weiß einfach nicht mehr, wo mein Platz ist, verstehst du?" erzählte ich ihr ehrlich und es tat auch gut mit ihr darüber zu reden. Mit meinen Brüdern konnte ich das zwar auch, aber die waren im selben Boot wie ich.

"Ich will diesen Krieg nicht weiter führen. Ich möchte Frieden. Aber das geht nicht solange gemordet wird, verstehst du?" ergänzte ich und seufzte etwas gequält aus, aber vermutlich konnte sie mich ganz gut verstehen. Und dann umarmte sie mich plötzlich worüber ich mehr als überrascht war.

"Mir geht es wie dir, Alec. Ich möchte den Krieg auch nicht, genau wie all das Morden. Ich weiß leider selbst nicht, weshalb meine Tante und mein Onkel von deinem Vater getötet wurden.

Mir wird dazu nicht viel gesagt. Und auch wenn die Methoden meines Vater schrecklich sind und ich sie nicht gut heiße, so hat er uns niemals die Liebe verwehrt. Sie macht nicht schwach. Sie macht dich stark. Es ist doch ein schönes Gefühl für etwas zu kämpfen, was sich lohnt. Hör auf dein Herz Alec, dann weißt du auch wo dein Platz ist. Also so mache ich es." sagte sie sanft und lächelte mich leicht verlegen an, als meine Augen ganz groß wurden.

Es fühlte sich wirklich schön an, wie Juliana mich umarmte und ich erwiderte es augenblicklich. Mein Gesicht vergrub ich in ihren Haaren und es war für mich unbegreiflich, wie so ein tolles Mädchen eine Garrison sein konnte. Aber wenn sie so war, dann wäre es doch möglich dass die anderen auch so sein könnten und der Wunsch in mir Frieden zu verhandeln, wuchs heran. Niemand sollte mehr sterben müssen.

"Danke." hauchte ich Juliana leise zu und dann lösten wir uns wieder voneinander und ich begann mit meinen Finger ihr Haar hinters Ohr zu streichen. Sie war wirklich wunderschön. Wir lächelten uns beide an und gingen noch ein Stück. Bevor wir aber wieder getrennte Wege gingen, gab ich ihr meine Handynummer damit sie sich bei mir melden konnte, wenn ihr danach wäre. Vielleicht könnten wir ja eines Tages wirklich Freunde werden und wer wusste schon, was die Zukunft noch alles bringen würde.

The Sisters Chronicles - Deadly WarWhere stories live. Discover now